Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
Trinkrohr seines Helms löste in ihm nur sehnsüchtige Gedanken an riesige, mit Eis gefüllte Gläser voll Charde und Skoa aus.
Aber am sehnlichsten wünschte er sich, seinen Kontaktanzug verlassen zu können. Die Luft in dem Anzug roch entschieden streng, und sein eigener Atem schlug ihm von dem mit Speichelresten verschmierten Visier wie eine stinkende Wolke entgegen. An seinem Kopf und einem halben Dutzend anderer unerreichbarer Stellen juckte es zum Verrücktwerden. Seine Haut fühlte sich schmierig an und er sehnte sich nach einer heißen Dusche. Der Anzug war ein Gefängnis, der ihn daran hinderte, seine verkrampften Muskeln zu strecken.
Der improvisierte Handschuh, der seine rechte Hand schützte, klebte an seinen Fingern, ein Zeichen dafür, dass der atmosphärische Druck in dem Raum etwas höher als der Normaldruck der Anzüge war. Lando begann mit der anderen Hand am Öffnungsmechanismus des Helms herumzutasten und verriet damit unbewusst die Gedanken, die ihn beschäftigten.
Es ist ja nicht so, als wenn die Luft des Schiffes giftig wäre – bloß ein wenig anders, als wir gewöhnt sind. Schließlich habe ich einmal bei einem Test sechs Minuten die Luft angehalten. Das reicht doch aus, um mir das Gesicht abzuwischen und mich einmal richtig am Kopf zu kratzen –
Lobots Stimme riss Lando aus seinen Gedanken. »Ich würde gerne wissen«, sagte der Cyborg, »bei welchem Reisebüro Sie diesen Urlaub gebucht haben. Die Unterbringung liegt weit unter meinen Erwartungen.«
Ein Lächeln huschte über Landos Gesicht, als er sich zu Lobot herumdrehte. »Sie sind jetzt bloß sauer, weil ich Ihnen Ihr Gratisfrühstück weggegessen habe, während Sie noch geschlafen haben.«
»Das ist nur einer von den paar hundert Gründen, weshalb ich nie wieder mit Ihnen reisen werde.«
»Hören Sie auf zu meckern, und helfen Sie mir, die Kinder zu wecken«, sagte Lando. »Wie ich höre, soll heute einer der Höhepunkte der Tour sein.«
Sie einigten sich darauf, 3PO als Ersten zu aktivieren, um damit Lando ein paar Minuten Zeit zu lassen, seinen Zustand ohne R2s ständige Bemutterung zu diagnostizieren. Es bedurfte nur eines kurzen Gesprächs mit 3PO, um festzustellen, dass der Droide den Großteil seiner kommunikativen Fähigkeiten zurückgewonnen hatte – und damit auch den größten Teil seiner Würde. An die Beeinträchtigung seiner Sprachfähigkeit erinnerte nur ein leichtes Störgeräusch beim Sprechen, ein Schnarren seines Sprachsynthesizers, das die Stimme des Droiden klingen ließ, als ob er Halsschmerzen hätte.
»3PO, ich bin sehr froh, dass deine Sprachsysteme wieder in Ordnung sind«, sagte Lobot. »Ich muss vielleicht doch meine Meinung über die kybernetischen Produkte von Bratan Engineering revidieren – mein erstes neurales Interface kam von Bratan, und ich hatte nur Ärger damit.«
»Vielen Dank, Master Lobot«, sagte 3PO. »Ich bin auch in hohem Maße erleichtert. Ein Protokolldroide mit einem defekten Synthesizer ist ja wirklich nicht zu viel zu gebrauchen.«
»Es sei denn, du möchtest in einer der neuntausendsiebenundfünfzig Zeichensprachen tätig werden«, sagte Lando.
Der Droide blickte auf seinen beschädigten Arm. »In meinem augenblicklichen Zustand könnte ich Ihnen nicht einmal diesen Dienst anbieten. Wenn mein Synthesizer ausfällt, wäre ich für Sie nur noch eine Last. Dann könnten Sie ebenso gut meine Energiezellen ausschlachten und mich zurücklassen. Ich würde dafür Verständnis haben…«
»Keine Sorge, wir lassen dich nicht zurück«, versprach Lobot. »Ich will nicht alleine dafür zuständig sein, mit R2 zu kommunizieren.«
»Warum denn?«, wollte Lando wissen. »Sie sind doch ganz gut damit zurechtgekommen.«
Lobot schüttelte langsam den Kopf. »R2 denkt in demselben binären Polyglott, das er spricht, und davon verstehe ich kein Byte. Er kann in seinen Gedächtnisspeichern kurze Nachrichten in Basic für mich ablegen, aber das beschränkt unsere Verständigung auf seine recht lückenhaften Basic-Kenntnisse. Und nach allem, was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe, scheint er den größten Teil seines Basic-Wortschatzes von einem Nerfhirten gelernt zu haben.«
»Oh, R2 kann unglaublich ordinär sein«, pflichtete 3PO ihm verschwörerisch bei. »Er sagt die abscheulichsten Dinge – Sie können sich das gar nicht vorstellen. Die Hälfte seiner Bemerkungen übersetze ich gar nicht. Manchmal glaube ich, dass er darauf aus ist, mich in Verlegenheit zu bringen.« 3PO
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