Schwarze Fluten - Roman
der Stahlplatte hinter mir. Tock, tock, tock … tock, tock, tock … tock, tock, tock.
Das Klopfen klang beunruhigend diskret. Als stünde draußen ein heimlicher Liebhaber, der zu einem verabredeten Stelldichein gekommen war.
Ich antwortete nicht, indem ich ebenfalls klopfte, weil ich mir leicht ein weibliches Biest vorstellen konnte, das mit mir Romeo und Julia spielen wollte.
Beim Weiterlesen stellte ich fest, dass Tesla unter anderem auch die fluoreszierende Glühlampe und die Laserstrahlen entdeckt hatte. Die drahtlose Kommunikation. Die drahtlose Übertragung elektrischer Energie. Die Fernbedienung. Und er hatte noch vor Conrad Röntgen die ersten radiologischen Aufnahmen des menschlichen Körpers gemacht.
Das war ja ein echtes Superhirn gewesen.
1899 hatte er in Colorado etwas eingesetzt, was er als terrestrische stehende Wellen bezeichnete. Damit hatte er auf eine Entfernung von fünfundzwanzig Meilen zweihundert Lampen zum Leuchten gebracht, ohne jedes Kabel, indem er die Elektrizität durch die Luft übertragen hatte.
In eine ähnliche Richtung ging eine we itere coole Geschichte . Von 1901 bis 1905 konstruierte Nikola Tesla auf Long Island einen Übertragungsturm, der knapp sechzig Meter hoch war, eine Kupferkuppel mit zwanzig Metern Durchmesser hatte und auf drei ßig Meter in den B oden reichenden Fundamenten stand. Damit sollte die Erde selbst in einen gewaltigen Dynamo verwandelt werden und mittels eines Resonanztransformators unbegrenzte Mengen Elektrizität an alle Orte der Welt senden.
Finanziert wurde das Projekt von dem Bankier J. P. Morgan. Als diesem dämmerte, dass man die produzierte Elektrizität niemandem in Rechnung stellen konnte, weil es keine Möglichkeit gab, festzustellen, wer den Strom anzapfte, drehte er den Geldhahn zu.
Albert Einstein war ein Bewunderer von Nikola Tesla gewesen. Laut Einsteins Relativitätstheorie waren Raum und Zeit keine universell gültigen Strukturen, sondern relativer Natur.
Hmmmm.
Tesla war so genial, dass er extrem komplexe mathematische Aufgaben im Kopf lösen konnte, ohne zu Papier und Bleistift greifen zu müssen.
Noch erstaunlicher war, dass er sich komplizierte Erfindungen wie die Drehstrommaschine in jeder Einzelheit bildlich vorstellen konnte, um sie dann in kürzester Zeit aufzuzeichnen.
Kratzen. Klopfen.
»Wir brauchen kein Zeitschriftenabo«, murmelte ich.
Als Nächstes entdeckte ich, dass Tesla ein guter Freund von Mark Twain gewesen war. Letzterer hatte nicht nur Die Abenteuer des Huckleberry Finn geschrieben, sondern auch Ein Yankee am Hofe des König Artus. Was in diesem Roman geschieht, wird zwar als Traum nach einem Schlag auf den Kopf dargestellt, ist jedoch in jeder Hinsicht eine Zeitreise .
Hmmmm.
1997 hatte die Zeitschrift Life Nikola Tesla zu den hundert berühmten Personen gerechnet, die die Welt in den vergangenen tausend Jahren am meisten verändert hatten.
Allerdings stammte diese Auszeichnung aus einer Zeit, als Reality- TV , Twitter, Twatter, Twotter und dergleichen es noch nicht geschafft hatten, die durchschnittliche Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung auf zwei Minuten und unser Langzeitgedächtnis auf vierzehn Monate zu reduzieren. Dadurch war man inzwischen überzeugt, der besonderen Bewunderung wert seien nicht Persönlichkeiten wie George Washington, Albert Einstein, Marie Curie, Jonas Salk, Mutter Teresa und Nikola Tesla, sondern der B-Promi, der gerade Dschungelkönig geworden war, und die tanzende Katze, deren YouTube-Video zehn Millionen Aufrufe zu verzeichnen hatte.
Klopfen. Kratzen. Tock, tock.
»Wer ist da?«, fragte ich leise. »Niemand«, antwortete ich mir selbst mit einer ebenso leisen, aber authentischen Ferkelstimme. »Also will niemand was von mir?«, fragte ich mit ehrlicher Verblüffung. Und ich antwortete: »Niemand will zu dir rein und dich zum Fressen gern haben.«
Schließlich erfuhr ich noch, dass Tesla auch seine eigentümlichen Seiten hatte. Als er von 1899 bis 1900 in seinem Labor in Colorado Springs arbeitete, glaubte er, Signale von einem anderen Planeten empfangen zu haben. Ernsthafte Leute untersuchten seine Belege und pflichteten ihm bei. Er sagte einmal, mit der richtigen Anwendung elektrischen Stroms könne er die Erde leicht in zwei Teile spalten. Glücklicherweise hat Tesla keine Notizen hinterlassen, wie man das anstellt, denn sonst hätten die Typen aus den Jackass -Filmen es mit Sicherheit bereits getan.
Kurz gesagt: Tesla konnte nicht einfach nur quer denken, sondern
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