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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zurückkam.
    »Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Wir haben viel zu tun. Außerdem schaltet sich morgen das FBI ein.«
    »Das FBI?«
    »Bürgerrechte. Der Chief hat sie angerufen.«
    »Er denkt, damit kann er in South L. A. noch eine Weile den Deckel draufhalten.«
    »Hofft er.«
    »Hast du schon irgendwelche Namen, wer kommt?«
    »Eigentlich nicht. Bei der Pressekonferenz heute vormittag war ein stellvertretender SAC.«
    »Wie hieß er?«
    »Gilbert Spencer. Ich glaube allerdings nicht, daß er sich persönlich einschaltet.«
    Eleanor schüttelte den Kopf.
    »Er muß nach meiner Zeit zum FBI gekommen sein. Wahrscheinlich war sein Auftritt reine Show.«
    »Ja. Er soll uns morgen früh ein Team vorbeischicken.«
    »Viel Glück.«
    Er sah sie an und nickte.
    »Ich weiß die Nummer noch nicht. Wenn du mich brauchst, nimm einfach den Pager.«
    »Okay, Harry.«
    Er stand ein paar Augenblicke da, bevor er sie endlich fragte, was er sie schon die ganze Zeit fragen wollte.
    »Wirst du wieder hingehen?«
    Sie sah wieder durch die Tür nach draußen.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Eleanor …«
    »Harry, du hast deine Sucht. Ich habe meine.«
    »Was soll das heißen?«
    »Kennst du etwa nicht dieses Gefühl, das man kriegt, wenn man einen neuen Fall übernimmt? Diesen Kick, wenn man sich wieder auf die Jagd begibt? Du weißt genau, was ich meine. Jedenfalls habe ich das nicht mehr. Aber am nächsten kommt dem, wenn ich diese fünf Karten vom Filz nehme und sehe, was ich bekommen habe. Es ist schwer zu erklären und noch schwerer zu verstehen, aber ich fühle mich dann, als wäre ich wieder lebendig, Harry. Wir sind alle Junkies. Nur die Drogen sind verschieden. Ich hätte gern deine, aber das geht nun mal nicht.«
    Bosch sah sie nur einen Moment an. Er war nicht sicher, ob er etwas sagen könnte, ohne daß ihn seine Stimme verriet. Er ging zur Tür und blickte sich nach ihr um, sobald er sie geöffnet hatte. Er ging nach draußen, kam aber wieder zurück.
    »Du brichst mir das Herz, Eleanor. Ich habe immer gehofft, ich könnte dir helfen, dich wieder lebendig zu fühlen.«
    Eleanor schloß die Augen. Sie sah aus, als müßte sie gleich weinen.
    »Es tut mir leid, Harry«, flüsterte sie. »Das hätte ich nicht sagen sollen.«
    Bosch trat wortlos nach draußen und schloß die Tür hinter sich.

17
    A ls er eine halbe Stunde später in Howard Elias’ Kanzlei eintraf, ging ihm die Sache mit Eleanor immer noch nach. Die Tür war abgeschlossen, und er klopfte. Er wollte sich schon mit dem Schlüssel aufschließen, als er sah, wie sich hinter der Milchglasscheibe etwas bewegte. Carla Entrenkin öffnete die Tür und ließ ihn nach drinnen. An der Art, wie sie ihn musterte, merkte er, ihr war aufgefallen, daß er einen anderen Anzug trug.
    »Ich mußte mal kurz eine Pause einlegen«, sagte er. »Schätze, wir werden die halbe Nacht durcharbeiten. Wo ist Miß Langwiser?«
    »Wir sind gerade fertig geworden. Ich habe ihr gesagt, ich würde auf Sie warten, und habe sie nach Hause geschickt. Sie ist erst vor ein paar Minuten gegangen.«
    Sie führte ihn in Elias’ Büro und nahm hinter dem großen Schreibtisch Platz. Obwohl es draußen dunkel wurde, konnte Bosch Anthony Quinn durchs Fenster sehen. Er sah auch, daß vor dem Schreibtisch sechs Kartons mit Akten auf dem Boden standen.
    »Tut mir leid, daß Sie warten mußten«, sagte er. »Ich dachte, Sie würden mir über den Pager Bescheid geben, wenn Sie fertig sind.«
    »Wollte ich auch. Ich habe nur noch ein wenig dagesessen und nachgedacht …«
    Bosch sah die Kartons an.
    »Ist das der Rest?«
    »Ja. In diesen sechs Kartons sind lauter abgeschlossene Fälle. Die aktuellen sind hier.«
    Sie rollte ihren Stuhl zurück und deutete hinter dem Schreibtisch nach unten. Bosch trat ein Stück vor und sah auf den Boden. Dort standen zwei weitere volle Schachteln.
    »Das hier sind hauptsächlich Michael-Harris-Unterlagen. Den größten Teil davon machen die Polizeiakte und die Transkripte der Zeugenaussagen aus. Dann sind da ein paar Akten zu Verfahren, die nicht über die anfänglichen Forderungen hinaus verfolgt wurden. Und schließlich noch ein Ordner mit Drohbriefen und Post von Verrückten – aber generell, nicht speziell auf den Fall Harris bezogen. Hauptsächlich anonymes Zeug von rassistischen Feiglingen.«
    »Okay. Was geben Sie mir nicht?«
    »Sie kriegen nur einen Ordner nicht. Seine Arbeitsunterlagen. Sie enthalten Notizen über

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