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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sicher keines gewesen.
    Der Anblick war wie ein Straßenschild am Eingang einer Stadt, in der grenzenlose, brutale Gewalt herrschte.
    Da die Erscheinung vor mir sich nicht auflöste, stockte ich zum ersten Mal auf meiner wilden Flucht. Ich riss mich jedoch gleich wieder zusammen und lief weiter, wobei ich den Weg nach rechts wählte.
    Als einzige Erklärung für das, was ich sah, fiel mir nur ein, dass ich gleichzeitig durch zwei Ausführungen von Roseland lief: durch ein Roseland, in das ich und Annamaria vor einigen Tagen gekommen waren, und durch ein anderes, das in einer Parallelwelt existierte.
    Der Weg, den ich an dem schwarzen, mit weißen Knochen behängten Baum genommen hatte, erwies sich als Sackgasse. Er wurde immer enger, und bald stand ich an einer Stelle, an der drei steile Abhänge zusammenliefen. Links und rechts nichts als Unkraut und dorniges Gestrüpp, vor mir eine Rampe aus nackter Erde mit verstreuten Steinbrocken.
    In den Ranken hätte ich mich sicher verfangen, bis ich irgendwann nicht mehr weiterkam. Deshalb kletterte ich über die Steinbrocken, die sich manchmal bewegten, wenn ich darauftrat. Ich war gezwungen, die Pistole ins Holster zu stecken und mich gebückt vorwärtszubewegen. Dabei suchte ich mit den Händen verzweifelt jeden verfügbaren Halt, damit ich nicht abrutschte, wenn ein Stein, der fest verankert ausgesehen hatte, sich unter meinen Füßen löste.
    Obwohl ich schnaufte und mir das Blut in den Ohren pochte, vernahm ich nun die Biester hinter mir, konnte sie jedoch nicht riechen. Es hörte sich zwar an, als wären sie nur noch wenige Meter entfernt, aber durch irgendeine Eigentümlichkeit des Geländes klangen ihre Stimmen offenbar näher, als sie es waren, sonst hätte der üble Gestank sie verraten.
    Ich hatte die Hälfte des Hangs erklommen, als sie mich einholten. Einer von ihnen packte mich am linken Hosenbein. Ich klammerte mich mit beiden Händen an zwei stabilen Steinen fest und trat heftig aus, wobei ich etwas traf, vielleicht den Kopf der Kreatur. Die ließ jedoch nicht los; sie zerrte sogar an mir, um mich von meinem Halt zu lösen.
    Der Stein unter meiner rechten Hand lockerte sich, glitt heraus und rutschte klappernd den Hang hinunter. Nur noch mit der linken Hand festhängend, drehte ich mich auf die Seite, um mit der rechten Hand nach der Beretta zu greifen.
    Ein Biest kniete oberhalb von mir, ein zweites links, das dritte rechts, allesamt bereit, sich auf mich zu stürzen. Das Weiß ihrer Augen war mit hellroten Äderchen durchzogen, die Iris so gelb wie der seltsame Himmel, den ich mehrfach gesehen hatte.
    Die scharfen Münder, die kantigen Zähne, die langen, schwarz gefleckten rosa Zungen waren nicht für freundliche Worte geschaffen, sondern dazu, eine noch lebende, schreiende Beute zu zerreißen und happenweise zu verschlingen.
    Drei Äxte wurden gehoben, zwei mit der Schneide, eine mit dem Hammerende in meiner Richtung. Während ich meine Pistole zog, war mir völlig klar, dass ich höchstens einen der Angreifer töten konnte, bevor die beiden anderen meinen Kopf knackten, um ihn aufzubrechen wie eine Muschelschale. Ich war bereit für den Tod, und wenn auch nur, weil nichts im Jenseits so grauenhaft aussehen konnte wie diese Schweinedinger.
    Bevor ich die Beretta auf das Biest über mir richten konnte, ließ es sich mit seinem ekelhaften Körper auf mich fallen. Ich glaubte schon, die bleiche, glatte Haut zu spüren, aus der einzelne Borstenbüschel sprossen, als das Ding plötzlich von mir wegzuckte. Zwischen seinen Augen bildete sich ein Loch, und der hintere Teil des Schädels platzte. Im nächsten Augenblick war das Biest so abrupt verschwunden, als wäre unter ihm eine Falltür aufgeklappt.
    Den ersten Schuss hatte ich nicht gehört, dafür waren der zweite und dritte umso lauter und deutlicher. Sie kamen ganz aus der Nähe. Es sah so aus, als würden die verbliebenen beiden Biester von mir wegspringen. Eine Axt fiel klappernd auf die Steine neben meinem Kopf, die andere wirbelte durch die Luft davon wie ein Stock, den der hässlichste Tambour aller Zeiten allzu begeistert hochgeworfen hatte.
    Der Hang unter mir schien in Bewegung zu geraten, doch ich war entschlossen, nicht mitsamt einer Kaskade aus Dreck und Steinen auf den Leichen der Biester zu landen, die ich unten liegen sah.
    Keuchend und spuckend, weil ich das Gefühl hatte, dass mir ein Schweißtropfen meines Angreifers in den offenen Mund gefallen war, drehte ich mich wieder auf den Bauch

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