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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Abflugzeiten, als könnte seine Hoffnung einen weiteren Flug zustande bringen. Die Jugend war zu allem fähig.
    »Bei American Airlines gibt es um 19 Uhr 10 einen Flug nach Los Angeles, Sir. Es ist für heute der letzte von hier.« Sie schielte auf den Monitor. »Es ist noch ein Platz frei.«
    Croaker bat sie, ihn zu reservieren. Er nannte ihr einen Namen, den er sich gerade ausgedacht hatte. Sie nickte. »Dies ist die Schalterhalle H. Sie finden American Airlines in der Schalterhalle D, Sir. Sie sollten sich beeilen.« Croaker dankte ihr und schlenderte zu dem Jungen hinüber. »Kannst du dir das vorstellen?« fragte er umgänglich. »Der Flug nach Los Angeles ist ausgebucht.«
    »Ich weiß«, sagte der Junge. »Ich habe versucht, einen Platz zu kriegen. Ich habe ein Last-Minute-Ticket.«
    »Verdammtes Pech«, sagte Croaker. »Mein Kumpel und ich werden wohl bis morgen früh warten müssen. Du wahrscheinlich auch. Kann ich dich irgendwo hinbringen?«
    »Nein, danke.« Der Junge wirkte mürrisch. »Das Problem ist, daß ich heute abend in L. A. sein muß. Meine Schwester heiratet.«
    »He‚ weißt du, daß es in der Maschine von American Airlines noch einen freien Platz gibt? Sie startet in ungefähr eineinhalb Stunden.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Macht keinen Unterschied. Ich hab’ keine Kohle.«
    »Komm schon«, sagte Croaker. »Wir wollen sehen, was sich machen läßt.«
    Der Junge blickte skeptisch drein. »Soll das ein Witz sein oder was?«
    »Du willst doch heute abend zu Hause ankommen, oder?« Croaker bezahlte das Ticket am Schalter von American Airlines bar und nannte den fiktiven Namen, den er der Angestellten von Delta Airlines gegeben hatte. Er schob das Geld auffällig mit seiner künstlichen Hand hinüber, damit die Delta-Angestellte sich an ihn erinnern würde. Dann ging er zu dem Jungen zurück und gab ihm das Ticket.
    Der Junge beäugte es mißtrauisch. »Okay. Wo ist der Haken bei der Sache?«
    Croaker zeigte ihm seinen FBI-Ausweis. »Eine offizielle Sache. Du nimmst das Ticket und reist unter dem Namen, der draufsteht. Und dann vergißt du alles.«
    »Das wär's schon?«
    Croaker nickte. »Du brauchst meine Hilfe, und ich brauche deine. So einfach ist das.«
    Der Junge grinste und drückte Croakers Hand. »He, cool. Vielen Dank.«
    »Bestell deiner Schwester meine Glückwünsche zur Hochzeit.«
    Als Croaker draußen auf den Shuttle-Bus wartete, war er zufrieden mit sich. Er hatte eine Spur für die Cops gelegt, die sie verfolgen konnten. Je mehr Zeit sie damit vergeudeten‚ ihn in Los Angeles zu suchen, desto mehr Spielraum hatte er hier in Miami.
    Er blickte sich um. Alle Gegenstände wirkten verändert: scharf, klar umrissen, mit Farben gesättigt nahm er seine Umgebung wahr. So war es immer, wenn ein Fall kurz vor dem Höhepunkt stand und man den Kriminellen nach langer Zeit im Visier hatte. Jetzt, wo alle Entscheidungen gefällt waren, war jede Handlung entscheidend. Die Lateinamerikaner hatten dafür ein passendes Sprichwort:
Bailar en la cuerda floja
. Und genau das entsprach seiner augenblicklichen Situation. Er »tanzte auf einem Hochseil« - er balancierte auf des Messers Schneide.
    Croaker bestieg den Bus zum Fontainebleu-Hotel und nahm dann ein Taxi nach Palm Beach. Eine teure Fahrt, aber sie war jeden Cent wert. Es war kurz vor acht, als er über den asphaltierten Parkplatz ging. Er montierte die Nummernschilder eines Buick Rivieras ab und vertauschte sie mit denen des türkisfarbenen Mustangs. Dann setzte er sich hinter dessen Lenkrad. Die Fassade des Royal-Poinciana-Krankenhauses ragte in der zunehmenden Dämmerung kühl wie ein Eiswürfel empor. Er ließ die Zündung an. Zufrieden brummte der Motor des Mustangs auf. Er legte den Gang ein und verließ den Parkplatz. Wenn er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt, blieb ihm gerade noch genug Zeit für einen weiteren Stop vor seinem Treffen mit Majeur um 20 Uhr 30.
    Die Eingangshalle des Raleigh-Hotels war groß und stattlich und erinnerte an den Salon eines alten Ozeandampfers aus den dreißiger Jahren. Sie war vor ein paar Jahren liebevoll restauriert worden. Der Terrazzo-Boden besaß eine wunderbare Musterung und glänzte. Dahinter, über einer kleinen Treppenflucht, war das Freiluftrestaurant mit Blick auf einen Palmengarten und einen Swimmingpool, der auf der Titelseite von Life abgebildet gewesen war, als das Hotel eröffnet hatte.
    Die Bar war zu Recht berühmt. Sie befand sich in der linken Ecke der

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