Schwarze Engel
bin im Aktenzimmer.«
Sie ging und ließ Bosch allein mit Langwiser zurück.
»Alles in Ordnung, Detective?«
»Alles bestens. Ich werde mich jetzt mal an die Arbeit machen. Tun, was ich tun kann, bis wir von Ihrem Special Master hören.«
»Hören Sie, es tut mir leid. Aber Sie haben mich hier herkommen lassen, damit ich Sie berate, und das ist, was ich Ihnen rate. Ich finde nach wie vor, so ist es am besten.«
»Wir werden ja sehen.«
Fast die ganze nächste Stunde durchsuchte Bosch systematisch Elias’ Schreibtisch, sah sich persönliche Dinge, Terminkalender und Notizen an. Die meiste Zeit verbrachte er mit dem Lesen einer Reihe von Notizbüchern, in die Elias alles mögliche eingetragen hatte, Dinge, die er erledigen wollte, Bleistiftzeichnungen, Notizen zu Telefongesprächen. Jedes Notizbuch war auf dem Deckblatt datiert. Wie es schien, hatte Elias im Schnitt jede Woche ein solches Notizbuch mit seinen umfangreichen Vermerken und Kritzeleien gefüllt. Bosch stach in den Notizbüchern nichts in die Augen, das den Eindruck machte, als stünde es in unmittelbarem Zusammenhang mit den Ermittlungen. Aber ihm war auch klar, daß bei dem Wenigen, das er über die Umstände von Elias’ Ermordung wußte, etwas im Moment scheinbar Unwichtiges später wichtig werden konnte.
Bevor er anfangen konnte, das jüngste Notizbuch durchzugehen, wurde Bosch durch einen weiteren Anruf Edgars unterbrochen.
»Harry, hast du nicht gesagt, da wäre eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter?«
»Ja.«
»Jetzt ist aber keine mehr drauf.«
Bosch ließ sich in Elias’ Schreibtischstuhl zurücksinken und schloß die Augen.
»Verdammte Scheiße.«
»Ja, sie wurde gelöscht. Ich habe mir den Anrufbeantworter näher angesehen. Das ist keiner mit einem Tonband. Die Nachrichten werden auf einem Mikrochip gespeichert. Und dieser Chip wurde gelöscht.«
»Okay«, brummte Bosch wütend. »Mach mit der Durchsuchung weiter. Wenn du fertig bist, redest du mit den Sicherheitsleuten, wer das Gebäude betreten oder verlassen hat. Erkundige dich, ob sie vielleicht im Foyer oder in der Garage Videokameras installiert haben. Jemand muß in der Wohnung gewesen sein, nachdem ich gegangen bin.«
»Und Chastain? Er war doch dabei, oder nicht?«
»Chastain können wir ausschließen.«
Er schob das Handy zu, stand auf und ging ans Fenster. Er haßte das Gefühl, das sich ihm aufdrängte – daß der Fall etwas mit ihm machte anstatt umgekehrt.
Er blies den Atem aus und kehrte zurück zum Schreibtisch und dem letzten Notizbuch, das Howard Elias geführt hatte. Als er es durchblätterte, stieß er wiederholt auf Eintragungen, die sich auf jemanden bezogen, der ›Parker‹ genannt wurde. Bosch hatte nicht den Eindruck, daß es sich dabei um den richtigen Namen der betreffenden Person handelte, sondern um einen Decknamen für jemanden aus dem Parker Center. Die Eintragungen waren hauptsächlich Listen mit Fragen, die Elias offensichtlich ›Parker‹ zu stellen beabsichtigte, sowie Notizen zu Gesprächen mit dieser Person. Sie waren meist in abgekürzter Form oder in der persönlichen Kurzschrift des Anwalts niedergeschrieben und daher schwer zu entschlüsseln. Aber in einigen Fällen war klar zu erkennen, was damit gemeint war. Eine Notiz faßte Bosch als einen eindeutigen Hinweis auf, daß Elias im Parker Center eine Quelle gehabt hatte, die über weitreichende Beziehungen verfügte.
Parker:
Alle 51er besorgen – haltlos
Sheehan
Coblenz
Rooker
Stanwick
Bosch erkannte die Namen von vier RHD-Detectives, die zu den Angeklagten im Black-Warrior-Fall gehörten. Elias wollte die 51er Berichte – oder Strafanzeigen – gegen die vier Detectives. Genauer, Elias wollte die Akten über die haltlosen Strafanzeigen. Das hieß, er war an Anzeigen gegen die vier interessiert, denen die Dienstaufsicht zwar nachgegangen war, die aber nicht belegt werden konnten. Da es bei der Polizei Usus war, solche haltlosen Strafanzeigen aus den Personalakten der betreffenden Polizisten zu entfernen, konnten Anwälte wie Elias keine Einsicht in sie nehmen. Der Notizbucheintrag verriet Bosch jedoch, daß Elias irgendwie herausbekommen hatte, daß einmal Strafanzeigen gegen die vier erstattet worden waren und daß er im Parker Center eine Quelle hatte, die Zugang zu den Unterlagen über diese alten Strafanzeigen hatte. Die erste Schlußfolgerung lag auf der Hand; gegen alle Cops lagen unbewiesene Anzeigen vor. Das gehörte einfach zum Job. Aber daß jemand
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