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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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aus dem Hosenbund und jagte dem Hai sechs Kugeln in den Kopf. Er zielte auf das Gehirn des Tieres, doch das war so klein und gut gepanzert, daß er nicht sicher sein konnte, ob er getroffen hatte.
    Aus Böswilligkeit oder eines Reflexes wegen tauchte der Hai erneut aus dem Wasser auf. War es möglich, daß Bennie trotz der nahen Entfernung so ein schlechter Schütze war, oder hatte der Körper des prähistorischen Biestes noch immer nicht gemerkt, daß er zum Sterben verdammt war? Egal. Die verwundete Schnauze schoß aus einem Wirbel blutigen Schaums hervor. Die äußere Kante der doppelten Zahnreihe streifte die Innenseite von Bennies rechtem Unterarm. Er stöhnte auf und war so erstaunt, daß er die 38er fallen ließ, als wäre sie aus heißem Eisen. Sie verschwand im Rachen des Hais.
    Croaker ballte seine Hand zu einer Faust und riß die Stahlnägel durch Knorpel und Fleisch heraus. Der lange, blutige Riß reichte von einem Ende der Schnauze bis zum anderen.
    Das Tier war tot. Natürlich, immerhin hatte es sechs Kugeln aus einer 38er im Leib, und das Blut spritzte wie aus einem Springbrunnen aus seinem Körper. Aber Croaker hatte schon zu viele gefangene Haie gesehen, von denen man angenommen hatte, daß sie tot wären, und die dann wieder zum Leben erwacht waren, was schreckliche Konsequenzen gehabt hatte. Auch dieses Biest setzte seinen psychotischen Tanz fort, schlug mit der Flosse um sich, schnappte mit dem Maul und war gefährlicher als je zuvor. Croaker drehte sich um, packte einen Bootshaken und rammte dem Tier das Metallende ins gesunde Auge.
    Das aufgepeitschte Wasser beruhigte sich langsam. Das Blut spritzte wie Öl aus einem defekten Tanker. Der Hai wendete sich langsam auf die Seite, drehte sich wie eine sterbende Sonne im All und sank dann nach und nach unter die Wasseroberfläche, ohne daß eine Spur zurückblieb. Kurz vor dem Ende malmten seine Kiefer spasmisch.
    »Verflucht«‚ sagte Bennie, der an der Reling lehnte. Die Gesichtsfarbe war bereits wieder in seine pockennarbigen Wangen zurückgekehrt. »Der elende Hurensohn hat meinen Wahoo und meine Knarre verschluckt.«
    Gleich nachdem sie angelegt hatten, hatte Croaker Bennie ins Fisherman's-Krankenhaus gebracht, damit man sich um seine Wunde kümmerte. Es war nur ein kleiner Kratzer, aber man konnte ja nie wissen. Die Wunde befand sich an der Innenseite von Bennies Arm, dicht neben der großen Hauptvene.
    Auf dem Weg zum Dinner fuhren sie dann durch eine spätnachmittägliche Landschaft, die nach Meer und dem Jodgeruch getrockneten Seetangs duftete. Sie saßen in Croakers weißem und flamingofarbenem Thunderbird Baujahr 1969, von dem Bennie behauptete, daß er sich wie ein Schwein dahinwälze, bei Höchstgeschwindigkeit aber wie ein magischer Teppich davonsause.
    Bennie, dessen rechter Arm wegen des gelblichen Desinfektionsmittels und des flauschigen Gazeverbandes glänzte, griff nach seinem Mobiltelefon, um eine Frau namens Maria anzurufen. Croaker hörte, daß er sie heute abend um zehn Uhr treffen wollte. Er nannte ihr die Nummer eines Kilometersteins. Viel mehr konnte man in den Florida Keys als Adressenangabe nicht erwarten. »Direkt beim Highway 1, Maria. Linke Seite. Du kannst es nicht verfehlen. Was ist mit Sonia, ist sie dabei? Gut.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, wandte er sich Croaker zu. »Verrenk dir nicht gleich den Hals, wenn die beiden Bräute auftauchen.«
    Croaker lachte. »He, Bennie, seit wann kümmert es mich, mit wem du ausgehst?«
    Bennie grinste. »Ich bin mit Maria verabredet. Sonia ist für dich, cleverer Junge.«
    Croaker schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Du weißt, daß ich mit dem Milieu nichts am Hut habe.«
    »Was für ein Milieu?« Bennie spreizte pathetisch die Hände. »Jesus Christus, Lewis, dieses Mädchen ist keine Hure.« Er reckte das Kinn vor. »Erinnerst du dich an die Geschichte über die Frau, die mir mein Herz gestohlen hat?«
    »Ich erinnere mich an alles, was du mir erzählst, Bennie.« Croaker grinste. »Die Perle in der Auster.«
    »Lach nicht, Mann.« Bernie machte es sich in seinem Sitz bequem. »Glaubst du, daß ich dich irgendeiner Frau vorstelle? Dann liegst du verdammt schief.« Er schnüffelte an dem gelblichen Desinfektionsmittel auf seinem verletzten Arm und rümpfte angewidert die Nase. »Sonia ist eine Perle, glaub’ mir. Vielleicht sogar deine.«
    Ein Schwarm von Pelikanen flog, die langen Schnäbel eng an die graue Brust gepreßt, dicht über dem Wasser auf die

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