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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hatte.«
    Jetzt begann Boschs Handy in seinem Aktenkoffer zu läuten. Kate Kincaid stand langsam auf.
    »Ich gehe raus. Damit Sie ungestört telefonieren können.«
    Als er nach seinem Aktenkoffer griff, sah er, wie sie ihre Handtasche nahm und den Raum verließ. Sie ging in Richtung des Flurs, in dem das Zimmer ihrer toten Tochter lag. Bosch nestelte am Schloß des Aktenkoffers herum, bekam es schließlich auf und holte das Telefon heraus. Es war Lindell.
    »Ich bin in ihrem Haus.« Aus der gepreßten Stimme des FBI-Agenten sprachen heftige Anspannung und Erregung. »Kincaid und Richter sind hier. Kein schöner Anblick.«
    »Erzählen Sie!«
    »Sie sind tot. Und es sieht nicht so aus, als wäre es schnell gegangen. Um sie bewegungsunfähig zu machen, wurden sie zunächst nur angeschossen, beide in die Hoden … Ist die Frau noch bei Ihnen?«
    Bosch sah in Richtung Flur.
    »Ja.«
    Gerade als er es sagte, hörte er vom Ende des Gangs einen Knall. Er wußte, was es war.
    »Bringen Sie sie lieber hier rüber«, sagte Lindell.
    »Okay.«
    Bosch schob das Telefon zusammen und legte es in den Aktenkoffer zurück. Seine Augen waren immer noch auf den Flur gerichtet.
    »Mrs. Kincaid?«
    Keine Antwort. Alles, was er hörte, war der Regen.

32
     
    B is Bosch in Brentwood fertig war und oben im The Summit ankam, war es fast zwei Uhr. Während er durch den Regen fuhr, mußte er ständig an Kate Kincaids Gesicht denken. Er war keine zehn Sekunden, nachdem er den Schuß gehört hatte, in Staceys Zimmer gestürmt, aber sie war bereits tot gewesen. Sie hatte eine Zweiundzwanziger genommen, sich den Lauf in den Mund gesteckt und sich eine Kugel ins Gehirn gejagt. Sie war sofort tot gewesen. Der Rückstoß hatte ihr die Waffe aus dem Mund gerissen und auf den Boden geschleudert. Wie das bei Zweiundzwanzigern häufig der Fall ist, gab es keine Austrittswunde. Sie sah aus, als schliefe sie nur. Sie hatte sich in die rosafarbene Decke gewickelt, die von ihrer Tochter benutzt worden war. Die tote Kate Kincaid machte einen heiteren Eindruck. Kein Bestattungsunternehmer konnte daran noch etwas verbessern.
    Vor der Kincaid-Villa standen mehrere Pkws und Vans. Bosch mußte so weit vom Eingang entfernt parken, daß er durch seinen Regenmantel hindurch naß wurde, bis er die Tür erreichte. Dort erwartete ihn Lindell.
    »Ganz schöne Scheiße das«, begrüßte ihn der FBI-Agent.
    »Allerdings.«
    »Hätten wir es kommen sehen müssen?«
    »Keine Ahnung. Man kann doch nie in andre Leute reinschauen.«
    »Wie sieht es bei Ihnen drüben inzwischen aus?«
    »Der Coroner und das SID sind noch da. Zwei RHD-Bullen – sie übernehmen das Ganze.«
    Lindell nickte.
    »Was ich sehen muß, habe ich gesehen. Zeigen Sie mir, was es hier gibt.«
    Sie gingen ins Haus, und Lindell führte Bosch in das riesige Wohnzimmer, in dem er am Nachmittag zuvor mit den Kincaids gesessen hatte. Er sah die Leichen. Sam Kincaid war auf derselben Stelle der Couch, wo Bosch ihn zuletzt gesehen hatte. D. C. Richter lag vor dem Fenster, von dem man auf das Valley hinausblickte, auf dem Boden. Diesmal hatte man keinen Jumboblick. Alles war grau. Richter lag in einer Blutlache. Kincaids Blut war durch den Bezug der Couch gesickert. Im Raum arbeiteten mehrere Techniker von der Spurensicherung, und es waren Scheinwerfer aufgestellt. Die Stellen, wo sie auf dem Boden oder auf einem Möbelstück Geschosse vom Kaliber .22 gefunden hatten, waren durch numerierte Plastiktäfelchen gekennzeichnet.
    »Die Zweiundzwanziger haben Sie drüben in Brentwood, oder?«
    »Ja, das war die Waffe, die sie benutzte.«
    »Sie sind nicht vielleicht auf die Idee gekommen, Sie zu durchsuchen, bevor Sie mit ihr zu reden angefangen haben, hm?«
    Bosch sah den FBI-Agenten verärgert an und schüttelte leicht den Kopf.
    »Soll das ein Witz sein? Es war absolut freiwillig, Mann. Kann ja sein, daß Sie beim FBI so was noch nie gemacht haben, aber Regel Nummer eins lautet: Vermittle dem Befragten nicht schon das Gefühl, verdächtigt zu werden, bevor du überhaupt angefangen hast. Ich habe sie nicht durchsucht, und es wäre ein Fehler gewesen, wenn –«
    »Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, daß ich gefragt habe. Es ist nur, daß …«
    Er sprach nicht weiter, aber Bosch wußte, worauf er hinauswollte. Er beschloß, das Thema zu wechseln.
    »Ist der alte Herr schon aufgetaucht?«
    »Jack Kincaid? Nein, wir haben jemanden hingeschickt. Soviel ich gehört habe, hat er es gar nicht gut aufgenommen. Ruft jeden

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