Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
etwas von mir«, sagte Luke. »Du nicht. Deine anderen Fragen werden ein wenig mehr Zeit beanspruchen.«
Han sah sich mit gerunzelter Stirn um. »Wenn das ein längeres Gespräch werden soll – sag mal, du hast nicht irgendwo so etwas wie einen Stuhl?«
»Entschuldige«, sagte Luke, ließ sich graziös zu Boden sinken und nahm mit übereinandergeschlagenen Beinen eine Meditationshaltung ein. »Setz dich hin, wo du willst, ich lege dir ein Luftkissen unter.« Er wartete, bis Han es sich bequem gemacht hatte, und fuhr dann fort. »Wie du siehst, kann ich mich ganz gut verstecken. Selbst vor Leia. Aber ich möchte lieber alleine gelassen werden. Ich hoffe, du wirst sie bitten, das zu akzeptieren, wenn du zurückkehrst. Wenn sie das nicht tut – nun, sie wird das, was sie will, nicht bekommen. Sie würde mich dann nur von Coruscant vertreiben.«
»Das kapiere ich nicht«, sagte Han. »Warum denn? Ihr beiden wart doch immer ein Herz und eine Seele. Was ist denn passiert?«
»Gar nichts«, sagte Luke. »Es geht nur im Augenblick nicht, dass ich mit irgendjemandem zusammen bin.«
»Also, jetzt red schon, ich hör dir zu.«
Luke nickte, ließ sich aber ein wenig Zeit, ehe er anfing. »Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst. Als ich Obi-Wan das erste Mal begegnet bin, hat er schon seit zehn Jahren oder länger als Eremit auf Tatooine gelebt. Als ich Yoda das erste Mal begegnet bin, hat er hundert Jahre oder länger auf Dagobah allein gelebt. Ich bin nie auf die Idee gekommen, einen der beiden nach den Gründen dafür zu fragen.«
»Und jetzt ist es dafür ein wenig zu spät«, sagte Han mit einem schiefen Lächeln.
»Damals dachte ich, die beiden würden sich verstecken. Vor dem Imperator, vor meinem Vater. Aber das ergibt keinen Sinn.«
»Tut es das nicht? Nimm das bitte nicht persönlich, aber sich vor den beiden zu verstecken, ergibt für meine Begriffe sogar eine ganze Menge Sinn. Ich kann mir da ein paar Situationen vorstellen, wo ich das mit dem größten Vergnügen getan hätte, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte.«
»Aber warum mitten in einer Wüste oder einem Dschungel?«
»Äh – liegt das nicht eigentlich auf der Hand?«
»Nein«, sagte Luke und schüttelte den Kopf. »Es ist viel leichter für Han Solo sich zu verstecken – selbst wenn auf seinen Kopf ein Preis ausgesetzt ist – als für einen mächtigen Jedi, ob er nun Ritter oder Dunkler Lord ist. Die physische Anwesenheit eines Jedi ist nur ein kleiner Teil seiner Verbindung mit dem Universum. Er kann ruhig sein Gesicht verändern oder sich verstecken, ich würde seine Anwesenheit sofort spüren, wenn er sich der Macht bedient. Dabei spielt es keine Rolle, ob er sich im Zimmer nebenan oder auf der anderen Seite des Systems befindet. Erinnerst du dich, wie wir damals das gestohlene Shuttle nach Endor gebracht haben, um den Schild des zweiten Todessterns zu zerstören?«
»Ja, freilich«, sagte Han. »Du warst damals ganz schön nervös. Du hast gesagt, Vader könnte dich fühlen.«
»Er hat mich auch gefühlt«, sagte Luke. »Ich besaß damals noch nicht die Fähigkeit, die Wellen zum Stillstand zu bringen. Aber Obi-Wan und Yoda waren Meister. Wenn sie sich vor dem Imperator verstecken konnten und ich glaube, das konnten sie – ja, dann könnten sie sich ebenso leicht in Imperial City oder auf Vaders eigenem Sternzerstörer verstecken wie an irgendeinem anderen Ort in der Galaxis. Und wenn ihre Fähigkeiten geringer waren als die von Palpatine, dann könnten sie weder Entfernung noch Isolierung vor der Entdeckung bewahren.«
»Vielleicht haben sie sich deshalb im Niemandsland versteckt, damit keinem etwas passieren würde, falls Vader auftauchen sollte«, meinte Han. »Du musst doch zugeben, dass es ganz schön heiß hergeht, wenn Typen wie ihr aufeinander einschlagt. Dafür gibt es in der Innenstadt von Imperial City ja ein paar Beweise.«
Luke schüttelte den Kopf. »Nein, der wahre Grund ist mir klar geworden, als ich mich auf Yavin aufhielt – das Dilemma nämlich, dem jeder Jedi sich schließlich ausgesetzt sieht. Ich habe etwas sehr Wichtiges erkannt, auch wenn es mir schwer gefallen ist, Han – etwas, das mich sehr belastet. Je stärker man in der Macht wird, je mehr man tun kann, desto mehr wird das von einem erwartet, und desto weniger ist man Herr über sein eigenes Leben.«
»Ist das dann die Antwort darauf?«, sagte Han und machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum einschloss, in dem sie sich befanden.
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