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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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entlang.
    Für zwei seiner Schritte musste ich drei machen. Ich kam mir vor wie ein Hobbit, der sich mit dem Terminator angefreundet hat.
    Die warme Sonne schien mir ins Gesicht, im hohen Gras sangen die Zikaden, und ich war unheimlich dankbar, dass ich nicht in der Magensäure von vier Keilerbiestern blubberte.
    »Also ist mein Roseland hier und Ihres ist dort«, sagte ich.
    »Schaut ganz so aus.«
    »Hier ist hier«, sagte ich, »aber wo ist dort?«
    »Wenn ich darüber nachdenke, brummt mir der Schädel, also tue ich es lieber nicht.«
    »Wie schaffen Sie es denn, über so etwas nicht nachzudenken?«
    »Nicht nachdenken kann ich echt gut.«
    »Bei mir ist es eher andersrum«, sagte ich.
    »Jedenfalls passiert es mir nicht jedes Jahr, dass ich hier bin, und es dauert auch nie lang. Ist auch egal, weil ich doch immer wieder dort drüben lande.«
    »Dort drüben – aber wo? «
    »Dort drüben in meinem Roseland.«
    »Und wo ist das?«
    »Ganz locker, Odd!«
    »Ich bin so locker, wie es nötig ist.«
    Kenny schenkte mir ein Lächeln, das so gelblich gefärbt war wie ein Verkehrsschild. »Ab und zu musst du dir mal ’nen Abend gönnen, an dem du dich sinnlos volllaufen lässt. Das hilft dir, mit dem Leben fertig zu werden.«
    Ich ließ nicht locker. »Also, wo ist Ihr Roseland?«, fragte ich, während wir aus einem Tälchen zur nächsten Anhöhe hochstiegen.
    Er seufzte. »Du hast’s geschafft. Jetzt brummt mir echt der Schädel.«
    »Dann können Sie jetzt ja genauso gut nachdenken.«
    »Ich hab dich vor den Keilern gerettet. Reicht das nicht aus?«
    »Und ich hab Ihnen gesagt, was Sie gegen Ihr Fieberbläschen tun müssen.«
    »Das hat noch gar nicht funktioniert.«
    »Das wird es schon, wenn Sie damit aufhören, mit der Zungenspitze an dem verfluchten Ding herumzufummeln und die Salbe abzulecken.«
    »Du bist selbst so ein Fieberbläschen«, sagte Kenny.
    »Sagen Sie mir einfach, wo Ihr Roseland ist, dann lasse ich Sie in Frieden!«
    »Okay, okay, okay. Schon gut. ’ne Frau, mit der ich eine Weile zusammen war, hat auch nie aufgehört, mir damit auf die Nerven zu gehen, genau wie du. Bis mir endlich gekommen ist, wie ich das abstellen kann.«
    »Wie denn?«, fragte ich erschrocken.
    »Indem ich getan hab, was diese blöde Kuh wollte. Sonst hätte sie nie die Klappe gehalten.«
    »Also, wo ist Ihr Roseland?«
    »Vielleicht weit in der Zukunft, von hier aus gesehen.«
    »Vielleicht?«
    »Das ist so eine Theorie.«
    »Also haben Sie doch darüber nachgedacht!«
    »Aber es ist mir schnuppe.«
    »Mir nicht.«
    »Was ist, das ist. Kommt nicht drauf an, wieso.«
    »Sie sind nicht nur ein Denker, Sie sind ein richtiger Philosoph.«
    Er knurrte ungehalten. »Hoffentlich tauchen bald ein paar verfluchte Keiler auf, damit ich sie erschießen kann.«
    »Weit in der Zukunft, ja? Sir, soll das etwa heißen, Sie haben eine Zeitmaschine?«
    Er erwiderte, er habe keine Zeitmaschine, würzte den Satz jedoch mit einem Ausdruck, den ich hier lieber nicht wiedergebe. »Es passiert einfach«, fuhr er dann fort. »Aber nur in Roseland, nie irgendwo anders. Manchmal schaue ich in den Himmel, und der ist eine Minute lang blau, vielleicht sogar ein paar Stunden, und die Welt ist nicht so beschissen, wie sie es fast mein ganzes Leben lang schon ist. Ich bin hier, wo die Welt noch nicht beschissen ist, und nicht mehr dort.«
    »Sie schauen einfach in den Himmel, und dann passiert es?«
    »Oder umgekehrt. Das Blau verschwindet, der Himmel ist so gelb wie Katzenkotze, und alles ist wieder im Eimer. Es ist, als würde mich irgendwas hierher ziehen und dann wieder dahin zurückschieben, wo ich hergekommen bin. Mit den Keilern macht es wahrscheinlich dasselbe – es zieht sie hierher und schiebt sie dann wieder weg.«
    »Das kann nicht der Zweck gewesen sein, zu dem Tesla die Maschine gebaut hat.«
    »Was für ’ne Maschine?«
    »Das Anziehen und Wegschieben muss eine Begleiterscheinung sein. Die Keiler aus Ihrer Zeit – sind die nur in Ihrem Roseland?«
    »Teufel, nein. Die tauchen überall auf. Schlimmer als Kakerlaken.«
    »Wieso ist Ihr Himmel gelb?«, wollte ich wissen.
    »Wieso ist deiner blau?«
    »So muss er eben sein.«
    »Nicht da, wo ich herkomme.«
    Im Gehen nahm er das Gewehr von der Schulter, um es schussbereit in der Hand zu halten.
    Ich zog meine Pistole. »Was ist los?«, fragte ich.
    »Noch nichts. Ganz locker.«
    »Wenn Ihr Himmel gelb ist und es in der Zukunft von Keilerbiestern wimmelt, muss es ein ziemlich ungemütlicher

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