Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
Bord. Ich hatte gar nicht gehört, dass Sie zu unserer Verabschiedung kommen würden.«
»Das tue ich auch nicht«, sagte Han und kletterte behände die Leiter herunter. »Ich werde mitkommen. Lassen Sie meine Sachen abholen und schicken Sie dieses Ding mit einem Ihrer Shuttlepiloten zur Station zurück, ehe Sie dicht machen, ja?«
»Ja, Sir, selbstverständlich, wird erledigt.« Die verblüffte Miene des Lieutenants wich schnell dem beinahe ehrerbietigen Eifer, den Han inzwischen kannte, an den er sich aber immer noch nicht gewöhnt hatte. »Es tut mir wirklich leid, dass Sie nicht mit dem Falken heraufgekommen sind, Sir. Den hätte ich liebend gerne gesehen.«
»Den hätte ich jetzt auch gerne hier«, sagte Han. »Wo ist General A’bath?«
»Der General ist noch nicht an Bord, Sir. Wir erwarten ihn jede Minute. Captain Morano ist auf der Brücke. Ich würde Sie mit dem größten Vergnügen hinbringen.«
Han ließ seine Blicke durch die Ladebucht des Kreuzers schweifen und machte dabei unwillkürlich Inventur.
»Sieht ja recht eng aus«, meinte er mit einem kurzen Kopfnicken.
»Ja, Sir. Weit über Kapazität. Wir haben heute Morgen noch ein halbes Dutzend zusätzliche E-Flügler aufgenommen, aber wir können uns immer noch bewegen, wenn es sein muss, also macht es nichts.«
»Sorgen Sie nur dafür, dass Sie die E-Flügler schnell starten können«, sagte Han. »Das ist das Allerwichtigste, wenn es Verdruss gibt.«
»Ja, Sir. Wollen Sie jetzt, dass jemand Sie zur Brücke geleitet?«
»Wenn Sie mir bloß sagen könnten, wo ich untergebracht bin, reicht das für den Augenblick«, sagte Han und zog an seinem zu engen Hemdkragen. »Oh, und lassen Sie es mich wissen, wenn General A’bath an Bord kommt.«
Han lag mit nacktem Oberkörper auf dem Rücken in der Koje. Bis vor kurzem war das die Kabine des Schiffsarztes gewesen. Sein Hemd hing ganz in der Nähe an einem Wandhaken, und seine Schuhe lagen unordentlich am Fuß der Koje. Der Tag war lang gewesen, und Hans Körper lechzte nach Schlaf. Aber das Schiff operierte ebenso wie die Station nach Standardzeit mit acht Stunden Zeitverschiebung gegenüber Imperial City. Han wusste aus Erfahrung, dass man damit am besten zurechtkam, wenn man seinen Tag verlängerte und sich dann mit der ersten Wache schlafen legte. Er hatte die Deckenbeleuchtung eingeschaltet gelassen, um sicherzustellen, dass er nicht einschlief.
Doch sein Körper genoss die ihn umgebende Stille, seine Augen wollten sich von dem Licht ausruhen, und seih Bewusstsein suchte Entspannung von den vielen Gedanken, die an ihm nagten. Er hatte das Gefühl, dass nichts richtig war – dass er von Leia und den Kindern getrennt war, dass er alleine ohne Luke oder Chewbacca hinauszog, und dazu kam noch Verärgerung über Leia, dass sie das von ihm verlangt hatte, wo sie doch genau wusste, dass er es nicht ablehnen konnte, und Ärger darüber, dass er selbst nicht fähig gewesen war, Nein zu sagen. Irgendwo hatte er die Unabhängigkeit verloren, die er einmal als seinen wertvollsten Besitz genossen hatte, und das Schlimmste an all dem war, dass er wusste, dass er sie freiwillig aufgegeben hatte.
Nein – das Schlimmste war, dass er hier war, ganz alleine und sich nicht mehr daran erinnerte, wie man Spaß daran hatte. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, alleine zu sein.
Han legte den Arm über sein Gesicht und versuchte, das alles zum Verschwinden zu bringen. Und nach einer Weile gelang es ihm auch.
General A’bath stieg für jemanden seines Alters erstaunlich behände aus dem Poranji-Springer.
»General«, sagte der Deckoffizier nach einer zackigen Ehrenbezeugung. »Schön, Sie zu sehen, Sir. Captain Morano befindet sich in einer Besprechung mit den Captains des Einsatzkommandos, und der IO ist auf der Brücke.«
»Danke«, sagte A’bath, sprang herunter und deutete mit dem Daumen auf den Springer. »Finden Sie jemanden, der das da festzurrt, ja, Marty? Ich habe das Ding ausgeborgt, aber irgendwie Gefallen daran gefunden.«
»Ja, Sir. Wird gemacht.«
Am Verhalten des Deckoffiziers war irgendetwas – war es nun seine Stimme oder seine Mundhaltung? – das nicht ganz stimmte. Aber erst als A’bath sich umdrehte, um zum Ausgang nach vorne zu gehen, ahnte er, was es war. Er sah nämlich, dass die Hälfte der Mannschaft zu arbeiten aufgehört hatte und ihn anstarrte. Einige wirkten entweder betrübt oder irgendwie verärgert und bedrückt.
»Marty, was geht hier vor?«
Der Deckoffizier
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