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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zwischen neun und Mitternacht. Der Coroner meint, den Blutungen zufolge könnten sie zwischen der ersten und der letzten Kugel bis zu zwei Stunden am Leben geblieben sein. Sieht so aus, als hätte sie etwas von ihnen wissen wollen und als wären sie nicht damit herausgerückt – jedenfalls nicht gleich.«
    »Ihr Mann hat geredet. Was Richter angeht, weiß ich nicht – er war ihr vermutlich egal. Aber ihr Mann hat ihr alles über Stacey erzählt. Dann, schätze ich, hat sie ihm den Rest gegeben. Ihnen beiden. Der Kerl, der auf den Fotos im Internet mit dem Mädchen zu sehen ist, das war nicht ihr Mann. Lassen Sie die Gerichtsmedizin Fotos von Richters Oberkörper machen und einen Vergleich anstellen. Vielleicht war er es.«
    Lindell deutete auf die Leichen.
    »Machen wir. Und was glauben Sie? Sie hat das hier gestern nacht gemacht und ist dann, was, schlafen gegangen?«
    »Kaum. Ich glaube, sie hat die Nacht in dem Haus in Brentwood verbracht. Es sah so aus, als hätte jemand im Bett des Mädchens geschlafen. Sie mußte sich erst noch mit mir treffen und mir alles erzählen, bevor sie ihren Plan zum Abschluß bringen konnte.«
    »Sie meinen, Selbstmord begehen?«
    »Ja.«
    »Ganz schön hart, Mann.«
    »Aber bestimmt wäre es noch härter gewesen, mit dem ständigen Bewußtsein ihrer Schuld leben zu müssen, mit dem Wissen um das, was sie ihrer Tochter hatte antun lassen. Da war Selbstmord eher die einfache Lösung.«
    »Also, wenn Sie mich fragen, nicht. Ich muß da ständig an Sheehan denken, Bosch. Ich meine, wie finster muß es für ihn ausgesehen haben, um so etwas zu tun?«
    »Hoffen Sie mal, daß Sie das nie erfahren. Wo sind meine Leute?«
    »Im Arbeitszimmer, am Ende des Gangs. Sie kümmern sich um das.«
    »Ich sehe mal nach ihnen.«
    Damit verließ Bosch Lindell und ging den Flur hinunter ins Arbeitszimmer. Edgar und Rider führten stumm eine Durchsuchung durch. Die Gegenstände, die sie konfiszieren wollten, stapelten sich auf dem Schreibtisch. Bosch nickte ihnen zur Begrüßung zu, sie nickten zurück. Inzwischen hing eine stille Fahlheit über dem Ermittlungsverfahren. Es würde keine strafrechtliche Verfolgung, keinen Prozeß geben. Zu erklären, was passiert war, blieb ihnen überlassen. Und ihnen war allen klar, daß die Medien skeptisch reagieren und die Öffentlichkeit ihnen möglicherweise nicht glauben würde.
    Bosch trat an den Schreibtisch. Die einzelnen Bestandteile der umfangreichen Computeranlage waren mit einem Wust von Verbindungskabeln verbunden. Da waren Boxen voller Disketten, die zur Datenspeicherung dienten. Da waren eine kleine Videokamera und eine Schneidevorrichtung.
    »Wir haben eine Menge Material, Harry«, sagte Rider. »Die Kinderpornos hätten wir ihm mühelos anhängen können. Er hat ein Zip-Laufwerk mit allen Bildern von der geheimen Website drauf. Er hat diese Kamera – damit, glauben wir, wurden die Videos von Stacey aufgenommen.«
    Rider, der Handschuhe trug, hob die Kamera hoch, um sie Bosch zu zeigen.
    »Es ist eine Digitalkamera. Du nimmst einen Film auf, steckst die Kamera hier ein, überspielst, was du haben willst, auf deinen Computer und stellst es ins Internet. Und das alles zu Hause, in deinen eigenen vier Wänden. Im wahrsten Sinn des Wortes ein Kinder–«
    Sie sprach nicht zu Ende. Bosch wandte sich ihr zu, um zu sehen, was sie verstummen ließ, und sah Deputy Chief Irving in der Tür stehen. Hinter ihm waren Lindell und Irvings Adjutant, Lieutenant Tulin. Irving trat in das Arbeitszimmer und reichte Tulin seinen nassen Regenmantel. Er trug ihm auf, ihn zu nehmen und in einem anderen Zimmer des Hauses zu warten.
    »In welchem, Chief?«
    »In irgendeinem.«
    Nachdem Tulin gegangen war, schloß Irving die Tür. Damit waren er, Lindell und Boschs Team allein im Arbeitszimmer. Bosch konnte sich bereits denken, was jetzt kommen würde. Der Mann, der alles wieder hinbiegen sollte, war hier. Die Ermittlungen würden gleich den Waschgang durchlaufen, in dem sich Entscheidungen und Presseerklärungen nur noch danach orientierten, was für die Polizei das beste war, und nicht nach der Wahrheit. Bosch verschränkte die Arme und wartete.
    »Ich möchte diese Sache umgehend zum Abschluß bringen«, erklärte Irving. »Nehmen Sie mit, was Sie gefunden haben, und dann machen Sie hier Schluß.«
    »Chief«, sagte Rider. »Wir müssen noch große Teile des Hauses durchsuchen.«
    »Das interessiert mich jetzt nicht. Ich möchte die Leichen weg haben, und dann möchte ich die

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