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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hätte.
    »Wie tut sie das nur?«, fragte er stattdessen. »Und was tut sie da eigentlich? Wenn ich mit ihr spreche, weiß ich immer genau, worauf ich hinaus will, und sie antwortet mir ganz liebenswürdig. Dennoch bin ich total verwirrt und vergesse entweder, was ich will, oder ich verzichte darauf.«
    Er sprach natürlich von Annamaria, weshalb ich nur sagen konnte: »Ja, Sir, das kann ich gut verstehen. Aber ich habe immer das Gefühl, dass in allem, was sie sagt, Wahrheit liegt, und dass ich es mit der Zeit verstehen werde. Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht nächsten Monat, vielleicht nicht nächstes Jahr, aber irgendwann.«
    »Sie hat eine so königliche Anmut, wie Grace Kelly sie hatte. Allerdings sah die fantastisch aus. Du bist wahrscheinlich so jung, dass du noch nie von Grace Kelly gehört hast.«
    »Das war eine Filmschauspielerin. Bei Anruf Mord, Das Fenster zum Hof, Über den Dächern von Nizza. Später hat sie den Fürsten von Monaco geheiratet.«
    »Hey, du bist nicht der ahnungslose Jungspund, für den dich manche vielleicht halten.«
    So sprach er mit mir – und mit praktisch jedem, wenn Annamaria nicht zugegen war. »Danke, Sir.«
    Während er fortfuhr, beobachtete er argwöhnisch das Eukalyptuswäldchen ringsum. Es war mit einem Geflecht aus Schatten und Sonnenschein durchzogen, in dem leicht etwas lauern konnte, was man nicht richtig sah. »Ich bin hierher gekommen, um ihr zu sagen, dass ihr zwei abreisen müsst. Heute. Innerhalb einer Stunde. Jetzt. Weißt du, was sie mir geantwortet hat?«
    »Es war bestimmt denkwürdig.«
    Seine grauen Augen waren für einen finster drohenden Blick geradezu geschaffen. Wie zwei stählerne Klingen sahen sie aus. »Sie hat mir erklärt, dass das, was ich mir wünsche, nicht geschehen wird, wenn ihr jetzt abreist. Deshalb würdet ihr frühestens morgen Vormittag verschwinden, wenn meine Absicht, euch hierher zu holen, Gestalt angenommen hat.«
    »Tja, das klingt ganz nach ihr.«
    »Noch nie hat ein Gast sich geweigert abzureisen, wenn ich es ihm gesagt habe.« Die buschigen Brauen runzelten sich vor Wut. Als er sich zu mir beugte, ließ ein durch die Bäume dringender Sonnenstrahl seinen stählernen Blick noch schärfer werden. Seine Stimme hatte einen drohenden Ton, und er scheute sich nicht, die Drohung auch unverblümt auszusprechen. »Wenn ihr meint, ihr könnt eurem Gastgeber einfach sagen, wann ihr abreist, dann werdet ihr eventuell nie abreisen.«
    Das sollte offensichtlich nicht bedeuten, dass er fürchtete, wir würden für immer bleiben. Vielmehr versprach er uns eine Nische samt Urne im Mausoleum.
    Dass er sich derart deutlich zu erkennen gab, war bemerkenswert. Im Innern des Vulkans baute sich also Druck auf.
    »Für wen hält sie sich eigentlich?«
    »Haben Sie sie das vielleicht gefragt, Sir?«, erkundigte ich mich, denn die Antwort wäre auch für mich von Interesse gewesen.
    Die stählerne Schärfe wich aus seinem Blick, der wieder durch das duftende Wäldchen schweifte. Nun sah er jedoch nicht mehr so aus, als fürchtete er sich vor einer Meute von Mutantenschweinen, sondern so, als könnte er sich nicht mehr recht daran erinnern, wie er hierher gelangt war.
    »Nein«, sagte er mit einer Stimme, die nicht mehr drohend klang. »Sie hat so einen Zaubertrick mit einer Blume gemacht, wie bei einer Varietéshow in Las Vegas.« Die Erinnerung an Annamarias kleines Zauberkunststück brachte ihn sichtlich durcheinander. »Hast du den Trick mit der Blume auch schon mal gesehen?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, fuhr er fort: »Da höre ich mich plötzlich sagen, sie könne gern bleiben – du natürlich auch – , so lange es nötig ist, wenn sie will. Ich habe gesagt, ich hätte bloß Angst, dass euch etwas passiert, weißt du, weil nachts der Puma durch die Gegend schleicht. Und ich habe mich entschuldigt, weil ich so was Gedankenloses von mir gegeben habe. Ich habe fast den Eindruck, dass ich ihr sogar die Hand geküsst habe. Noch nie im Leben habe ich einer Frau die Hand geküsst! Wieso sollte ich so was wohl tun?«
    Er holte tief Luft, stieß sie frustriert wieder aus und schüttelte den Kopf, ganz verblüfft von seinem Verhalten.
    »Daraufhin sagt sie, ihr werdet beide abreisen, wenn das, was ich mir wünsche, geschehen ist, wenn meine Absicht, euch hierher zu holen, sich verwirklicht hat – aber von welcher Absicht redet sie da eigentlich, verflucht noch mal?«
    »Von Ihrer Absicht, Sir.«
    »Sei bloß kein Klugscheißer,

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