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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Namen, die mir immer gefallen haben, deshalb hab ich sie einfach zusammengefügt.«
    Leider fiel mir nichts mehr ein, was ich zu ihm hätte sagen können. Falls Kenny Mountbatten nicht mehr zu einer gepflegten Unterhaltung beitragen konnte, als ihm bisher eingefallen war, dann war unser Gespräch beendet.
    Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er seinen letzten Beitrag zum Dialog mit einem Bauchschuss unterstrichen hätte.
    Stattdessen blickte er nach links und rechts. Offenbar war auch ihm die rasche Veränderung der Lichtverhältnisse an den Fenstern aufgefallen. Ein Ausdruck solchen Schreckens trat auf sein Gesicht, dass ich darin trotz der üblen Narben, der hässlichen Zähne und der Krokodilsaugen einen Rest des gepeinigten kleinen Jungen sehen konnte, der der einmal gewesen war.
    »Bin spät dran«, sagte er mit gequält zitternder Stimme, »spät, spät, spät.«
    Damit wandte er sich von mir ab und rannte zu dem Tor, durch das wir beide hereingekommen waren. Unablässig das Wort spät wiederholend, floh er aus dem Stall, weniger wie der Terminator, als der er mir anfangs vorgekommen war, und eher wie das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland , das Angst hat, bestraft zu werden, wenn es zu spät zur Teegesellschaft mit dem verrückten Hutmacher kommt.
    Die Fenster an der Ostseite des Stalls ließen nun wesentlich weniger Licht ein, als an einem vorher fast wolkenlosen Morgen zu erwarten gewesen wäre. Die Scheiben der Westfenster hingegen leuchteten alle in einem hellen Rubinrot.
    Das schwindende Licht im Osten hätte sich durch ein rasch heranziehendes Unwetter erklären lassen, das feurige Glühen im Westen jedoch nicht. Mir kam ein Waldbrand in den Sinn, durch den im Osten dunkle Rauchwolken entstanden, während im Westen Flammen loderten, aber es war keinerlei Rauch zu riechen. Außerdem hätte sich kein Feuer innerhalb weniger Minuten zu einem flammenden Inferno entwickeln können.
    Denselben Weg wie Kenny wollte ich nur ungern nehmen, denn es war mir lieber, wenn er mich rasch vergaß. Deshalb trat ich nur zögernd zu dem Tor, durch das er geflohen war. Es stand jetzt etwa einen Meter weit offen.
    An der Schwelle zögerte ich erneut, denn die Welt draußen war nicht so, wie sie hätte sein sollen.
    Wie vorher erstreckte sich vor der Tür ein drei Meter breiter Streifen nackte Erde, allerdings ohne den Stein und die zerknüllte Coladose, die genau wie ich nur einen einzigen Schatten geworfen hatten. Hinter dieser unfruchtbaren Zone wuchsen Gras und Unkraut, und in einiger Entfernung breitete eine vertraute Gruppe Lebenseichen ihre schwarzen Äste aus.
    Dies alles war jedoch in das unheilvolle Licht getaucht, aus dem die höllischen Riesenfledermäuse herabgestoßen waren. Direkt über mir und im Westen schlängelten sich in großer Höhe Ströme aus Ruß und Asche über den gelben Himmel. Im Osten ging die Farbe des Himmels in ein dunkles, in Schwarz verlaufendes Senfgelb über. Hinter den Bergen und Hügeln stieg die Nacht auf und breitete sich in meine Richtung aus, eine Nacht, in der kein Sternenlicht den apokalyptischen Mantel durchdringen würde, der die Welt umhüllte.
    Noch vor wenigen Minuten war ich durch den frischen Morgen gegangen, und nun kroch der Tag auf sein Bett im fernen Pazifik zu. Die beiden Schatten der Ställe waren immer noch vorhanden, aber meine detektivischen Fähigkeiten reichten nicht aus, um die Bedeutung dieses Geheimnisses zu entschlüsseln oder das Unheil vorherzusehen, das offenbar auf mich zustürmte.
    Immerhin warnte mich meine Intuition, dass es gefährlich, wenn nicht gar selbstmörderisch gewesen wäre, mich in dieses gelbe Zwielicht zu wagen. Da draußen befand sich ein Roseland, das sich auf furchtbare Weise von dem Anwesen unterschied, das ich kannte. Worin dieser Unterschied auch bestehen mochte, es lag sicherlich nicht daran, dass es in diesem anderen Roseland Rosen gab.
    Ich schob das Bronzetor zu, entdeckte jedoch keine Möglichkeit, es zu verriegeln. Vielleicht war es aus Angst vor Bränden nicht üblich, Pferde einzuschließen. Und schon in den 1920er Jahren, als Roseland erbaut worden war, hatte es keine Banden von Pferdedieben mehr gegeben, die ausgeschlossen werden mussten.
    Während ich mich über den mit Stein und Kupfer gepflasterten Gang zur Mitte des Gebäudes zurückzog, wurden die Messinglaternen an der Wand schwächer. Dann ging das Licht ganz aus.

7
    Den Fenstern im Osten näherte sich die Nacht, während jede der kupferfarbenen Glasscheiben

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