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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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verloren. Um in der Wandtäfelung möglichst unsichtbar zu sein, hatte sie keinen Knauf, an dem ich sie hätte festhalten können, sondern einen Druckverschluss.
    Das Biest blieb stehen und starrte durch den Salon auf Mrs. Tameed, die gut zu sehen war. Vor sich hin murmelnd, hob es drohend seine Axt.
    Mrs. Tameed feuerte zwei weitere Schüsse ab. Dabei zielte sie scheinbar immer noch auf mich statt auf den Neuankömmling, der ihr mehr Kopfschmerzen hätte bereiten sollen.
    Die Geschosse krachten in die Holztäfelung. Wahrscheinlich begann der das Haus durchflutende Strom augenblicklich, die Löcher in der Wand zu reparieren.
    Das Biest stieß eine raue Kampfansage aus, halb geblökt und halb geröhrt.
    Mrs. Tameed begann zurückzubrüllen. Sie nannte das Ding ein dummes Schwein, würzte diese Bezeichnung jedoch zusätzlich mit zwei weniger charmanten Kraftausdrücken. »Schau dich um!«, brüllte sie. »Hol dir den Dreckskerl, hol ihn, schlitz ihn auf!«
    Ich hatte nicht erwartet, dass die Biester die menschliche Sprache beherrschten, was sich nun bestätigte, denn das Ding röhrte nur wieder los und hob seine Axt noch höher.
    Mit seinen weit auseinander stehenden Augen in dem langen Schädel hatte es bestimmt ein ausgezeichnetes Blickfeld. Wenn Timothy oder ich eine abrupte Bewegung machten, würde es uns wahrnehmen.
    In diesem Fall brauchte ich eine Menge Glück, um es zu erledigen, bevor es sich zu mir umdrehte und seine Axt schwang. Seine Arme waren lang genug, um mich zu erreichen, wenn es nur einen einzigen Schritt auf mich zusprang.
    Ganz langsam, um es mit der Bewegung nicht auf mich aufmerksam zu machen, hob ich die Beretta. Vielleicht konnte ich es erschießen, bevor es mich bemerkte.
    Die Tür neben mir, die sich schon fast wieder geschlossen hatte, flog plötzlich auf. Ein zweites Biest trat ein, blieb jedoch gleich stehen, sodass die zurückschwingende Tür von seinem Körper aufgehalten wurde.
    Der Neuankömmling stand so nah bei mir, dass ich nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Beide Biester zu erschießen, bevor eines von ihnen uns erwischte, war jedoch völlig illusorisch.
    Hätte das Jagdfieber die beiden Kreaturen nicht dazu gebracht, ständig zu murmeln und zu knurren, dann hätten sie gehört, wie ich vergeblich versuchte, nicht zu atmen.
    Mrs. Tameed feuerte den nächsten Schuss ab, diesmal vielleicht auf eines der Biester.
    Das erste schleuderte seine Axt auf sie, so kraftvoll und präzise, dass die Waffe elegant durch den Salon flog und sich mit der Schneide mitten in die Brust des Ziels bohrte.
    Auch Mrs. Tameeds Anspruch auf Unsterblichkeit und gottgleiche Willkür war somit hinfällig geworden. Ihr Tod kam so plötzlich, dass sie nicht einmal die Gelegenheit hatte, einen Protestschrei auszustoßen.
    Noch während sie zu Boden sank, sprang der Axtwerfer los und lief mit triumphierendem Gebrüll auf sie zu. Seine Bewegungen hatten etwas Affenähnliches an sich, nicht nur, weil er sich fast, aber nicht ganz wie ein Mensch bewegte, sondern auch, weil er seine Emotionen immer sofort ausdrückte wie ein Gorilla. Außerdem war seine tierische Fähigkeit zu Gewalt so extrem, dass die Mordtaten von Constantine Cloyce im Vergleich dazu wie das Werk eines gutbürgerlichen Schurken in einem Agatha-Christie-Roman erschienen.
    Als ich das Ding auf die Leiche von Mrs. Tameed zulaufen sah, fiel mir ein unsagbar grässlicher Bericht ein, den ich vor einigen Jahren in der Zeitung gelesen hatte. Eine unbeteiligte Frau war von dem großen, wütenden Schimpansen angegriffen worden, den eine ihrer Freundinnen als Haustier hielt. Er hatte ihr die Finger abgebissen, ihr die Augen aus dem Kopf gerissen und das restliche Gesicht verunstaltet, alles in einer wahnsinnigen halben Minute.
    Das zweite Biest blieb auf Armeslänge von uns entfernt stehen, halb von der Tür verborgen. Während Timothy und ich im Schatten standen, wurde der Schädel des Dings vom Flur her erleuchtet. Ich sah ein scheußliches Profil. Dies war das Gesicht eines Wesens, das dazu geschaffen war, alle, die es sahen, in Furcht und Schrecken zu versetzen, dazu geschaffen , zu terrorisieren und zu töten. Indem es seine Opfer verstümmelte und schändete, überließ es die Überlebenden der demoralisierenden Vorstellung, Menschen seien nichts als Fleisch, nicht mehr als ein Tier in einer Welt, in der es kein Naturgesetz gab und in der nur Stärke, Kraft, Grausamkeit und Wildheit zählten.
    Timothy, der sich an mich

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