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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Leute kannten, sondern der andere Bennie Milagros, ein nachdenklicher Mensch, eine Art Philosoph, der alles im Leben in Frage stellte. Croaker erkannte instinktiv, daß es ein Privileg war, diese Seite seines Freundes zu erleben, und er wußte auch, daß es eine besondere Verbindung zwischen ihnen gab, über die nicht groß geredet werden mußte.
    »Ich will damit sagen, daß das dem Hai alles scheißegal ist.« Bennie stürzte den Rest seines Bieres hinunter. »Ich schwöre dir, Lewis, das Vieh hätte heute beinahe Hackfleisch aus unseren Ärschen gemacht.«
    Croaker hatte gerade eine neue Runde Bier geholt, als die Kellnerin aus dem Restaurant unten mit Platten mit gegrilltem Fisch auftauchte. »Das Vieh war eine Naturgewalt, wie ein Sturm oder eine Springflut, nicht mehr und nicht weniger«, sagte er.
    Bennie starrte auf den Fisch, der nach frischem Rosmarin und Thymian duftete. Croaker bemerkte seinen Gesichtsausdruck. Wie er dachte Bennie daran, daß sie jetzt den Wahoo verspeist hätten, wenn nicht diese Naturgewalt aufgetaucht wäre.
    »Du liegst falsch, Lewis. Der verdammte Vorfall - so sieht unsere Zukunft aus. Eines Tages wird uns eine unbekannte, unvorhersehbare und unaufhaltbare Naturgewalt alle in den Abgrund reißen.«
    Croaker zog Bennies Bier vor sich und starrte auf den Grund des Glases. »Ich glaube, ich sollte dir ein Beruhigungsmittel reinschütten.«
    Bennie lachte säuerlich. Er beobachtete die gespenstische Silhouette der braunen Pelikane, die sich auf den Pfeilern des Piers niedergelassen hatten. Die beängstigende Begegnung mit dem Hai hatte eine Veränderung in seinem Inneren herbeigeführt. »Glaub mir, Lewis, da draußen wartet was auf uns.«
    Kurz nach zehn tauchte Maria auf, Sonia folgte ihr auf dem Fuße. Maria war eine gertenschlanke Lateinamerikanerin mit einem dichten schwarzen Haarschopf, dunklen Augen und den Manieren einer Frau, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammte. Auch Sonia war lateinamerikanischer Herkunft und ebenfalls groß und sehr schlank. Sie hatte fülliges dunkelbraunes Haar und herrliche nußfarbene Augen. Sie bewegte sich mit einer Energie und Unbewußtheit, die faszinierend waren. Doch Croaker hatte die Erfahrung gemacht, daß Frauen, die ihre Schönheit wie ein Bankkonto einsetzten, sich entweder als dumm, selbstbezogen oder beides herausstellten.
    Auf Croakers Vorschlag hin fuhren sie in die Shark Bar, die Bennie und er ganz gut kannten. Es war ein ziemlich neuer Club in Islamorada, ein exzentrisches, aber angesagtes Lokal mit Salsa-Bands und tropischer Atmosphäre. Am besten aber war, daß der Club die Bedürfnisse der lateinamerikanischen Kundschaft befriedigte, die aus South Beach zum Fischen hierherkamen, was gut für Croakers Geschäft war. Er hatte aber noch einen anderen Grund, dort zu verkehren, und diesen Grund, der die Kundschaft um Kopfeslänge überragte, sah er jetzt.
    »Hallo, Rafe!« rief er.
    Rafe Roubinnet‚ der Inhaber der Shark Bar, winkte ihm zu und grinste wie ein Mann, der einen alten Zimmerkollegen vom College erkennt. »Wie geht’s?« brüllte er. »Wahrscheinlich großartig - ich habe gehört, daß du fast ohne Unterbrechung einen Monat lang mit der Captain Sumo draußen warst.« Sein Lachen war ansteckend. »Hast hübsche Wirbelsäulentierchen gefischt, was?«
    Croaker, der Sonias Hand hielt, steuerte mit ihr durch die Menge auf den Restaurantbesitzer zu. »Allerdings. Die großen Fische beißen gut, und meine Kundenliste wird immer länger. Ich kann mich nicht beklagen.«
    Roubinnet war sehr groß und schlank. Die tropische Sonne und der Wind hatten Fältchen in sein Gesicht gegraben, und seine Haut war so dunkel wie Mahagoni. Er trug weiße Jeans und ein mitternachtsblaues T-Shirt, auf dem in großen, weißen gotischen Buchstaben BIN KEIN SEELENDOKTOR stand. Mit seinem dunklen, dichten Haar und den strahlenden blauen Augen sah er auf eine rauhe Art gut aus, und Croaker war überzeugt davon, daß er auch als Model hätte arbeiten können. Aber Roubinnet schien sich an den langsamen und lockeren Lebensrhythmus der Florida Keys gewöhnt zu haben.
    »
Ai de mi,
wer ist die schöne Dame?« brüllte Roubinnet. »Bring sie doch mal rüber,
compadre!
«
    Croaker und Roubinnet hatten eine besondere Beziehung zueinander. Seit er von Marco Island an der Golfküste zurückgekehrt war, waren Croaker in der Shark Bar jede Menge lukrativer Jobs vermittelt worden. Die Bar war eine Art zweites Zuhause; man kannte und mochte ihn hier, ganz zu

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