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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aber schließlich wurden wir fündig. Freunde von ihr erzählten uns von einem Kerl, der ihr Ärger gemachte hatte. Weil sie ihn abblitzen ließ, belästigte er sie, stellte ihr nach. Wir hörten uns in dem Haus um, in dem sie wohnte, und nahmen den Hausmeister genauer unter die Lupe.«
    »Hätte ich mir eigentlich gleich denken können, daß er es war.«
    »Wir redeten mit ihm, und er machte sich gerade verdächtig genug, damit wir einen Richter überreden konnten, uns einen Durchsuchungsbefehl auszustellen. Darauf fanden wir in seiner Wohnung das Notizbuch, aus dem der vermeintliche Abschiedsbrief herausgerissen worden war. Es war eigentlich mehr ein Tagebuch, in das sie ihre Gedanken und sonst alles mögliche Zeugs geschrieben hatte. Dieser Typ hatte darin eine Seite gefunden, wo sie gerade mal besonders schwarz gesehen hatte, und gemerkt, daß er sie als Abschiedsbrief verwenden könnte. Wir fanden auch noch andere Dinge, die ihr gehörten.«
    »Warum behielt er die Sachen?«
    »Weil die Leute blöd sind, Chastain, deshalb. Wenn Sie clevere Mörder sehen wollen, sehen Sie am besten fern. Er behielt den Krempel, weil er dachte, wir kämen nie darauf, daß es kein Selbstmord war. Und weil in dem Tagebuch auch was über ihn stand. Sie hatte geschrieben, daß er ihr nachstellte und daß ihr das einerseits angst machte, andererseits aber auch schmeichelte. Wahrscheinlich ist ihm einer abgegangen, als er es gelesen hat. Jedenfalls hat er es aufgehoben.«
    »Wann ist der Prozeß?«
    »In ein paar Monaten.«
    »Dürfte eine klare Sache werden.«
    »Na ja, mal sehen. Bei O. J. dachte man das auch.«
    »Wie hat er es gemacht? Sie unter Drogen gesetzt und sie dann in die Badewanne gelegt und ihr die Pulsadern aufgeschnitten?«
    »Er verschaffte sich mit seinem Zweitschlüssel Zugang zu ihrer Wohnung, als sie weg war. In ihrem Tagebuch stand was davon, daß sie glaubte, daß jemand heimlich in ihre Wohnung eindrang. Sie ging regelmäßig joggen – jeden Tag drei Meilen. Wir nehmen an, daß er sich dann immer in ihre Wohnung schlich. Sie hatte rezeptpflichtige Schmerzmittel im Arzneischrank – sie hatte sich vor ein paar Jahren beim Racketball eine Verletzung zugezogen. Wir vermuten, er ließ die Tabletten bei einem seiner heimlichen Besuche mitgehen und löste sie in Orangensaft auf, den er dann bei seinem nächsten Besuch in die Saftflasche in ihrem Kühlschrank füllte. Er kannte ihre Gewohnheiten und wußte, daß sie sich nach dem Laufen zum Abkühlen immer auf die Eingangstreppe setzte und ihren Saft trank. Möglicherweise merkte sie, daß ihr jemand was in den Saft getan hatte, und rief um Hilfe. Aber derjenige, der ihr zu Hilfe kam und sie nach drinnen brachte, war er.«
    »Hat er sie vorher vergewaltigt?«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Vermutlich hat er es versucht, aber er bekam keinen hoch.«
    Eine Weile fuhren sie schweigend dahin.
    »Nicht übel, Bosch«, sagte Chastain. »Ihnen entgeht wohl gar nichts.«
    »Hoffen wir mal.«

7
    C hastain parkte in der Anfahrtszone vor dem modernen Hochhaus, das sich The Place nannte. Noch bevor sie ausgestiegen waren, kam der Nachttürsteher durch die gläserne Eingangstür, um sie entweder in Empfang zu nehmen oder zum Wegfahren aufzufordern. Bosch stieg aus und erklärte dem Mann, Howard Elias sei nicht weit von hier ermordet worden und deshalb müßten sie in seine Wohnung sehen, um sich zu vergewissern, daß es keine weiteren Opfer gab oder daß jemand Hilfe brauchte. Der Türsteher hatte nichts dagegen, wollte aber mitkommen. Bosch sagte ihm in einem Ton, der nicht zu langen Diskussionen einlud, er solle im Foyer auf die Polizisten warten, die in Bälde eintreffen würden.
    Howard Elias’ Wohnung befand sich im zwanzigsten Stock. Der Aufzug fuhr schnell, aber das Schweigen zwischen Bosch und Chastain ließ die Fahrt länger erscheinen.
    Sie hatten 20E rasch gefunden. Bosch klopfte an die Tür und drückte auf den Klingelknopf daneben. Als sich nichts rührte, bückte sich Bosch, öffnete auf dem Boden seinen Aktenkoffer und nahm die Schlüssel aus der Beweismitteltüte, die Hoffman ihm gegeben hatte.
    »Meinen Sie nicht, wir sollen auf den Durchsuchungsbefehl warten?« fragte Chastain.
    Bosch klappte den Aktenkoffer zu und ließ die Verschlüsse einschnappen, während er zu ihm aufsah.
    »Nein.«
    »Was Sie da dem Türsteher eben von irgendwelchen Kollegen gesagt haben, die noch nachkommen, war doch totaler Quatsch?«
    Bosch stand auf und fing an, die Schlüssel in

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