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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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der gebräunten Brust. »Gut. Aber dann verflüchtigt sich alles durch die eisige Unausweichlichkeit des Schicksals. Sie heiraten, und der Mann liebt sie eine Zeitlang. Aber er mißbraucht sie auch. Die Hoffnung in ihrem Inneren bleibt, während die Zeit weitergeht. Er ignoriert und betrügt sie. Man könnte sagen, daß sie den Mißbrauch und die Gleichgültigkeit mit einem gewissen Grad von Stoizismus hinnimmt. Es ist auch denkbar, daß sie Angst und Hoffnung verwechselt. Dann ändert sich alles. Als sie von seiner Geliebten hört, zerreißt irgend etwas in ihr. Ihre Kraft zeigt sich, und sie stellt ihn unbesonnen zur Rede. Sie wird wegen ihrer Bemühungen umgebracht.«
    »Er schlägt sie und erwürgt sie mit einem Kabel«, sagte Croaker. Lange bevor Rafe mit seiner Erzählung fertig gewesen war, hatte er gewußt, daß er von Juan Garcia und Theresa Marquesa Barbacena gesprochen hatte.
    »Du kanntest Theresas Schicksal also schon«‚ sagte Rafe. »Jetzt wirst du auch den Rest erfahren. Bennies Mentor, sein Lehrer, war Javier Marquesa, Theresas Vater.«
    Als sie zum Eßtisch zurückgekehrt waren, stellten sie fest, daß die Teller abgeräumt worden waren. Statt dessen standen jetzt Schüsseln mit kleingeschnittenen Wassermelonen, Mangoscheiben und Papaya-Hälften auf dem Tisch, dazu eine silberne Thermoskanne mit Kaffee und daneben eine Platte mit Zitronenscheiben.
    Rafe beugte sich über den Tisch und preßte den Saft verschiedener Zitronenscheiben auf die frischen Früchte. Der bunt geschmückte Tisch trennte sie voneinander.
    »Ich habe herausgefunden, daß Bennie die Rechnung für Majeurs Mobiltelefon bezahlt, Rafe.«
    »Ich bin sicher, daß das nicht alles ist, was er bezahlt.«
    Rafe servierte die Früchte.
    »Aber ich weiß, daß Majeur für die Bonitas arbeitet«‚ sagte Croaker. »Es macht keinen Sinn, daß Bennie ihn angeheuert hat, um mich zu zwingen, seine Rechnung mit Barbacena auszugleichen. Die Bonitas haben den Zugang zu der Niere, die Rachel braucht.«
    Rafe faltete die Hände. »Es sei denn, daß Majeur für Bennie und die Bonitas arbeitet, ohne daß die was davon wissen.« Er grunzte. »Das würde zu Bennie passen. Unredlich bis zum letzten. Vergiß auch nicht, daß sie alle aus der gleichen Gegend von Asunción kommen. Sie kennen sich gut.« Croaker dachte eine Zeitlang darüber nach. »Dann ist es also möglich, daß Bennie das Leben meiner Nichte in Gefahr gebracht hat.«
    »Ein trauriger Tag, c
ompadre
.« Rafe reichte Croaker einen Teller. »Die Desillusionierung ist eine kleine Pille mit Widerhaken, die einem im Hals steckenbleibt.« Er schenkte dampfenden schwarzen Kaffee in Schiffstassen ein, deren breiter Boden beschwert war. »Aber das Leben muß weitergehen, oder?«
    Croaker nickte. Sein Blick war verschleiert. »Eine Sache beunruhigt mich trotzdem. Bennie hat eine große und komplexe Operation initiiert, und Barbacena ist die Speerspitze. Warum sollte Bennie jetzt jemanden anheuern, um ihn zu erledigen? Warum wartet er nicht, bis die Operation beendet ist?«
    »Ich könnte mir verschiedene Gründe vorstellen.« Rafe preßte die Fingerspitzen gegeneinander. »Jetzt, wo Barbcena nach Miami kommt, ist er am verletzlichsten. Wer weiß, vielleicht könnte er später wieder im lateinamerikanischen Dschungel untertauchen? Andererseits steht auch fest, daß Barbacena kürzlich einige zweifelhafte Risiken eingegangen ist. Und dabei hat er sich Feinde in den oberen Etagen gemacht. Für jemanden in Bennies Position kann das zu einer schweren Bürde werden.«
    Croaker überlegte, während er ein paar Früchte verzehrte. Sie waren gleichzeitig kühl, süß und herb. Er dachte über Bennie nach. Wo lag die wirkliche Motivation für dessen Handlungen? Wer wußte schon, was ein Mann mit einem so ruhelosen Geist wirklich wollte? »Was glaubst du, wen Bennie als Ersatz für Barbacena auswählen würde?« fragte er.
    Rafe zuckte die Achseln. »Ich kenne die maßgeblichen neuen Leute nicht. Die Wohltaten des Rentnerdaseins,
compadre
. Aber du kannst darauf wetten, daß es jemanden gibt. So läuft das in diesem Geschäft. Man feuert niemals einen Angestellten, ohne bereits dessen Nachfolger angeheuert zu haben.«
    Dasselbe Mitglied der Crew, das ihnen auch den Lunch serviert hatte, kam mit Croakers Mobiltelefon aus der Kabine.
    »Ein Anruf für Sie, Mr. Croaker«, sagte der junge Mann und reichte ihm das Handy.
    »Lew?« Er hörte Jenny Marshs Stimme und ging zur hinteren Reling.
    »Hallo«, sagte er.

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