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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Beziehungsweise in die Birne zu ballern, um Ihren Wortlaut zu benutzen.«
    »Der Grund ist, dass ich dich nicht mag.«
    »Wenn Sie mich umbringen, wird die Frau, mit der ich zusammen bin, ziemlich wütend werden, und Mr. Wolflaw ist wie gesagt derart begeistert von ihr, dass er auch wütend werden wird, und dann können Sie Ihren Job vergessen. Ganz zu schweigen davon, dass Sie ins Gefängnis wandern, dort allerhand üblen Typen als Bettvorleger dienen und das Wahlrecht verlieren.«
    Selbst die Aussicht, nicht mehr zur Wahl gehen zu dürfen, schien ihn nicht zu beeindrucken. »Die Frau ist gar nicht sein Typ. Sie ist niemandes Typ. Irgendwie macht dieses Miststück mir sogar Angst.«
    »Also, Sir, das ist jetzt aber gemein. Sie ist zwar kein Unterwäschemodel, aber auf ihre Art recht hübsch.«
    »Ich rede nicht davon, wie sie aussieht. Meinst du, mit meinem Gesicht mache ich mich über das Aussehen anderer Leute lustig?«
    »Da ist was dran.«
    Endlich ließ er die Pistole sinken. »Als ich sie zum allerersten Mal gesehen hab, da hat sie mich so angestarrt. Als hätte sie Schnelllesen trainiert, und meine ganze Geschichte wäre nicht länger als die Zutatenliste auf einer Packung Cornflakes.«
    Ich nickte. »Man hat den Eindruck, sie kann einem direkt ins Herz schauen.«
    »Das war nicht wie in ’nem verfluchten Kitschroman«, knurrte Sempiterno. »Es war, wie wenn man am Flughafen durch die Schleuse geht und nach zehn Sekunden nackt und ohne Achselhaare wieder rauskommt.«
    Wenn man offen dafür ist, wird man bei den unwahrscheinlichsten Gelegenheiten von einem Schmunzeln überrascht. »Es gefällt mir, wie Sie die Dinge ausdrücken«, sagte ich.
    Wieder warf er mir diesen Blick zu, der Bären hätte kastrieren können. »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Gar nichts. Bloß dass Sie gut formulieren können.«
    »Ich sage, was ich sage. Was du darüber denkst, ist mir völlig schnuppe.« Er steckte seine Pistole ins Holster. »Wenn Noah Wolflaw, dieser Idiot, dich hier haben will, kann ich dich nicht zwingen, die Fliege zu machen. Aber eines sollte dir klar sein, du hübsches Jüngelchen: Er liebt diese Frau nicht, und dich mag er nicht. Er denkt nur an sich selbst. Und was immer er von euch beiden will – wenn er es sich nimmt, dann werdet ihr euch dringend wünschen, dass ihr auf mich gehört hättet und längst über alle Berge wärt.«
    Während er sich von mir abwandte, sagte ich: »Ich glaube, wir werden wahrscheinlich morgen früh abreisen.«
    Nach zwei Schritten blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. »Tut das lieber gleich heute. Bleibt nicht über Nacht. Macht euch jetzt gleich auf die Socken.«
    »Gut, eventuell nach dem Mittagessen.«
    Er starrte mich an, all hätte er mich nur mit seiner Willenskraft allein zum Platzen bringen können. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Vielleicht weiß ich jetzt doch, wieso Wolflaw euch hier haben will.«
    »Und wieso?«
    Statt mir zu antworten, sagte er: »Egal, was ihr in Roseland sucht, ihr werdet das Gegenteil finden. Wenn ihr überleben wollt, sucht nach dem Tod.«
    Er wandte sich wieder ab und schritt auf die Gruppe gewaltiger Eichen zu. Wie vorher verstummten die pfeifenden Kleiber in den Ästen. Als er in den Schatten der Bäume trat, flog der ganze Schwarm auf, flatterte durch den Schleier aus ovalen Blättern und schwang sich in den Himmel, obwohl dort doch Falken lauerten.
    Zwischen den Bäumen sah ich ein elektrisches Gartenmobil stehen, wie es oft von Landschaftsgärtnern verwendet wird, länger als ein Golfwagen, ohne Dach, mit zwei Sitzen und einer offenen Pritsche. Es war mit breiten Reifen ausgestattet und sah auch sonst ziemlich geländegängig aus.
    Paulie Sempiterno schwang sich hinters Lenkrad. Leise schn urrend, schien der Wagen zwischen den Bäumen hindurch auf den sonnigen Hang zuzuschweben, hinter dem das Haupthaus stand.
    Ich nehme es nicht übel, wenn man mich mit groben Ausdrücken belegt. Mich als hübsches Jüngelchen zu bezeichnen, fand ich allerdings ziemlich traurig. Ich sehe nämlich so gewöhnlich aus wie ein Filmschauspieler, der den Kumpel von Tom Cruise darstellen muss und dessen wichtigste Aufgabe es ist, durch seine eigene Gewöhnlichkeit dafür zu sorgen, dass der Star noch außergewöhnlicher aussieht als im echten Leben.
    Als Mr. Sempiterno diese beiden Worte geknurrt hatte, hatte er mich keineswegs verspottet, denn erfolgreicher Spott muss mindestens ein Körnchen Wahrheit enthalten. Man kann einen

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