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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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und ich weiß, was du denkst. Aber du liegst falsch. Die Waffe dient nur zur Selbstverteidigung.« Er spreizte die Hände. »Ich verhandle und finde einen Weg, ein Abkommen zu treffen.« Er beugte sich vor, und seine Stimme klang jetzt tiefer und kehliger. »Meiner Erfahrung nach gibt es bei allen Menschen - wie dumm, halsstarrig oder stolz sie auch sein mögen - nur ein treibendes Motiv: sie wollen nicht verlieren. Und ich zeige ihnen, wie sie es schaffen, nicht zu Verlierern zu werden.«
    Bennie wischte sich mit dem Unterarm die salzige Gischt aus den Augen. Er konzentrierte sich auf die Bewegungen des verwundeten Fischs, der sich gegen den Schiffsrumpf preßte und immer noch nicht ganz tot war. Nachdem er den Kiemenschlitz endlich gefunden hatte, beugte Bennie sich grunzend vor. »Mist!« Der Wahoo hatte sich ein letztes Mal geschüttelt, und der Angelhaken riß Haut und Fleisch auf.
    »Diesen Teil der Aktion kriege ich nie sauber hin.« Blutige Fetzen verdunkelten das Wasser.
    »Wenn du Hilfe brauchst«, sagte Croaker, der dafür sorgte, daß die Angelschnur straff blieb, »mußt du es nur sagen.«
    Bennie hing in einer wackligen Position über der Reling. »An dem Tag, wo ich Hilfe brauche, um einen elenden Wahoo an Bord zu hieven ….«
    Der Rest des Satzes ging in einem gutturalen Schrei unter. Das Wasser hatte sich durch das ausströmende Blut verdunkelt und nahm jetzt erst eine schwarze, dann urplötzlich ekelhaft weißliche Farbe an. Es spritzte mit großem Getöse hoch, schäumte wild und enthüllte den Kopf eines Tigerhais.
    »Was zum Teufel ….« brüllte Bennie. Der Hai war riesig und wog mit Sicherheit über tausend Pfund, wie Croaker schätzte. Die offenen Kiefer klafften nur Zentimeter vor Bennies Händen, und der Schlund wirkte so groß wie der Eingang zum Lincoln-Tunnel. Als sich das gigantische Maul wieder schloß, brach der Fischhaken entzwei, und ein Teil des Wahoos verschwand in einem glänzenden Mahlstrom von Blut und aufgewühltem Wasser.
    Bennie versuchte sich in Sicherheit zu bringen, aber seine Gürtelschnalle hatte sich an der Reling verklemmt. Einen Augenblick lang blieb er so hängen, sein Oberkörper schwebte über dem Wasser. Croaker fuhr die Stahlfingernägel seiner linken Hand aus, die aus Polykarbonat und Titanium bestanden, bewegte sie horizontal und kappte die synthetische Angelschnur. Er ließ die Angelrute aus Fiberglas eben auf Deck fallen, als der Tigerhai mit einem ekelhaften Geräusch wieder an der Wasseroberfläche auftauchte und direkt auf Bennie zuschoß.
    »
Madre de Dios!
« Bennies kreideweißes Gesicht war blutbefleckt. Das Blut glänzte irisierend auf seinen Wangenknochen‚ der Nase und den Augenbrauen. In seinen weitaufgerissenen, starr blickenden Augen spiegelte sich die häßliche graubraune Schnauze des Hais.
    Bennies Kopf befand sich direkt über dem klaffenden Schlund, und der Hai, von einer wahnsinnigen Blutgier gepackt, kam immer näher. Croaker packte Bennie mit der rechten Hand am Hemdkragen und zog ihn zurück, aber die verdammte Silberschnalle hing immer noch an der Reling fest.
    Verzweifelt drängte sich Croaker neben Bennie. Er beugte sich über die Reling und beschrieb mit der linken Hand einen flachen Bogen. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem Rücken der Kunsthand. Der ausgefahrene Stahlfingernagel seines Daumens durchbohrte ein Auge des Hais, während sich die anderen vier in seiner Schnauze vergruben. Das war der einzige Teil der Anatomie des Hais, der empfindlich zu sein schien. Croaker konnte sich an mehrere Erzählungen erinnern, in denen behauptet worden war, daß man Attacken abwehren könne, indem man auf die Nase eines Hais einschlage. Er betete, daß das stimmte.
    Der Tigerhai schlug um sich. Die mächtige Flosse wühlte das Wasser auf, und das Beben seines stämmigen Körpers erschütterte das Boot. Die Sandpapierhaut des Tieres streifte den Schiffsrumpf und riß Stücke des Lacks und des Holzes heraus. Der halbblinde und blutlüsterne Hai stieg ein drittes Mal aus dem Wasser und fiel dann wieder zurück. Croakers Nägel waren tief in dem monströsen Fleisch und den Knorpeln vergraben. Er hatte sie in einem Reflex angewinkelt und konnte seine Hand jetzt nicht mehr befreien. Eine abrupte Abwärtsbewegung des Hais würde ihn mit in die Tiefe reißen.
    Bennie, der die ganze Zeit mit seiner Schnalle gekämpft hatte, kam jetzt endlich frei. Er ergriff mit einer Hand Croakers schweißnasses Hemd, zog mit der anderen die 38er Smith & Wesson

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