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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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es in erster Linie, weil es ihm guttat, aber manchmal steuerte sie einen hilfreichen Vorschlag oder eine Bemerkung bei, die ihn auf etwas aufmerksam machte, was er bis dahin übersehen hatte. Es war Jahre her, daß sie FBI-Agentin gewesen war. Dieser Teil ihres Lebens war wie eine weit zurückliegende Erinnerung. Aber er schätzte immer noch ihre Kombinationsgabe und ihre Fähigkeiten als Ermittlerin.
    »Ach, Harry«, sagte sie, als er mit seiner Geschichte fertig war. »Warum immer du?«
    »Es trifft doch gar nicht immer mich.«
    »So sieht es aber aus. Was wirst du tun?«
    »Das gleiche wie immer. Ich werde daran arbeiten. Wie alle anderen auch. Es gibt eine Menge, womit sich arbeiten läßt – sie müssen uns nur die Zeit dafür lassen. Schnell wird es bestimmt nicht gehen.«
    »Ich kenne dich, sie werden dir alle nur erdenklichen Hindernisse in den Weg legen. Es gibt für niemanden etwas zu gewinnen, wenn man bei so etwas jemanden überführen und einliefern muß. Aber du wirst derjenige sein, der es tut. Du wirst jemanden anschleppen, auch wenn dich deswegen jeder Cop in L. A. hassen wird.«
    »Jeder Fall zählt, Eleanor. Jeder Mensch. Ich verachte Leute wie Elias. Er war ein Schmarotzer – hat seinen Lebensunterhalt mit vollkommen hirnrissigen Klagen gegen Cops verdient, die nur versuchten, ihren Job zu machen. Jedenfalls in den meisten Fällen. Ab und zu waren seine Anschuldigungen vielleicht sogar berechtigt. Aber der eigentliche Punkt ist, daß die Person, die das getan hat, auf keinen Fall ungestraft davonkommen sollte. Selbst wenn es ein Cop war.«
    »Ich weiß, Harry.«
    Sie wandte den Blick von ihm ab, durch die Glastür und über die Terrasse hinweg. Der Himmel verfärbte sich rot. Die Lichter der Stadt gingen an.
    »Wieviel Zigaretten hast du geraucht?« fragte er, nur um etwas zu sagen.
    »Ein paar. Du?«
    »Immer noch null.«
    Er hatte vorher den Rauch in ihren Haaren gerochen. Er war froh, daß sie nicht gelogen hatte.
    »Wie ist es bei Stocks and Bonds gelaufen?«
    Er hatte sich die ganze Zeit davor gedrückt, sie zu fragen. Ihm war klar, bei dem Bewerbungsgespräch war etwas passiert, weswegen sie zum Pokern gefahren war.
    »Wie üblich. Sie wollen anrufen, wenn sie was für mich haben.«
    »Wenn ich das nächste Mal in der Hollywood Division bin, gehe ich rüber und rede mit Charlie.«
    Stocks and Bonds war ein Kautionsbüro, das sich in einem kleinen Laden gegenüber der Hollywood Station in der Wilcox befand. Bosch hatte gehört, daß sie einen Fahnder, vorzugsweise weiblich, suchten, weil in diesem Bezirk ein hoher Anteil der gegen Kaution auf freien Fuß gesetzten Personen, die unterzutauchen versuchten, Prostituierte waren und eine Fahnderin bessere Chancen hatte, sie aufzuspüren. Er war rübergegangen und hatte mit Charlie Scott, dem Besitzer, gesprochen, worauf dieser sich bereit erklärt hatte, mal mit Eleanor zu reden. Bosch war ganz ehrlich gewesen, was ihre Vergangenheit anging, sowohl im Positiven wie im Negativen. Ehemalige FBI-Agentin als Plus, verurteilte Straftäterin als Minus. Scott sagte, er glaube nicht, die Vorstrafe könne ein Problem werden – für die Stelle war keine staatliche Privatdetektivlizenz erforderlich, die Eleanor mit einer Vorstrafe nicht erhalten hätte. Das Problem war, er wollte, daß seine Fahnder – vor allem weibliche – bewaffnet waren, wenn sie sich auf die Suche nach Leuten machten, die gegen ihre Kautionsauflagen verstoßen und sich abgesetzt hatten. Bosch teilte diese Besorgnis nicht. Er wußte, die meisten Kautionsfahnder trugen Waffen, obwohl sie keinen Waffenschein hatten. Die eigentlich Kunst in diesem Job war jedoch, daß man dem Gejagten nie so nahe kam, daß die Frage, ob man bewaffnet war oder nicht, eine Rolle spielte. Die besten Fahnder spürten ihre Beute aus sicherer Entfernung auf und riefen dann die Cops, damit sie die Festnahme vornahmen.
    »Sprich lieber nicht mit ihm, Harry. Ich glaube, er wollte dir nur einen Gefallen tun, aber dann hat irgendwann zwischen dem Moment, in dem er dir sagte, mich vorbeizuschicken, und dem, als ich dann vorbeikam, wieder sein gesunder Menschenverstand die Oberhand gewonnen. Laß es lieber sein.«
    »Aber du wärst gut in dem Job.«
    »Darum geht es nicht.«
    Bosch stand auf.
    »Ich muß langsam wieder los.«
    Er ging ins Schlafzimmer und zog sich aus, duschte wieder und schlüpfte dann in einen frischen Anzug. Eleanor saß noch genauso auf der Couch wie zuvor, als er ins Wohnzimmer

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