Schwarze Heimkehr
man das noch, Seňor? Ein mexikanisches Unentschieden, oder?«
Antonio schien sehr mit sich zufrieden zu sein, als hätte er diese Aktion von Anfang an geplant.
Croaker war wütend. Er fand den Gedanken, daß ein Bonita den drei Frauen, die ihm am meisten bedeuteten, so nahe war, unerträglich. »Was wollen Sie?« Sein Gesicht war dicht vor dem Antonios.
»Genau dies, Seňor,«, zischte Antonio. »Ich will sie in die Enge treiben, sie herumstoßen, Ihr ganz persönlicher Teufel werden.«
»Aber warum?«
»Um zu sehen, wann und wo sie versagen, und zu wissen, was für eine Art von Mann sie sind.«
»Sie wollen sehen, ob ich Ihnen ebenbürtig bin, stimmt's, Antonio? Ob ich stark genug bin, das Duell mit Ihnen durchzustehen.«
»
Mano a mano
.« Antonios Stimme klang fast versonnen.
»Ja, das wär’ was.«
Antonio rammte Jenny mit einem animalischen Grunzen das Knie ins Kreuz, und sie taumelte gegen Croaker. Als er sie aufzufangen versuchte, entwand sich Antonio seinem Griff.
Croaker schob sich vor Jenny, um sie zu schützen. Er blickte Antonio an. »Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende.«
»
Es verdad, Seňor
. Eher würde ich sterben.« Antonio bewegte das Handgelenk, und die Klinge des Stiletts verschwand im Messergriff. Er steckte es in die Tasche und verschwand um die Ecke des Korridors.
»Jenny …«
»Alles in Ordnung.« Jenny hatte ihr Gleichgewicht schon wiedergefunden und massierte die schmerzende Stelle an ihrem Rücken. »In Gottes Namen, wer war das?«
»Antonio Bonita.« Sie gingen zusammen auf Matty zu, die in der Nähe von Rachels Zimmer stand. »Er ist ein Teil meiner Probleme.«
Croaker wandte sich seiner Schwester zu, und sie nickte. Auch sie war in Ordnung, nur erschüttert. Dann fiel ihr Blick auf Stansky, der gefesselt und zusammengesunken im Rollstuhl saß.
»O mein Gott!«
Croaker nahm sie in die Arme und führte sie durch den Flur zurück in Rachels Zimmer. »Bleib jetzt bei Rachie, Honey. Dr. Marsh sagt, daß sie die Blutvergiftung endlich unter Kontrolle hat.«
»Ich weiß, sie hat es mir erzählt«, sagte Matty. »Ich habe gebetet.« Sie blickte Croaker an. »Lew, ich habe Dr. Stansky angerufen. Das hast du mir doch geraten, nicht wahr? Ich habe ihm erzählt, daß wir hier sind. Und jetzt …« Sie wandte sich um, als könnte sie durch die Tür auf die Stelle blicken, wo sich immer noch Stanskys erkaltende Leiche befand.
»Denk nicht darüber nach«, besänftigte Croaker sie. »Stansky war korrupt und hat Rachie Schaden zugefügt.« Er drückte sie auf einen Stuhl neben dem Bett. »Du konzentrierst dich nur auf Rachel. Bete, wenn du das möchtest. Ich verspreche dir, daß sie morgen die Niere bekommt.«
Er drückte ihre Hand und verließ sie. Als er draußen auf dem Flur war, sah er, daß Jenny aus einem nicht belegten Krankenzimmer kam. »Ich habe Stansky für den Moment aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit entfernt. Es reicht, daß er deine Schwester in höllische Panik versetzt hat.«
Sie ging zu einem Wandtelefon und nahm den Hörer ab.
Croaker war mit zwei Schritten neben ihr. »Was hast du vor?«
»Die Polizei anrufen, was sonst?« flüsterte sie, nachdem sie ihre Hand über die Sprechmuschel gelegt hatte. »Angesichts dessen, was geschehen ist, ist es offensichtlich, daß die Sicherheitsbeamten des Krankenhauses nicht mit der Situation fertig werden.«
Croaker streckte die Hand aus, drückte auf die Gabel und unterbrach die Verbindung. »Hör zu, Jenny. Es hat einige unerwartete Komplikationen gegeben. Die Typen, die den Organhandel betreiben, setzen mich unter Druck. Sie haben mir die Cops auf den Hals gehetzt, die mich jetzt wegen einer erfundenen Mordanklage suchen.«
»Guter Gott.« Jetzt wirkte sie doch verängstigt. »Aber ich habe keine andere Wahl, Lew. In dem Zimmer befindet sich eine Leiche. Es ist meine Pflicht, die Polizei zu rufen.«
»Natürlich wirst du sie anrufen. Ich werde dich nicht daran hindern.« Er nahm ihr den Hörer aus der Hand und legte auf. »Hör zu, Jenny, ich schwimme in so tiefen Gewässern, daß ich die Oberfläche nicht mehr sehen kann.« Er zeigte mit der Hand auf das Zimmer. »Antonio hat Stansky umgebracht, damit er nichts über den Organhandel verraten konnte. Aber warum hat er die Leiche hier hergebracht? Warum reizt er mich noch mehr, indem er dich bedroht?«
»Du hast seine Worte gehört. Eine Macho-Nummer. Jenny schien Antonios Bild vor ihrem geistigen Auge her aufzubeschwören. »Mein Gott, ich habe so viele
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