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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Mrs. Tameed eingetroffen waren. Der Gärtner hatte eine Schrotflinte in der Hand. Mrs. Tameed, die einen Kopf größer war als er, trug einen Waffengürtel mit zwei Holstern um die Hüften. In der rechten Hand hielt sie eine großkalibrige Pistole, deren Mündung auf die Decke gerichtet war.
    Die kräftige Skandinavierin hätte einem Löwen in den Hintern treten können, worauf der miaut hätte wie ein eingeschüchtertes Kätzchen. Jam Diu wiederum sah wie ein verwilderter Buddha aus.
    Der Raum besaß eine ausgezeichnete Akustik, weshalb ich alles hören konnte, was die vier sagten. Victoria Mors war verschollen. Sie war nicht in ihren Privaträumen, und sie antwortete nicht, wenn man sie auf ihrem Walkie-Talkie rief, das offenbar alle dabeihatten, um in dem riesigen Haus in Kontakt zu bleiben. Man war sich sicher, dass Victoria im Haus gewesen war, als die Fenster verbarrikadiert worden waren.
    Paulie Sempiterno sprach unverblümt aus, was offensichtlich war: »Da stimmt was nicht.«
    Das bezog sich auf mich.
    Mrs. Tameed fragte: »Wo ist eigentlich dieser verfluchte, [Kraftausdruck entfernt], kleine, [Kraftausdruck entfernt] Bastard?«
    Das bezog sich ebenfalls auf mich.
    »Henry hat vorher vom Pförtnerhaus aus angerufen, nachdem wir hier dichtgemacht hatten«, sagte Cloyce. »Der Kerl hat dort an die Tür gehämmert und wollte rein. Die Biester waren hinter ihm her.«
    »Dann ist er tot«, stellte Jam Diu fest.
    »Gut möglich«, meinte Mrs. Tameed. »Aber wir sollten diesen [Kraftausdruck entfernt], [Kraftausdruck entfernt], [Kraftausdruck mit Bindestrich entfernt] Dreckskerl ja nicht unterschätzen.«
    Angesichts dessen, dass Mrs. Tameed wesentlich älter war, als sie aussah, fragte ich mich, ob sie wohl unter einem anderen Namen zur Zeit Richard Nixons im Weißen Haus gearbeitet hatte.
    »Wenn er nicht im Haus war, als wir dichtgemacht haben«, sagte Jam Diu, »dann kann er nicht wieder reingekommen sein. Verschwenden wir keine Zeit damit, uns Sorgen seinetwegen zu machen. Er ist bloß ein ahnungsloser Ticker.«
    Ticker. Nicht Dicker .
    »Selbst ein Ticker hat manchmal ’ne Glückssträhne«, wandte Paulie Sempiterno ein.
    »Ich mache mir mehr Sorgen, dass irgendwo die Panzerung durchbrochen wurde«, sagte Jam Diu.
    »Das ist unmöglich«, meinte Cloyce. »Was immer passiert ist, ein Biest hat Victoria nicht erwischt.«
    Die vier kamen überein, das Haus in Zweierteams nach Victoria Mors zu durchsuchen. Dabei wollten sie oben anfangen und sich immer gemeinsam im selben Stockwerk aufhalten.
    »In meinen Räumen ist sie nicht«, sagte Cloyce, »aber wir haben trotzdem allerhand zu durchsuchen. Jeden verfluchten Schrank, jede Ecke. Auf geht’s!«
    Alle verließen den Salon durch den Bogen zur Diele, um dort die Treppe ins Obergeschoss zu nehmen.
    Ich beugte die Arme, legte mich auf die Seite und drehte mich dann auf den Rücken. Speere, Dolche und Pfeile aus Licht, von den Kristallen des Kronleuchters ausgesandt, waren als hellviolettes Muster in der Mitte der Stuckdecke erstarrt, während sich zu den Wänden hin Dunkelheit ausbreitete.
    Ein Ticker . Ich war ein Ticker, weil ich dem Ticken der Uhr ausgeliefert war, sodass ich unweigerlich altern und sterben musste. Da die Bewohner von Roseland hingegen irgendwie in der Lage waren, in regelmäßigen Abständen ihr jugendliches Aussehen und ihre Gesundheit wiederherzustellen, hielten sie sich für »Außenseiter, ohne Grenzen, ohne Regeln, ohne Angst«, wie Victoria Mors es formuliert hatte.
    Außerdem hingen sie einer Wahnvorstellung an. Die Realität setzt uns Grenzen, egal, ob wir diese erkennen oder nicht. Selbst wenn die sogenannten Außenseiter so hell waren wie die prismatischen Muster, die von den Kristallen an die Decke geworfen wurden, so waren sie doch ebenso von Dunkelheit umgeben wie jene Speere aus Licht.
    Womöglich lebten diese Menschen tatsächlich ohne Regeln, zumindest in dem Sinn, dass sie kein Naturgesetz anerkannten, aber ich hatte gesehen, wie Angst ihr Leben prägte. Victoria Mors tat nichts Riskantes, damit sie nicht durch einen Unfall starb. Henry Lolam ertrug es nicht, lange außerhalb der Mauern von Roseland zu sein, weil die Nähe zu Teslas Maschinerie und deren Methusalemstrom ihm als Langlebensversicherung diente.
    Nun war mir klar, wieso Henry darüber fantasierte, auf Aliens zu treffen, die ihm die Unsterblichkeit verliehen. Er wollte ewig leben, aber ohne die Fesseln, die ihn so eng an Roseland banden. Alle hier waren in dem

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