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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch hinzu, die Richtigkeit dieser Einschätzung, zu der er nach den Unruhen 1965 in Watts gelangt sei, sei durch die Unruhen des Jahres 1992 bestätigt worden.
    Frage und Antwort hatten, wenn überhaupt, nur wenig mit dem Mord an dem zwölfjährigen Mädchen zu tun, wurden aber nachweislich zum Knackpunkt des ganzen Prozesses. Nach Beendigung der Verhandlung erklärten Geschworene, Kincaids Antwort sei symptomatisch für die tiefe Kluft, die in der Stadt zwischen den Rassen herrsche. Infolge dieser einen Äußerung verlagerte sich das Schwergewicht der Sympathien von der Familie Kincaid auf Harris. Die Anklage stand auf verlorenem Posten.
    Die Geschworenen sprachen Harris nach vier Stunden frei. Anschließend übergab Penny den Fall zum Zweck einer Zivilklage an seinen Kollegen Howard Elias, und Harris nahm im Pantheon der Bürgerrechtsopfer und -helden von South L. A. einen Platz an der Seite Rodney Kings ein. Die meisten von ihnen waren zu Recht in den Genuß dieser Ehre gelangt, aber einige hatten sie nur ihren Anwälten und den Medien zu verdanken. Egal, welcher Kategorie Harris angehörte, machte er sich nun daran, finanziellen Nutzen aus der Sache zu schlagen – in dem bevorstehenden Bürgerrechtsprozeß waren 10 Millionen Dollar nur das Eröffnungsgebot.
    Trotz des Schiedsspruchs der Geschworenen und aller damit einhergehenden Rhetorik glaubte Bosch Harris’ Unschuldsbeteuerungen ebensowenig wie seinen Behauptungen über das brutale Vorgehen der Polizei. Einer der Detectives, die Harris namentlich der Brutalität bezichtigt hatte, war Boschs früherer Partner Frankie Sheehan, von dem Bosch wußte, daß er sich Verdächtigen und Häftlingen gegenüber absolut korrekt verhielt. Daher hielt Bosch Harris einfach für einen Lügner und Mörder, der seiner gerechten Strafe entgangen war. Er hätte keine Skrupel gehabt, ihn aus dem Bett zu holen, um ihn wegen des Mords an Howard Elias zu vernehmen. Zugleich war ihm klar, wenn er Harris jetzt ins Präsidium bringen ließ, rückte er womöglich die Behandlung, die ihm angeblich durch die Polizei widerfahren war, in ein noch schlechteres Licht – zumindest nach Meinung eines Großteils der Öffentlichkeit und der Medien. Die Entscheidung, die er zu treffen hatte, war in gleichem Maße eine politische wie eine polizeiliche.
    »Laß mich einen Moment nachdenken«, sagte er deshalb zu Rider.
    Er stellte sich etwas abseits. Die Sache war sogar noch heikler, als er gedacht hatte. Jeder noch so kleine Fehler konnte zu einer Katastrophe führen – für das Verfahren, für die Polizei, für Karrieren. Er fragte sich, ob Irving sich all dessen bewußt gewesen war, als er den Fall Boschs Team zugeteilt hatte. Vielleicht, dachte er, waren Irvings Komplimente nur ein Deckmantel für sein wahres Motiv – Bosch und sein Team ans Messer zu liefern. Bosch wußte, was er jetzt dachte, trug Züge von Verfolgungswahn. Daß sich der Deputy Chief so schnell einen so raffinierten Plan ausgedacht haben könnte, war höchst unwahrscheinlich. Oder auch, daß er sich überhaupt über Boschs Team Gedanken gemacht haben könnte, während so viel auf dem Spiel stand.
    Bosch blickte auf und stellte fest, daß der Himmel inzwischen viel heller war. Es würde ein sonniger und heißer Tag werden.
    »Harry?«
    Er drehte sich um. Es war Rider.
    »Sie ist fertig mit Telefonieren.«
    Er kehrte zu der Gruppe zurück, und Langwiser gab ihm sein Handy zurück.
    »Leider habe ich schlechte Nachrichten«, sagte sie. »Dave Sheiman will einen Special Master hinzuziehen, der sich die Akten vor Ihnen ansieht.«
    »Einen Special Master?« fragte Dellacroce. »Was soll denn das sein?«
    »Ein Anwalt«, sagte Langwiser. »Ein unabhängiger von einem Richter bestellter Anwalt, der sich die Akten ansieht. Seine Aufgabe besteht darin, einerseits die Rechte der Mandanten zu wahren und Ihnen zugleich alles Material zukommen zu lassen, das Sie brauchen. Steht wenigstens zu hoffen.«
    »Scheiße.« Boschs Frustration gewann nun doch die Oberhand. »Warum machen wir nicht auf der Stelle Schluß und stellen dieses bescheuerte Verfahren ein? Wenn nicht einmal der Staatsanwaltschaft etwas an der Lösung des Falls liegt, warum dann uns?«
    »Detective Bosch, Sie wissen ganz genau, daß das nicht so ist. Natürlich liegt uns etwas daran. Wir möchten uns bloß absichern. Der Durchsuchungsbefehl, den Sie haben, ermächtigt Sie nach wie vor, die Kanzlei zu durchsuchen. Sheiman meinte außerdem, zu den Akten gelegte Fälle

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