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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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durch den Kopf.
    Croaker konnte sich nicht gegen die Vorstellung von Sonias und Vondas kopflosen Rümpfen wehren, aus denen die Verbrecher die Organe wie reiche Früchte geerntet hatten. Vielleicht pumpte die Perfusionsmaschine gerade in diesem Augenblick Belzer-Lösung durch Vondas oder Sonias Nieren. Ein grauenhafter, zugleich verbitternder Gedanke. Die Bonitas hatten Zugang zu Nieren, er nicht, sah man einmal von Majeur ab. Doch woher stammte dessen Niere? Was, wenn Majeur etwas mit den Zwillingen zu tun hatte?
    Croaker legte eine Hand an seine pochende Schläfe. Da war wieder dieser bösartige Gedanke, der die Prinzipien unterminierte, auf denen er sein Leben aufgebaut hatte. Hier ging es um die Organe von Menschen, die er gekannt hatte und die kaltblütig ermordet worden waren. Was für Ungeheuer waren die Bonitas? Er wußte es noch nicht, aber er mußte es herausfinden.
    Croaker erschauerte, als er unfreiwillig wieder Antonios und Heitors Gesichter vor sich sah. Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten wie Monde, kalt, grausam, mitleidslos. Estrella Leyes hatte recht gehabt. Er hatte noch nie zwei Menschen kennengelernt, die sich so weit von Gott oder dem Rest der Menschheit entfremdet hatten.

9
    Fünfundsiebzig Minuten später parkte Croaker vor dem Royal-Poinciana-Krankenhaus. Der Oldtimer-Mustang, den Majeurs Klient ihm geschenkt hatte, stand noch an derselben Stelle. Er sah wirklich prächtig aus. Croaker ertappte sich bei dem Gedanken, einen Schutzüberzug für den Wagen zu kaufen, weil die heiße Sonne Floridas sonst den Lack versengen, die Sitzpolster ausbleichen und die offenliegenden Gummiteile austrocknen würde. Er bemerkte, daß er über das Auto nachdachte, als gehörte es tatsächlich ihm. So oder so, er mußte entscheiden, was er mit dem Wagen machen sollte. Er wischte mit einem Lappen aus dem Handschuhfach Lenkrad und Ledersitze des Thunderbirds ab, die durch das Blut aus seinen Wunden und Hautabschürfungen verschmutzt waren. Es war fast halb neun. Seine heroischen Kraftanstrengungen schienen erfolglos zu bleiben; die Autonummer, die er auf der Rückseite des Kleinlasters der Bonitas gesehen hatte, hatte sich als Sackgasse herausgestellt. Als er sich mit der Motor-Vehicle-Datenbank hatte verbinden lassen, hatte er die Information erhalten, daß die Autonummer zu einem sieben Jahre alten Honda Civic gehöre, der in Dade County zugelassen sei. Er wußte, daß Nummernschilder so häufig gestohlen wurden, daß die Polizei sich kaum noch darum kümmerte.
    Es war nicht weiter überraschend, daß der Kleinlaster der Bonitas mit gestohlenen Nummernschildern ausgerüstet war. Langsam begriff Croaker, daß die Zwillinge durch und durch Profis waren. Ihre Bösartigkeit, die eine Spur durch die Stadt hinterließ, war unverkennbar. Trotzdem ertappte sich Croaker dabei, daß er über die seltsamen Aspekte seiner beiden Begegnungen mit Antonio nachdachte. Was sollte man sich unter Antonios Worten vorstellen: Bei der Liebe passieren Dinge, die man nicht verstehen kann. Die Liebe ändert einen auch dann, wenn man nicht die Absicht hat, sich ändern zu lassen. Stimmte das? Hatte Antonio Rosa Milagros geliebt? Unmöglich. Er hatte sie getötet; er und Heitor hatten ihr den Kopf abgeschnitten wie einem für die Schlachtbank reifen Wasserbüffel. Gott oder irgend etwas, das ihm ähnelt, vielleicht das Schicksal, hat mir diese Frau genommen, hatte Antonio ihm gestanden. Was hatte das zu bedeuten? Er und Heitor waren Männer, denen jegliches Gefühl fremd war. Und doch schien es, als hätte ihn der Mord an Rosa gezeichnet. Sie warten beide, oder? Rosa und jetzt auch Sonia. Sie sind jetzt irgendwie vereint. Warum sollte er Croaker irgendwelche Geständnisse machen? Wen sah Antonio in ihm? Er erinnerte sich mit elektrisierender Eindringlichkeit an Antonios Blick, der ihn wie ein Virus durchdrungen und bis ins Mark erschüttert hatte. Bennie und Estrella Leyes scheinen beide davon überzeugt zu sein, daß der Geist von
Humaitá Milagros
in mir weiterlebt, dachte Croaker. Ist es das, was Antonio in mir sieht? Und hatte er deshalb gesagt, jetzt bin ich verdammt, ich weiß es. Rosa hätte mich retten können. Ich habe Dinge getan Ich tue sie immer noch.
    Dann erinnerte er sich an Estrellas Warnung‚
Humaitá
habe geglaubt, einen Funken Menschlichkeit in Antonio und Heitor entdeckt zu haben, und sei deshalb umgebracht worden. Sie hatte ihm geraten, nicht denselben Fehler zu begehen. Ohne daß er sich dessen bewußt war,

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