Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
könnten Sie sich sogar jetzt schon ansehen – und das müssen Sie ja sicher auch. Aber was die anhängigen Verfahren angeht, muß sie sich erst der Special Master ansehen. Sie dürfen ihn nicht als Feind betrachten. Er wird Ihnen alles geben, was Sie zu sehen bekommen dürfen.«
    »Und wann wird er hier anrücken? Nächste Woche? In einem Monat?«
    »Nein. Sheiman wird sich gleich heute morgen darum kümmern. Er wird Judge Houghton anrufen, ihm den Sachverhalt erklären und sehen, ob er ihm jemanden als Special Master empfehlen kann. Mit ein bißchen Glück wird der Betreffende schon heute ernannt, und Sie bekommen schon heute nachmittag, was Sie aus den Akten brauchen. Allerspätestens morgen.«
    »Allerspätestens morgen ist zu spät. So lange können wir hier nicht untätig herumsitzen.«
    »Ja«, fiel Chastain ein. »Wußten Sie denn nicht, daß so ein Ermittlungsverfahren wie ein Hai ist? Es muß ständig –«
    »Schon gut, Chastain«, sagte Bosch.
    »Hören Sie«, sagte Langwiser. »Ich werde Dave klarmachen, wie dringend die Sache ist. Bis dahin müssen Sie einfach Geduld haben. Wollen wir jetzt weiter hier unten herumstehen und lange Reden schwingen, oder gehen wir nach oben und sehen, was wir in der Kanzlei machen können?«
    Verärgert über ihren schneidenden Ton, sah Bosch sie finster an. In diesem Moment begann das Telefon in seiner Hand zu läuten. Es war Edgar. Er flüsterte so leise, daß Bosch sich mit der Hand das andere Ohr zuhielt, um ihn verstehen zu können.
    »Ich habe dich nicht verstanden. Was?«
    »Hör zu, ich bin im Schlafzimmer. Im Nachttisch ist kein Adreßbuch. Ich habe in beiden Nachttischen nachgesehen. Es ist nicht da.«
    »Was?«
    »Dieses Adreßbuch. Es ist nicht hier, Mann.«
    Bosch sah Chastain an, der zurückblickte. Er wandte sich ab und stellte sich abseits, außer Hörweite der anderen. Jetzt flüsterte er ins Telefon.
    »Bist du sicher?«
    »Klar bin ich sicher. Wenn es hier wäre, hätte ich es wohl gesehen.«
    »Warst du der erste im Schlafzimmer.«
    »Ja. Der erste. Es ist nicht hier.«
    »Und du bist in dem Schlafzimmer, das auf der rechten Seite liegt, wenn man den Flur runtergeht?«
    »Ja, Harry. Ich bin im richtigen Zimmer. Aber es ist nicht hier.«
    »Scheiße.«
    »Was soll ich jetzt tun?«
    »Nichts. Mit der Durchsuchung weitermachen.«
    Bosch schob das Handy zusammen und steckte es ein. Er ging zu den anderen zurück. Er versuchte ruhig zu erscheinen, als hätte der Anruf nur ein geringfügiges Ärgernis dargestellt.
    »Okay, dann fahren wir mal nach oben und sehen, was wir dort tun können.«
    Sie gingen zum Aufzug, einem offenen schmiedeeisernen Käfig mit kunstvollen Schnörkeln und einer Einfassung aus poliertem Messing.
    »Am besten, Sie fahren mit den beiden Damen hoch«, sagte Bosch zu Dellacroce. »Wir kommen dann nach. So müßte das Gewicht etwa gleichmäßig verteilt sein.«
    Er holte Elias’ Schlüsselbund aus der Tasche und reichte ihn Rider.
    »Der Kanzleischlüssel müßte da dran sein. Und mach dir wegen Harris erst mal keine Gedanken. Als erstes sehen wir, was wir in der Kanzlei finden.«
    »Klar, Harry.«
    Sie stiegen ein, und Dellacroce zog das Faltgitter zu. Mit einem Ruck setzte sich der Lift in Bewegung. Als er den ersten Stock erreichte und seine Insassen sie nicht mehr sehen konnten, wandte Bosch sich Chastain zu. Jetzt verschaffte er seinem Ärger Luft. Er ließ den Aktenkoffer fallen, packte Chastain mit beiden Händen am Kragen seiner Jacke, stieß ihn grob gegen den Liftkäfig und zischte wutentbrannt: »Herrgott noch mal, Chastain, ich frage Sie nur dieses eine Mal. Wo ist das verdammte Adreßbuch?«
    Chastain wurde knallrot und riß erschrocken die Augen auf.
    »Was? Was meinen Sie überhaupt?«
    Er packte Boschs Hände und versuchte sich zu befreien, aber Bosch ließ nicht los und lehnte sich weiter mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn.
    »Das Adreßbuch in der Wohnung. Ich weiß, daß Sie es genommen haben, und ich will es zurück. Und zwar sofort.«
    Endlich gelang es Chastain, sich loszureißen. Sein Sakko, sein Hemd und seine Krawatte waren verrutscht. Er wich vor Bosch zurück, als hätte er Angst, und brachte seine Kleider in Ordnung. Dann deutete er mit dem Finger auf Bosch.
    »Fassen Sie mich ja nicht noch mal an! Sind Sie komplett übergeschnappt? Ich habe das Adreßbuch nicht. Das hatten Sie. Ich habe gesehen, wie Sie es in die Nachttischschublade zurückgelegt haben.«
    Bosch machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher