Schwarze Engel

oberflächliche Durchsuchung der restlichen Wohnung durch. Sie sahen in Schubladen und Schränke, unter Betten und Sofapolster, brachten aber nichts durcheinander. Irgendwann rief Chastain aus dem Bad des größeren Schlafzimmers.
    »Hier sind zwei Zahnbürsten.«
    »Okay.«
    Bosch war im Wohnzimmer und sah sich die Bücher in den Regalen an. Er entdeckte eins, das er vor Jahren gelesen hatte. Yesterday Will Make You Cry von Chester Himes. Er spürte Chastains Anwesenheit und drehte sich um. Der IAD-Mann stand im Flur, der zu den Schlafzimmern führte. Er hielt eine Packung Kondome hoch.
    »Sie waren ganz hinten in einem Regal unter dem Waschbecken versteckt.«
    Bosch sagte nichts. Er nickte bloß.
    In der Küche war ein Wandapparat mit einem Anrufbeantworter. Das Licht blinkte, und das Display zeigte an, daß ein Anruf eingegangen war. Bosch drückte auf den Abspielknopf. Es war eine Frauenstimme.
    »Hallo, ich bin’s. Ich dachte eigentlich, du würdest mich anrufen. Ich hoffe, du bist mir nicht eingeschlafen.«
    Das war’s. Nach der Nachricht meldete der Anrufbeantworter, daß der Anruf um 0.01 eingegangen war. Zu diesem Zeitpunkt war Elias bereits tot gewesen. Chastain, der aus dem Wohnzimmer in die Küche gekommen war, als er die Stimme hörte, sah Bosch nur an und hob die Schultern, als die Nachricht zu Ende war. Bosch spielte sie noch mal ab.
    »Hört sich nicht wie seine Frau an«, sagte Bosch.
    »Hört sich wie eine Weiße an«, sagte Chastain.
    Bosch fand, er hatte recht. Er spielte die Nachricht noch mal ab und konzentrierte sich diesmal auf den Tonfall der Stimme. Es schwang eindeutig eine starke Vertrautheit darin mit. Der Zeitpunkt des Anrufs sowie die Annahme der Frau, Elias würde ihre Stimme erkennen, stützten ebenfalls diesen Schluß.
    »Im Bad versteckte Kondome, zwei Zahnbürsten, eine geheimnisvolle Anruferin«, sagte Chastain. »Hört sich ganz nach einer Freundin an. Das könnte die Sache interessant machen.«
    »Schon möglich«, sagte Bosch. »Irgend jemand hat gestern morgen das Bett gemacht. Irgendwelche Frauensachen im Arzneischrank?«
    »Nein.«
    Chastain ging zurück ins Wohnzimmer. Als Bosch in der Küche fertig war, glaubte er, fürs erste genug gesehen zu haben, und schob die Glastür auf, die vom Wohnzimmer auf den Balkon führte. Er lehnte sich an das Eisengeländer und sah auf die Uhr. Es war 4 Uhr 50. Dann zog er den Pager vom Gürtel, um sich zu vergewissern, daß er ihn nicht versehentlich ausgeschaltet hatte.
    Der Pager war an, die Batterie nicht leer. Eleanor hatte nicht versucht, ihn zu erreichen. Er hörte Chastain hinter sich auf den Balkon treten. Bosch sprach, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    »Kannten Sie ihn, Chastain?«
    »Wen, Elias? Ja, schon.«
    »Woher?«
    »Ich habe in Fällen ermittelt, die er später vor Gericht brachte. Ich wurde vorgeladen und unter Eid vernommen. Und dann noch aus dem Bradbury. Er hat dort seine Kanzlei, wir haben dort eine Reihe von Büros. Ich sah ihn ab und zu. Aber falls Sie wissen wollen, ob ich mit ihm Golf spielen war, lautet die Antwort nein. So gut kannte ich ihn nicht.«
    »Der Kerl hat davon gelebt, Cops zu verklagen. Wenn er vor Gericht ging, schien er immer bestens informiert. Insiderwissen. Einige behaupten, er hatte bessere Informationen, als er sich auf legalem Weg beschafft haben könnte. Einige sagen, er hatte in den Reihen –«
    »Ich war kein Spitzel für Howard Elias, Bosch«, sagte Chastain mit gepreßter Stimme. »Und ich kenne niemand bei der Dienstaufsicht, der das war. Wir ermitteln gegen Cops. Ich ermittle gegen Cops. Manchmal haben sie es verdient, und manchmal stellt sich heraus, daß es nicht verdient haben. Sie wissen genausogut wie ich, daß es jemanden geben muß, der für die Polizei die Polizei spielt. Aber für Leute wie Howard Elias den Spitzel zu machen ist das Allerletzte, Bosch. Diese Frage hätten Sie sich wirklich sparen können.«
    Nun sah Bosch ihn doch an und beobachtete, wie die Wut in seine dunklen Augen stieg.
    »War nur eine Frage«, sagte er. »Ich muß schließlich wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Er blickte wieder auf die Stadt hinaus und dann auf die Plaza unter ihm hinab. Er sah Kiz Rider und Loomis Baker, die mit einem Mann, von dem er annahm, daß es sich um Eldridge Peete, den Seilbahnführer, handelte, auf Angels Flight zugingen.
    »Na schön, Sie haben mich gefragt«, sagte Chastain. »Können wir dann weitermachen?«
    »Klar.«
    Schweigend fuhren sie im Lift nach unten. Erst