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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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sondern rollte statt dessen den oberen Plan zusammen und entblößte den für das Lagerhaus in Miami Beach. Er überflog ihn flüchtig. »Der Entwurf ist grundsätzlich identisch. Diese Häuser sind beide tödliche Fallen. Selbst wenn du unentdeckt hineinkommen und sogar zu Barbacena vordringen solltest, ohne gefangen oder getötet zu werden, wirst du nie lebend herauskommen. Während meiner ersten Woche als Bürgermeister hat man mir einen Crash-Kurs gegeben, was Anschläge und Sicherheitsmaßnahmen betrifft. Eines dieser Themen, die zugleich faszinierend und beängstigend sind.«
    Croaker nickte. »Dann haben wir es hier also mit einem Selbstmordkommando zu tun.« .
    »Zweifellos, wenn du es so versuchen willst.« Rafe blickte von den Plänen auf und sah Croaker an. »Vielleicht ist es das, was Bennie will.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
    Rafe lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dann müsse wir uns eine Alternative einfallen lassen.« Er faltete die Hände. »Als ich Bürgermeister war, habe ich meine Sicherheitsbeamten wahnsinnig gemacht. Warum? Weil ich mich so oft draußen aufgehalten habe. ›Die Heckenschützen‹, stöhnten sie immerfort. ›Ein Heckenschütze hat John F. Kennedy erledigt‹, klagten sie. ›Und Martin Luther King und Robert Kennedy auch.‹ Die Außenwelt ist ihr schlimmster Alptraum.« Er blickte Croaker an. »Vielleicht habe ich sie verrückt gemacht, aber ich habe jedes ihrer Worte verdammt ernst genommen. Sie verstanden ihren Job.« Er beugte sich vor und pochte nachdrücklich auf die Pläne. »Vergiß sie. Wenn du nicht einer der Mario Brothers bist, wirst du nie zu ihm vordringen. Du mußt deinen Job draußen erledigen.«
    »Große Geister, gleiche Gedanken«, sagte Croaker. »Wie’s aussieht, ist Barbacena Vegetarier, und zwar ein sehr strenger. Außerdem macht ihn das Reisen hungrig. Nach meinen Informationen geht er nach der Landung als erstes essen.«
    »Hm. In dieser Gegend gibt es verdammt wenige vegetarische Restaurants.«
    »Und noch weniger, wo man um Mitternacht noch essen kann«‚ sagte Croaker. Er dachte an die kurze Liste, die Majeur ihm zusammen mit den anderen Unterlagen gegeben hatte.
    Rafe lächelte jetzt. »
Ay de mi
. Wenn wir herausfinden, wo Barbacena seine mitternächtliche Mahlzeit einnimmt, kannst du ihn erwischen.«
    Rafes Worte glichen einem Leuchtfeuer in der Nacht. Es war beruhigend, daß er mit Croakers Einschätzung der Situation übereinstimmte. Croaker nannte ihm die Namen der vegetarischen Restaurants, die er sich eingeprägt hatte. »Es gibt nur eines, das noch nach Mitternacht Essen serviert«, sagte Rafe mit einem spitzbübischen Grinsen. »An Chay. Asiatische Gerichte im Regenwald-Ambiente. Total angesagt. An der Ecke Neunte Straße und Washington Avenue in South Beach.«
    »Dort wird Barbacena hingehen«, sagte Croaker. Er wandte sich abrupt ab und stolperte fast gegen die hintere Reling. Mit dem Rücken zu Rafe und der Crew starrte er auf seine künstliche Hand hinab. Ich rase auf Mitternacht zu, dachte er, und habe keine Zeit mehr, dem unausweichlichen zu entgehen. Er schlang seine natürlichen Finger um das kühle Metall am Ansatz der künstlichen Hand.
    Einen Augenblick später spürte er, daß jemand hinter ihm stand. »Es ist immer so,
compadre
.« Die Meeresbrise ließ Rafes Stimme sanft klingen. »Um die elfte Stunde türmen sich all die alten Ängste und Zweifel auf. Sie werden dich lähmen, wenn du ihnen nachgibst.«
    Rafe hielt inne. Er stand jetzt nahe genug bei Croaker, um sehen zu können, was dieser tat. Croaker drückte bedächtig auf fünf kleine Knöpfe an der Innenseite seines linken Handgelenkes. Dann wartete er drei Sekunden und preßte sie erneut in einer anderen Reihenfolge. Er drehte die biomechanische Hand scharf nach links, und sie löst sich ab. Er hielt sie in der rechten Hand. »Als ich in Südostasien war, habe ich gesehen, wie ein alter Mann eine Giftschlange so hielt.« Croaker blickte Rafe an. »Kennst du dich mit Giftschlangen aus, Rafe? Nein? Diese gehörte zur Gattung der Bungarus, und das sind die giftigsten Schlangen überhaupt. Der alte Mann hatte an jedem Tag seines Lebens Umgang mit ihnen. Ich habe mich oft gefragt, ob ihm bewußt war, daß es nur einer falschen Bewegung und eines Bisses bedurft hätte, und er wäre tot gewesen.« Croaker drehte seine künstliche Hand um, so daß die Innenseite nach oben zeigte. Die zusammengekrümmten Finger schienen zu ruhen. »Im Griff des alten

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