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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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brauchte? Croaker machte sich nicht die Mühe, über die Zahl zu spekulieren. Was das Überleben betraf, war der Mensch das geschickteste Tier. Stone Tree hatte ihm das einst erzählt. Er hatte behauptet, das liege daran, daß der Mensch alles so verdammt gut rationalisieren könne. Selbst die bösartigsten Menschen glaubten inbrünstig daran, daß sie aufgrund guter und rechtschaffener Motive handelten.
    Vielleicht waren die Bonitas eine Ausnahme. Croaker hatte genug Zeit in Antonios Nähe verbracht, um zu begreifen, daß es bei den Zwillingen einen Unterschied gab. Sie waren von einer anderen Art. In ihren Seelen loderte eine fürchterliche, fahle Flamme, die unauslöschbar war. Es wäre einfach gewesen, dieses Feuer mit
Hetá I
zu verwechseln. Diese beiden konnten das Gute vom Bösen unterscheiden, und sie hatten sich eben für das Böse entschieden.
    Er verließ den Highway und fuhr in östlicher Richtung zum Okeechobee Boulevard nach Olive, das am Highway lag, dann nach Norden.
    Rachel machte ihm am meisten Sorgen. Es war einfach ein zu großer Zufall, daß sie genau vor Barbacenas bevorstehender Ankunft in Miami krank geworden war. Als Gideon ihm erzählt hatte, daß die Drogen, die sie und Rachel genommen hatten, nicht gestreckt worden waren, war er zu der Überzeugung gelangt, daß es irgendeinen Verantwortlichen für Rachels Zusammenbruch und ihren Gesundheitszustand geben mußte. Aber wie war das möglich, und wer war verantwortlich? Er hatte einen Verdächtigen im Sinn, aber er brauchte Beweise.
    Croaker bog in den Parkplatz des Royal-Poinciana-Krankenhauses ein.
    Seine verzweifelte Lage lag offen vor ihm. Selbst wenn sich sein Verdacht hinsichtlich Rachels bestätigte, konnte er nichts tun. Sie lag immer noch im Sterben, und ohne die Niere, die Majeurs Klient ihm angeboten hatte, würde sie die Woche nicht überstehen. Er versank immer tiefer in einer breit angelegten Verschwörung. Aber sein Weg war vorgezeichnet. Er mußte Juan Garcia Barbacena umbringen, damit Rachel überlebte. Alternativen gab es nicht. Die Tatsache, daß Majeur und dann Darling ihm etliche Gründe genannt hatten, warum Barbacena verabscheuungswürdig war, halfen ihm nicht viel weiter. Es war eine Sache, jemanden in Notwehr zu töten. Einen Mord kalt und berechnend aus der Ferne zu planen, war etwas ganz anderes. Croaker hatte in seinem Leben eine Menge bezahlter Mörder und Söldner kennengelernt. Aber im Gegensatz zu ihm hatten sie alle ein Herz aus Stein gehabt.
    Er stieg aus dem Thunderbird aus. Es war noch nicht einmal elf Uhr und bereits so unerträglich heiß, daß er am liebsten über den Asphalt gerannt wäre.
    Im Krankenhaus herrschte eine angenehme Kühle. Die Stille erinnerte an den Mechanismus eines Schweizer Uhrwerks. Krankenhäuser hatten etwas an sich, das einen ermüdete, sobald man eines betrat. Vielleicht bliesen sie gasförmige Tranquilizer durch die Klimaanlage, um alle Anwesenden ruhigzustellen.
    Auf der Dialyse-Intensivstation schlich Croaker auf Zehenspitzen in Rachels Krankenzimmer. Ihre Haut war weiß wie Milch, und vielleicht wäre sie davon geschwebt‚ wenn es nicht die Decke und das Laken gegeben hätte. Bläuliche Venen pulsierten langsam unter der Haut, die dünn und wächsern geworden war. Die Digitalanzeigen verrieten ihm, daß sie immer noch Fieber hatte. Die Ärzte hatten die Blutvergiftung nicht in den Griff bekommen.
    »Ich habe Gideon gefunden.«, flüsterte er, während er sie auf die heiße Stirn küßte. »Sie wird bald bei dir sein, Darling.« Er ergriff ihre schlaffe Hand und drückte sie. »Halt durch, Rachie. Du hast es bis jetzt geschafft. Halt einfach noch etwas länger durch.«
    Matty kam aus dem Waschraum zurück. Sie sah ihn und stürzte sich in seine Arme.
    »Wo warst du, Lew? Wo hast du in der letzten Nacht geschlafen?« Er sah, daß sie geweint hatte. Sein Anblick brachte sie erneut dazu.
    »Ganz ruhig.« Er streichelte ihre Wange. »Morgen wird sie eine neue Niere haben.«
    »O Lew!«
    Er löste sich sanft aus ihren Armen. »Hast du den Ersatzschlüssel für deine Wohnung dabei, Matty?«
    Sie nickte und kramte in ihrer Handtasche herum. »Du hast Gideon gefunden, oder?« fragte sie, während sie ihm den Schlüssel gab. »Wie ist er?«
    »Völlig anders, als ich erwartet hatte.«
    »Ich würde ihn gern kennenlernen.« Matty zog ein Papiertaschentuch hervor und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Irgendwie kommt es mir vor, als würde ich ihn schon kennen. Er ist jetzt eine

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