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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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auch kreuz und quer. Ein solcher Mann mochte durchaus in der Lage sein, die Zeit unter Kontrolle zu bringen und so zu verwenden, wie er es wollte.
    Bevor ich versucht war, auf YouTube zu surfen, um mir das Video mit der tanzenden Katze anzuschauen, schloss ich den Browser und fuhr den Computer herunter.
    Wieder klopfte und kratzte es an der Stahlplatte, doch nun hörte ich außerdem Mr. Shilshom in der Küche. Er fluchte nach allen Regeln der Kunst, als würde er sich für Victoria Mors halten. Offenbar wollte er in sein Büro.
    Ich sprang von dem elefantösen Bürostuhl, griff nach meinem Kopfkissenbezug und flitzte durch die Tür der Speisekammer, die auch von der Küche her zugänglich war. Dort angelangt, ließ ich die Tür zum Büro einen Spaltbreit offen und wartete ab, ob der Quichekönig tatsächlich auftauchte.
    Mit flatterndem weißem Kittel stürmte der Küchenchef herein. Er wirkte ausgesprochen aufgeregt, wenn auch nicht panisch, so als hätte er gerade Kapitän Ahab auf sich zuhinken sehen, mit einem normalen Bein und einem aus poliertem Wal-knochen. In Koch- oder Backstimmung war er definitiv nicht.
    Aus einem Schrank, der aussah, als würde er einen Schatz an exotischen Gewürzen oder eine Privatsammlung antiker Eierbecher enthalten, nahm Mr. Shilshom eine halbautomatische Sturmschrotflinte, wahrscheinlich Kaliber zwölf.

37
    Ein verängstigter, wütender, zirka hundertachtzig Kilo schwerer, ungeselliger Koch mit einer Stumschrotflinte lässt nie etwas Gutes ahnen.
    Ich zog mich von der Tür zwischen Mr. Rambo Shilshoms Büro und der Speisekammer zurück. Schlich durch die Dunkelheit. Fand durch den schmalen Lichtstreifen am Boden die andere Tür. Schlüpfte in die Küche. Verließ sie. Dann huschte ich durch einen Flur, in dem jederzeit eine Tür auffliegen konnte, worauf ich entdeckt und streng getadelt worden wäre, weil ich nicht hinter den verschlossenen Türen des Gästeturms geblieben war. Falls man mich nicht erschossen hätte.
    Als ich einen Seitenflur erreichte, von dem eine diskrete Personaltür in den großen Salon führte, schlüpfte ich hindurch. Der riesige Raum kam mir vor wie der Ballsaal eines jener übertrieben eleganten Passagierdampfer aus einer fernen Epoche, wo sich in Kinofilmen wunderschöne Frauen in glamourösen Abendkleidern und Männer im Smoking tummeln, bedient von unzähligen weißbejackten Kellern mit Silbertabletts. Auf Perserteppichen waren mehrere Sitzgruppen arrangiert, bestehend aus Sesseln, Stühlen, Sofas und Chaiselongues. Hier konnten bestimmt hundert Mitglieder der High Society Platz nehmen.
    Die Fenster waren verbarrikadiert. Keine der Tiffanylampen glühte. Von den fünf Kronleuchtern spendete nur der in der Mitte des Raums Licht.
    Direkt unter dem glitzernden Gebilde aus kerzenförmigen Glühbirnen und hängenden Kristallen stand ein ringförmiger Büfetttisch, in dessen Zentrum eine doppelt lebensgroße Skulptur des griechischen Gottes Pan platziert war. Wie es sich gehörte, hatte Pan einen menschlichen Oberkörper und die Ohren, Hörner und Beine eines Ziegenbocks. Und er brauchte dringend ein Feigenblatt.
    Die Peripherie des Raums lag im Schatten, sodass die Ecken im Dunkel verschwanden.
    Mein Plan war, in gebührendem Abstand von dem dreifach gehörnten Pan am Rand entlang zu schleichen, bis ich zu einer weiteren Personaltür kam, die diagonal gegenüber in der Wandtäfelung verborgen war. Sie führte in einen kurzen Flur, durch den man in die Bibliothek kam, und von dort wollte ich über die bronzene Wendeltreppe ins Obergeschoss gelangen.
    Ich war noch etwa eine halbe Meile von meinem Ziel entfernt, als ich eilige Schritte über den Marmorboden trappen hörte. Durch den breiten, von Säulen flankierten Bogen, der den Salon von der heller erleuchteten Diele trennte, sah ich Noah Wolflaw – alias Cloyce – und Paulie Sempiterno in meine Richtung kommen. Beide waren mit Schrotflinten bewaffnet.
    Da ich gegen Schrot allergisch bin, ließ ich mich auf Hände und Knie fallen und krabbelte hinter ein Sofa.
    In demselben Augenblick, in dem der Irre und sein Flügeladjutant den Salon betraten, ging am anderen Ende eine Tür auf, vielleicht diejenige, durch die auch ich hereingekommen war. Zwei weitere Gestalten versammelten sich mit Cloyce und Sempiterno im Zentrum des Raums unter dem brennenden Kronleuchter, direkt neben dem schamlosen Pan.
    Als ich vorsichtig um die Ecke des Sofas über einen Wald aus Möbeln hinwegspähte, sah ich, dass Jam Diu und

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