Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
Schneidblaster auf die Stelle zwischen seinen Beinen und schaltete das Gerät ein. Ein exakt kreisförmiges Stück der Außenwand verschwand in einer grauen Rauchwolke, die sofort durch die Öffnung nach draußen gezogen wurde.
Die Klette hatte bisher an ihrer Leine von Landes linkem Handgelenk gebaumelt. Jetzt spannte die Leine sich, als der Luftzug die Klette erfasste. Lando steckte den Blaster weg und ließ die Klette an ihrer Leine zu der Öffnung gleiten, bis sie schließlich nach außen rutschte. Nur die Leine verhinderte, dass sie ganz in den Weltraum hinausgezogen wurde.
Dann wartete er und sah zu, wie die Öffnung in der Außenwand sich wieder schloss. Als das Loch so weit zusammengeschrumpft war, dass die Klette nicht mehr wieder nach innen gezogen werden konnte, zog Lando vorsichtig an der Leine, bis die Klette wieder auf der Schiffswand aufsetzte. Er griff durch die Öffnung und drückte die beiden Schalter, die die Sensoren der Klette und ihr Befestigungssystem in Funktion setzten. Dann ließ er die Leine wieder etwas locker und wartete, bis das Loch sich fast völlig geschlossen hatte, und riss die Klette dann mit einem Ruck zu sich her.
Ein lautes Knacken war zu hören, als die ringförmig angeordneten Widerhaken ausführen und die Klette gegen die Wand pressten. Um ganz sicher zu gehen, verknotete Lando die Leine mehrfach über dem Schieber, der die Schalter der Klette sicherte, und hoffte, dass sie auf diese Weise auch dann haften bleiben würde, falls es dem Schiff irgendwie gelang, die Widerhaken wegzudrücken.
Als das geschehen war, drehte Lando sich um und versuchte sich in den Kammern zu orientieren, durch die er sich seinen Weg zur Außenwand gebahnt hatte. Anders als in den Akkumulatoren, wo von den Wänden der Passage ein fahlgelbes Leuchten ausging, kam das einzige Licht in den Außenräumen von den zwei Scheinwerfern, die beiderseits an Landos Helm angebracht waren. Wenn er die beiden Scheinwerferkegel durch die Finsternis, die ihn einschloss, wandern ließ, verschlang die Leere das Licht und vermittelte ihm den Eindruck, als befände er sich ganz alleine im dunkelsten Winkel des Weltraums.
Nur wenn er nach oben blickte, weg von der Außenwand, in deren Nähe er schwebte, und so die Scheinwerferstrahlen in die Richtung lenkte, aus der er gekommen war, spiegelte sich das Licht wenigstens auf einem Teil der Substanz des Schiffes. Und was ihn das Licht dort erkennen ließ, jagte Lando ein eisiges Frösteln über den Rücken, so kalt, dass auch die Heizung seines Anzugs nichts dagegen ausrichten konnte.
Die Lampen zeigten ihm nämlich, dass die innere Wand mit fremdartigen Gesichtern bedeckt war – eine Collage, eine Porträtgalerie, ein Wandgemälde, das seinen ganzen Sichtkreis ausfüllte, so weit seine Scheinwerferkegel reichten und vermutlich auch noch darüber hinaus. Es waren Tausende unterschiedliche Gesichter. Oder Tausende von Variationen desselben Gesichtes. Jedes einzelne in einer Art sechseckiger Zelle, aus der es herausblickte. Die Gesichter glichen nichts, was Lando je gesehen hatte, und doch spürte er in den großen runden Augen, die ihn alle anzustarren schienen, ganz deutlich die Intelligenz.
Dass Lando seinen Weg gemacht hatte, war mehr als alles andere dem Umstand zuzuschreiben, dass er die besondere Gabe besaß, in den Gesichtern von Fremden zu lesen und sie dann besser zu kennen, als sie sich selbst kannten. In den ausdrucksstarken, von tiefen Linien durchzogenen Gesichtern der Qella las er zugleich Kraft und Hinnähme ihres Schicksals, eine gesetzte Weisheit und vereitelte Neugierde, und mehr als alles andere, das schreckliche Wissen um die Vergänglichkeit des Lebens. Die Lebewesen, die für diese Porträts Modell gesessen hatten, und die Künstler, die sie geschaffen hatten, hatten zu der Zeit, als diese Bilder entstanden waren, gewusst, dass diese Bilder möglicherweise das Einzige sein würden, was sie überlebte, und hatten alles, was sie hatten, in sie hineingelegt.
An der Stelle, wo Lando sich einen Weg hinten durch die Wand freigebrannt hatte, wies das Wandgemälde eine kreisförmige Lücke auf. Die Wand selbst war inzwischen wieder geheilt, nicht aber die Porträts darauf – vier waren in unterschiedlichem Maße beschädigt und eines für immer ausgelöscht. Lando musste gegen starke Schuldgefühle ankämpfen, als er wieder auf das Wandgemälde zudüste und an derselben Stelle ein Loch öffnete.
»Tut mir leid«, sagte er zu den übrigen überlebenden
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