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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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richtete mich auf den Knien auf, suchte in den Taschen meiner Jeans und zog ein Taschenmesser hervor, das ich bei meinem Ausflug in die Stadt gekauft hatte. Ich hatte es mir speziell zu dem Zweck besorgt, irgendwo eine der Kupfermünzen aus dem Mörtel zu lösen. In einem der Ställe oder im Mausoleum – wo sie ebenfalls den Boden schmückten – hatte ich das jedoch nicht gewagt, denn wenn man den Vandalismus bemerkt hätte, dann wäre ich bestimmt als Erster verdächtigt worden.
    Kritischer noch wäre gewesen, wenn man geahnt hätte, dass ich keinen simplen Vandalismus im Sinn gehabt, sondern die Kupferscheibe entwendet hatte, um sie zu untersuchen. Merkte man, dass ich nicht als harmloser Gast hier war, dann erfuhr ich die Geheimnisse dieses Orts womöglich auf ebenso abrupte wie gewaltsame Weise.
    Hier, drei Meter über dem Boden und auf der Mauer, würde ein fehlendes Kupferstückchen nicht ohne Weiteres bemerkt werden. Ich machte mich mit dem Messer daran, den Mörtel rund um die Scheibe zu entfernen, stellte jedoch bald fest, dass diese selbst sich nicht herauslösen ließ. Als ich fast drei Zentimeter tief gegraben hatte und die Klinge des Taschenmessers abbrach, wurde mir klar, dass ich es nicht mit dünnen Scheiben zu tun hatte, sondern mit den abgeflachten Enden von Kupferstäben. Die wiederum führten womöglich durch die gesamte Mauer bis in ihr Fundament hinein.
    Um als strukturelle Verstärkung zu dienen, war Kupfer viel zu weich und auch zu teuer. Zu diesem Zweck hätte man Bewehrungsstahl verwendet. Da man in die ewig lange Mauer so viele Stäbe eingefügt hatte, war anzunehmen, dass sie für den wahren Zweck der Mauer ebenso wesentlich waren wie das Stahlgeflecht, das für deren strukturelle Stabilität sorgte.
    Ich warf die Einzelteile des zerbrochenen Messers in das wilde Gras jenseits der Mauer und kroch auf Händen und Knien vorwärts, bis sich über mir keine Baumäste mehr befanden. Dann stand ich auf und ging die einen Meter breite Mauer entlang, als wäre ich wieder – oder noch immer – ein abenteuerlustiger Junge gewesen.
    Durch das wellige Gelände waren das ferne Haupthaus und alle anderen Gebäuden vor meinem Blick verborgen – und umgekehrt.
    Nach etwa fünfzehn Metern kam ich zu einem in die Mitte der Mauerkrone eingesetzten Gegenstand, der aussah wie eine umgedrehte Schale, flach, schwarz und mit etwa dreißig Zentimetern Durchmesser. Als ich mich davor hinkniete, sah ich, dass das Ding auf Metallstützen stand. Es diente als Regenschutz für ein handbreites Belüftungsgitter.
    Ich schob eine Hand unter die Schale und spürte einen schwachen, warmen Luftzug, der fast unmerklich an meinen Finger vibrierte. Als ich den Kopf näher brachte, roch ich etwas, das mich an frisches Frühlingsgras, reifes Sommergras und wilde Erdbeeren erinnerte, aber eine ganz eigene Mischung bildete. Plötzlich wurde der Luftstrom kalt, begleitet von einem neuen, wiederum einzigartigen Geruch: Herbstlaub, teils trocken, teils auf nicht unangenehme Weise modrig, dazu der ganz schwache, aber erregende Duft, den brechendes Eis verströmt.
    Diese Temperaturveränderung von warm zu kalt und wieder zurück ereignete sich alle zwanzig Sekunden. Der Zweck war mir völlig schleierhaft. Ich hatte keine Ahnung, wieso eine Mauer belüftet werden musste und wieso der Luftstrom und sein Geruch nicht konstant blieben.
    Ich stand auf und marschierte weiter, bis ich nach gut hundert Metern zur nächsten Belüftungsöffnung kam. Hier fand ich dieselben Bedingungen vor.
    Direkt vor mir stand wieder eine Gruppe Eichbäume, deren Äste über die Mauer ragten und mir den Weg versperrten. Ich überlegte, ob ich von der Mauer springen sollte, aber im hohen Gras konnte sich leicht ein Stein verbergen, an dem ich mir womöglich den Knöchel brach. Deshalb hielt ich mich an der Kante fest, senkte mich ab und ließ erst los, als meine Füße nur noch einen Meter vom Boden entfernt waren.
    Unten angekommen, ging ich einige Schritte von der Mauer weg und versuchte, den Deckel über der Belüftungsöffnung zu erspähen. Der war jedoch zu weit über meinem Kopf, zu niedrig und durch sein mattes Schwarz außerdem gut getarnt. Als ich mich weit genug von der Mauer entfernt hatte, um das Ding zu erkennen, war es so unscheinbar, dass es nicht weiter auffiel.
    Verblüfft von meinen Entdeckungen, wandte ich mich von der Mauer ab und blickte in die Mündung einer Pistole, die auf mein linkes Auge gerichtet war.

11
    Die Hand, von der die

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