Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
wissen wir noch nicht. Es ist Sonntag abend, Harry. In der Akademie ist niemand. Wir sehen uns die Unterlagen morgen an.«
    Bosch nickte.
    »Habt ihr im Computer nachgeprüft, ob er einen Waffenschein hat?«
    »Aber sicher, haben wir. Er hat sogar eine Genehmigung, ständig eine Waffe zu tragen.«
    »Was für eine? Sag bloß, eine Neun-Millimeter?«
    »Da muß ich dich leider enttäuschen, Harry. Die ATF war heute abend geschlossen. Auch das kriegen wir morgen raus. Wir wissen nur, daß er berechtigt ist, eine verdeckte Waffe zu tragen.«
    »Okay, dann behaltet das schön in Erinnerung, ihr zwei! Vergeßt nicht, wie gut Elias’ Mörder schießen konnte.«
    Rider und Edgar nickten.
    »Du glaubst also, Richter erledigt für Kincaid die Drecksarbeit?«
    »Wahrscheinlich. Die Reichen machen sich normalerweise nicht selbst die Hände schmutzig. Die schießen nicht selbst, die lassen schießen. Im Moment gefällt mir Richter recht gut.«
    Er sah seine Partner kurz an. Er hatte das Gefühl, sie standen kurz vor dem endgültigen Durchbruch. In den nächsten vierundzwanzig Stunden würde der Fall gelöst. Er hoffte, die Stadt würde so lange warten.
    »Sonst noch was?«
    »Hast du Sheehan gut untergebracht?« fragte Rider.
    Bosch fiel der Ton auf, in dem sie das sagte.
    »Ja, er ist untergebracht. Und, äh, übrigens, ich bitte um Entschuldigung wegen der Pressekonferenz. Irving wollte euch dabeihaben, aber ich hätte euch das wahrscheinlich ersparen können. Aber ich habe es nicht versucht. Ich weiß, das war nicht okay. Es tut mir leid.«
    »Schon okay, Harry«, sagte Rider.
    Edgar nickte.
    »Sonst noch was, bevor wir losfahren?«
    Edgar begann, den Kopf zu schütteln, doch dann sagte er: »Ach, übrigens, Schußwaffen hat angerufen. Sie haben sich heute morgen Michael Harris’ Kanone angesehen. Scheint nichts dran auszusetzen zu sein. Sie meinten, den Staubablagerungen im Lauf nach zu schließen, wurde sie wahrscheinlich schon Monate nicht mehr benutzt oder gereinigt. Er ist also aus dem Schneider.«
    »Gehen sie der Sache trotzdem weiter nach?«
    »Deswegen haben sie angerufen. Sie bekamen von Irving die dringende Anweisung, sobald sie morgen von der Autopsie die Kugeln kriegen, sofort Sheehans Waffe zu machen. Deshalb wollten sie wissen, ob du möchtest, daß sie mit Harris’ Kanone weitermachen. Ich habe ihnen gesagt, das sollen sie mal ruhig, wenn sie schon dabei sind.«
    »Gut. Sonst noch was?«
    Edgar und Rider schüttelten den Kopf.
    »Also, dann gut«, sagte Bosch. »Fahren wir noch zu Judge Baker, und dann machen wir Schluß für heute. Wenn mich nicht alles täuscht, wird es morgen ein langer Tag.«

29
    E s hatte zu regnen begonnen. Bosch stellte den Wagen in den Carport und schloß ihn ab. Er freute sich auf ein Bier, um die Koffein-Überdrehtheit abzubauen. Judge Baker hatte ihnen Kaffee angeboten, während sie die Anträge geprüft hatte. Sie hatte die Durchsuchungsbefehle langsam und gründlich durchgesehen, und Bosch hatte zwei ganze Tassen getrunken. Am Ende hatte sie allerdings jeden Durchsuchungsbefehl unterzeichnet, und Bosch hatte kein Koffein mehr gebraucht, um auf Touren zu kommen. Am nächsten Morgen würden sie ›das Wild jagen und stellen‹, wie Kiz Rider es nannte – der Moment der Wahrheit in einem Ermittlungsverfahren, die Phase, in der sich Theorien und Vermutungen zu konkreten Beweisen und Anklagepunkten verfestigten. Oder in nichts auflösten.
    Bosch betrat das Haus durch die Küchentür. Abgesehen von dem Bier kreisten seine Gedanken um Kate Kincaid und die Frage, wie er es am nächsten Tag mit ihr angehen sollte. Er freute sich schon darauf, so, wie sich ein zuversichtlicher Quarterback, der sämtliche Filme und Spielzüge des Gegners studiert hat, auf das kommende Spiel freut.
    In der Küche brannte bereits Licht. Bosch stellte seinen Aktenkoffer auf die Theke und öffnete den Kühlschrank. Es gab kein Bier mehr.
    »Scheiße.«
    Er wußte, es waren mindestens fünf Flaschen Anchor Steam im Kühlschrank gewesen. Er drehte sich um und sah die fünf Kronkorken auf der Theke liegen. Er ging weiter ins Haus hinein und rief: »Hey, Frankie! Sag bloß, du hast alles ausgetrunken!«
    Keine Antwort. Bosch ging durchs Eßzimmer und dann durchs Wohnzimmer. Das Haus sah genauso aus, wie er es vor ein paar Stunden verlassen hatte, jedenfalls nicht so, als ob sich Sheehan bereits häuslich eingerichtet hätte. Er sah durch die Glastür auf die hintere Veranda hinaus. Die Außenbeleuchtung war

Weitere Kostenlose Bücher