Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
sind wir jetzt völlig unsichtbar und können nicht entdeckt werden?«
»Nein«, sagte sie. »Nichts ist absolut. Aber wir sind sicher vor Augen und vor Maschinen, die wie Augen sind. Bring uns direkt nach J’t’p’tan, Luke – so schnell du kannst. Hab wenigstens darin in mich Vertrauen. Ich habe mich praktisch von dem Augenblick an, wo man mich von Ialtra weggeholt hat, auf diese Kunst verlassen, um zu überleben. Ich verspreche dir, dass wir nicht entdeckt werden können – nicht von den Wesen in jenem Sternenschiff.«
Die Ruinen des Tempels von J’t’p’tan waren über mehr als zweitausend Hektar verstreut. Auch noch in diesem Zustand, in Trümmern und von den Flammen geschwärzt, die hier einmal gewütet hatten, ließen die Überreste den Ehrgeiz seiner Erbauer erkennen. Die Ruinen füllten ein ganzes Tal und kletterten an den inneren Wänden der sie umschließenden Hügel empor.
Aber lange bevor die Schlammfaultier inmitten eines offenen rautenförmigen Feldes landete, war ebenso klar, dass der Ehrgeiz der H’kig in Kollision mit dem der Yevethaner geraten war und dass letztere den Triumph davongetragen hatten.
Lange Mauern aus feingemeißeltem Stein waren eingestürzt und die Steine verstreut. An einigen Stellen war die Hügelflanke selbst zerstört worden, so dass Teile des mächtigen Bauwerks in sich zusammengestürzt waren. Die Steinbrüche waren zur Hälfte mit Wasser gefüllt, die Karren, auf denen man die mächtigen Quader transportiert hatte, zu Asche verbrannt, und die Straße von Kratern durchsetzt und nirgends war auch nur die leiseste Andeutung von Leben zu erkennen.
Luke kletterte langsam aus dem Skiff. Kein Wort kam über seine Lippen. Die Zerstörung rings um ihn war wie ein Angriff auf seine Sinne – die leichte Brise trug einen fauligen Geruch zu ihm, und ehe er ein Dutzend Schritte getan hatte, entdeckte er zwischen den verstreuten Steinbrocken die geschwärzten Klumpen von Leichen.
»Es ist wieder genau wie Ialtra, nur viel schlimmer«, flüsterte er. Dann wandte er sich zum Skiff um, suchte Akanah. Er sah sie auf dem Pflaster nahe der vorderen Kufe des Schiffes knien, nach vorn gebeugt, den Kopf auf die Arme gelegt.
»Akanah…«
Als sie nicht antwortete, auch nicht zu erkennen gab, dass sie ihn gehört hatte, wurde er unruhig und ging auf sie zu. Aber ehe er sie erreicht hatte, richtete sie sich auf und entfernte sich schräg von ihm, kletterte über ein paar Steinbrocken, die einmal eine Mauer gewesen waren, und fing dann zu laufen an.
Luke blieb verblüfft stehen und rief ihr nach: »Akanah – was ist denn? Wo gehst du hin?« Er schickte seine Sinne aus, suchte die Umgebung nach Gefahren ab, fand aber keine. »Akanah!«
Als sie sich nicht einmal umsah, setzte er dazu an, ihr zu folgen. Aber im nächsten Augenblick verschwand sie – so gründlich und mühelos, wie sie an Bord des Schiffes verschwunden war. Nicht einmal ein Zittern in der Luft markierte ihr Verschwinden oder verriet, wo sie war.
Luke erster Gedanke war, dass sie ihn betrogen hatte. Sie hat mich hierher geholt, wie man es von ihr erwartet hat, und jetzt verschwindet sie. Er kauerte hinter einem Steinhaufen nieder und suchte erneut seine Umgebung ab, konzentrierte sich auf die Kämme der ihn umgebenden Hügel.
Das Schiff ist verletzbar – wenn ich die wäre, würde ich es zuerst erledigen.
Aber da kam kein Blasterfeuer von den Hügeln, da tauchten nicht plötzlich Soldaten auf, die sich im Schutt versteckt hatten, da fegte kein Patrouillengleiter durch die Mündung des Tals herein. Es verblüffte ihn, dass er kein anderes Leben – Imperiale, Yevethaner, H’kig, Fallanassi entdecken konnte.
»Akanah!«, rief er laut.
Keine Antwort. Luke stand langsam auf, ließ das Lichtschwert aus der Hand fallen, so dass es an seiner Hüfte baumelte. Immer noch wachsam, nach allen Seiten sichernd, ging er zu der Stelle, wo Akanah gekniet hatte. Aber dort gab es keine Anhaltspunkte.
Vielleicht war sie nie real, nie Wirklichkeit, dachte er. Vielleicht hat jemand mit meinem Bewusstsein gespielt. Aber ob nun allein oder nicht, Luke hatte jedenfalls nicht die Absicht, auf J’t’p’tan zu stranden, an einem Ort, achttausend Kilometer von einer yevethanischen Kolonie entfernt. Es gab hier kein Versteck, nichts, um die Schlammfaultier zu verbergen. Aber die Navigationsschilde des Skiffs würden wenigstens gewissen Schutz gegen Handblaster und andere leichte Waffen bieten. Luke kehrte kurz ins Cockpit zurück, um
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