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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Ort sein.«
    »Meinst du?«
    »Zwischen jetzt und dann muss etwas geschehen sein.«
    »Was geschieht, geschieht.«
    »Aber was ist das was , das geschehen ist?«
    »Wer weiß? Vielleicht der Krieg.«
    »Ein Atomkrieg?«
    »Ein paar von denen waren so was in der Richtung.«
    »Ein paar Atomkriege?«
    »Die waren ziemlich klein.«
    »Wie kann ein Atomkrieg denn klein sein?«
    »Und die Biokriege. Die waren wahrscheinlich schlimmer.«
    »Biologische Kriegführung?«
    »Und das, was man die Nanoschwärme nennt.«
    »Was sind denn Nanoschwärme?«
    »Ich bin auf kein verfluchtes College gegangen, weißt du? Und ich hänge auch nicht mit irgendwelchen schlappen Technikfreaks rum. Egal, was die Nanoschwärme waren, die Scheißdinger haben sich am Ende selbst aufgefressen.«
    »Sich selber aufgefressen?«
    »Ja, nachdem sie eine ganze Menge anderen Kram gefressen hatten.«
    Darüber musste ich ein wenig nachgrübeln.
    »Und diese Professoren!«, fuhr er fort.
    »Was für Professoren?«
    »Die Scheißkerle haben Experimente gemacht.«
    »Was waren das für Experimente?«
    »Welche mit Schweinen.«
    »Atombomben, Viren, Nanoschwärme, Schweine«, sagte ich.
    »Und Vampirfledermäuse. Wo die hergekommen sind, weiß wirklich keiner. Manche sagen, die Chinesen hätten sie als Waffen gemacht. Vielleicht war es auch dieser durchgeknallte Milliardär in Nebraska. Und dann war da das große Ding von der Regierung mit der Sonnenenergie.«
    »Welches Ding?«
    »Das Projekt, das im Weltraum explodiert ist.«
    »Wieso war das so schlimm, wenn es im Weltraum war?«
    »Weil es so groß war.«
    »Wie groß ist es denn gewesen?«
    »Richtig groß.«
    Eine Minute gingen wir schweigend weiter. »Na, fühlst du dich jetzt besser, wo du das alles weißt?«, fragte Kenny dann.
    »Nein«, gab ich zu.
    Wenn er selbstzufrieden grinste, ragte ihm ein krummer Zahn über die Unterlippe. »Nachdem das nun in deinem Kopf ist, was wirst du da unternehmen?«
    »Mich sinnlos volllaufen lassen.«
    »Das ist das Beste«, sagte Kenny.
    Wir hatten das Gartenmobil mit dem leeren Akku erreicht. In dem Tälchen unten hatten sich etwa zwanzig Aaskrähen auf dem toten Keiler versammelt.
    Während ich den zum Sack umfunktionierten Kissenbezug aus dem Fahrzeug nahm, fragte ich: »Was tun Sie in Ihrem Roseland eigentlich?«
    »Ich arbeite als Wachmann für einen stinkreichen Typen. Total durchgeknallt ist der.«
    »Inwiefern?«
    »Er meint, in Roseland wird er ewig leben.«
    Nach kurzem Zögern fragte ich: »Heißt er etwa Noah Wolflaw?«
    »Wolflaw? Nein. Der nennt sich Constantine Cloyce.«
    In Kennys grünen Augen funkelte das Sonnenlicht, doch sein gerader Blick sah völlig ehrlich aus.
    »Gelber Himmel«, sagte er plötzlich.
    Ich hob den Blick, doch der Himmel war blau.
    Als ich mich wieder Kenny zuwenden wollte, war er verschwunden. An dem Ort, an dem er gestanden hatte, flimmerte einen Moment lang die Luft.

35
    Während ich neben dem nutzlosen Elektromobil stand, das halb leere Magazin der Beretta gegen das Ersatzmagazin tauschte und dann sieben Patronen aus der Jackentasche holte, um das ursprüngliche Magazin aufzufüllen, brütete ich über die Entdeckung nach, dass das Geheimnis von Roseland etwas mit der Zeit zu tun hatte. Wenn durch das, was hier vor sich ging, nebenbei der normale Ablauf der Zeit lokal durcheinandergeraten war, dann hatte mein Gefühl, dass die Zeit knapp wurde, eine andere Bedeutung, als ich bisher geahnt hatte.
    Bevor mir die Keiler begegnet waren, war ich auf dem Weg zum Gästeturm gewesen, um nach Annamaria zu schauen. Nun fiel mir etwas ein, was vor einigen Tagen in Magic Beach geschehen war. Da waren wir auf ein Rudel Kojoten getroffen, das uns dreist verfolgte und zum Angriff übergehen wollte. Annamaria hatte mit den Tieren gesprochen, als könnten diese sie verstehen – und sie hatte das Rudel nur mit Worten dazu gebracht, sich zurückzuziehen. Egal, welche Gabe sie nun eigentlich besaß, von Tieren hatte sie nichts zu befürchten, ja wahrscheinlich nicht einmal etwas von diesen Keilerbiestern. Wenn sie getötet wurde, dann von einem Mörder, der nicht von einer tierischen Natur angetrieben wurde, sondern von seinen schlimmsten menschlichen Impulsen. Da der Countdown in Roseland offenbar auf eine baldige Detonation zulief, musste ich also darauf vertrauen, dass Annamaria vorläufig für sich selbst sorgen konnte.
    Den Kissenbezug in der einen, die Pistole in der anderen Hand, arbeitete ich mich von einer Anhöhe zur nächsten

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