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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben es genommen. Als ich auf dem Bal–«
    »Fassen Sie mich nicht an, habe ich gesagt! Ich habe es nicht genommen. Wenn es nicht da ist, war nach uns noch jemand in der Wohnung und hat es genommen.«
    Bosch hielt inne. Es war eine naheliegende Erklärung, und doch war sie ihm nicht mal in den Sinn gekommen. Er hatte automatisch Chastain verdächtigt. Beschämt, daß er alte Animositäten sein Urteil hatte trüben lassen, blickte er auf den Fliesenboden. Er konnte hören, wie im fünften Stock die Lifttür aufging. Er hob die Augen, fixierte Chastain mit einem blutleeren Blick und deutete auf sein Gesicht.
    »Wenn ich was anderes herausfinde, Chastain, zerreiße ich Sie in der Luft. Machen Sie sich schon mal darauf gefaßt.«
    »Jetzt lassen Sie endlich diesen Scheiß! Ich habe das Buch nicht genommen. Aber Ihre Dienstmarke werde ich Ihnen dafür nehmen.«
    Bosch lächelte, aber in seinem Lächeln lag keine Wärme.
    »Nur zu. Schreiben Sie Ihre Anzeige, Chastain. Sobald Sie mir meine Dienstmarke nehmen können, können Sie sie gern haben.«

11
    A ls Bosch und Chastain im vierten Stock ankamen, waren die anderen bereits in Howard Elias’ Kanzlei. Sie bestand im wesentlichen aus drei Räumen: einem Vorzimmer mit einem Schreibtisch für die Sekretärin, einem Raum mit einem Schreibtisch für den Rechtsgehilfen und zwei Wänden voller Aktenschränke und schließlich dem dritten und größten Raum, Elias’ Büro.
    Während Bosch und Chastain durch die Kanzlei gingen, standen die anderen stumm herum und sahen sie nicht an. Sie hatten den Streit im Foyer mitbekommen, als sie im Aufzug nach oben gefahren waren. Bosch störte das nicht. Er hatte die Auseinandersetzung mit Chastain bereits abgehakt und konzentrierte sich auf die Durchsuchung. Er hoffte, sie würden in der Kanzlei etwas finden, was den Ermittlungen einen Brennpunkt, eine bestimmte Richtung gab. Er ging durch die Kanzlei und machte sich mit den räumlichen Gegebenheiten vertraut. Im letzten Raum war durch die Fenster hinter Elias’ großem Holzschreibtisch das riesige Gesicht von Anthony Quinn zu sehen. Es war Teil eines Wandgemäldes an einem dem Bradbury gegenüberliegenden Gebäude, das den Schauspieler mit ausgebreiteten Armen darstellte.
    Rider kam hinter ihm in das Büro. Auch sie sah aus dem Fenster.
    »Weißt du, jedesmal wenn ich in der Gegend hier unten bin und das sehe, frage ich mich, wer das ist.«
    »Weißt du das nicht?«
    »César Chávez?«
    »Anthony Quinn. Du weißt schon, der Schauspieler.«
    Offenbar sagte ihr der Name nichts.
    »Vor deiner Zeit wahrscheinlich. Das Wandgemälde heißt Der Papst des Broadway – als würde er seine schützende Hand über die ganzen Obdachlosen hier in der Gegend halten.«
    »Ach so.« Das klang nicht gerade beeindruckt. »Wie willst du jetzt vorgehen?«
    Bosch starrte immer noch auf das Wandgemälde. Er mochte es, auch wenn er Schwierigkeiten hatte, Anthony Quinn als christusähnliche Figur zu sehen. Aber das Wandbild schien das Wesen des Mannes ganz gut zu treffen, eine urwüchsige männliche und emotionale Kraft. Bosch trat näher ans Fenster und blickte nach unten. Er sah die Konturen von zwei Obdachlosen, die auf dem Parkplatz vor dem Wandgemälde unter Decken aus Zeitungen schliefen. Anthony Quinns Arme waren über sie gebreitet. Bosch nickte. Das Wandgemälde war eins der kleinen Dinge, die ihm die Downtown von Los Angeles so liebenswert machten. Wie das Bradbury oder Angels Flight. Wenn man die Augen offenhielt, gab es überall kleine Glanzlichter.
    Er drehte sich um. Hinter Rider waren Chastain und Langwiser in den Raum gekommen.
    »Ich mache mich hier an die Arbeit. Kiz und Janis, Sie übernehmen das Aktenzimmer.«
    »Und wie weiter?« fragte Chastain. »Sollen ich und Del den Schreibtisch der Sekretärin übernehmen?«
    »Sicher. Wenn Sie ihn durchsuchen, sehen Sie gleich mal, ob Sie ihren Namen und den des Praktikanten oder Rechtsgehilfen herausbekommen. Wir müssen noch heute mit ihnen sprechen.«
    Chastain nickte, aber Bosch entging nicht, daß er sich ärgerte, weil er den uninteressantesten Auftrag bekommen hatte.
    »Wissen Sie was?« fügte Bosch hinzu. »Gehen Sie doch erst mal los und versuchen Sie ein paar Schachteln aufzutreiben. Wir werden eine Menge Akten von hier wegschaffen müssen.«
    Wortlos verließ Chastain den Raum. Als Bosch sich kurz Rider zuwandte, bedachte sie ihn mit einem Blick, der ihm zu verstehen gab, daß er sich wie ein Arschloch benahm.
    »Ist was?«
    »Nein. Ich

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