Schwarze Heimkehr
Kiefer und hielt sie durch einen festen und sicheren Knoten zusammen. Die Bestie bewegte sich unter Croakers Schuh, konnte aber keinen Schaden mehr anrichten.
Heitor stürmte mit einem unzusammenhängenden Brüllen auf Croaker zu, der ihm, ohne daß er sich zu bewegen schien, die Kante seiner stählernen Hand gegen die gebrochene Nase rammte.
Heitor schrie auf und ging wie von einer Axt gefällt zu Boden. Das Blut spritzte aus seiner aufgebrochenen Wunde. Croaker trat ihn hart in die weiche Stelle direkt unter der kurzen Rippe, und Heitor krachte in die Ecke, wo zuvor das Krokodil gekauert hatte. Er war außer Gefecht gesetzt.
Croaker beugte sich hinab, packte ihn unter den Achseln und schleifte ihn durch den Flur zurück in die Küche. Der Geruch angebrannten Essens begrüßte ihn. Er nahm die Kasserolle von der Flamme, als er am Herd vorbeikam. In der Mitte des Raums ließ er Heitor fallen, dann ging er zum Kühlschrank und holte einen Behälter mit Eisstücken heraus. Er riß Heitors Hose bis zu den Knien herunter und drückte ihm das Eis gegen die Hoden. Heitor erwachte mit einem Schrei.
Croaker kniete auf Heitors Brust, das ganze Gewicht seines Körpers auf dessen Brustbein pressend. »
Hola‚ Heitor
«, sagte er. Dann streckte er die Hand aus und schaltete eine Flamme des Herdes ein. Er fuhr einen seiner stählernen Fingernägel aus und erhitzte ihn in der Gasflamme.
Er sah in Heitors bernsteinfarbene Augen. »Ich kannte mal einen Typ, der sich ›Der Holzkohlemann‹ nannte. Er arbeitete in der Stadt, auf Coney Island. East Village, Zweiundvierzigste Straße. Überall dort, wo die Touristen rumhingen und die Bullen ihn in Ruhe ließen. Er war ein Feuerschlucker und balancierte eine brennende Fackel auf seinem nackten Arm hin und her. Dann steckte er sich selbst in Brand. Sie müssen zugeben, solche Nummern begeistern das Publikum.« Croaker betrachtete seinen Fingernagel‚ der inzwischen rötlich glühte, nachdenklich. »Ich denke, daß der Typ nach Ihren Maßstäben ein Zauberer war.« Er lächelte ohne Wärme. »Nur ich kannte seine Tricks, Heitor. Wie er seinen Mund und seine Kehle schützte, wie er seine Arme mit einer Vaselinesalbe einrieb, wie er seinen ganzen Körper präparierte, damit er nicht bei lebendigem Leibe verbrannte.« Der glühende Fingernagel warf einen gekrümmten Schatten über Heitors Gesicht. »Zauberer oder Betrüger, das ist nur eine Frage der Semantik.«
Croaker bewegte den glühenden Fingernagel, so daß Heitor seine Hitze wie die Sohle eines Bügeleisens spüren konnte. »Ich will die Wahrheit über Bennies Schwester Rosa wissen, Heitor. Unter welchen Umständen ist sie gestorben?«
Heitors bernsteinfarbene Augen blickten Croaker über den Fingernagel hinweg an. Seine geschwollenen Wangen und die Lippen waren blutüberströmt, und unter seinen Augen begannen sich häßliche blaue Flecken zu bilden. »Was glauben Sie,
maricone
? Daß ich vor Angst zittere und die Geheimnisse meiner Seele auskotze, nur weil sie es befehlen?«
»Nein, Heitor. Ich erwarte gar nichts von Ihnen.« Croaker zog
Humaitás
Zauberstein aus der Tasche und sah, daß Heitor die Augen weit aufriß, während er ihn gegen die Kehle des schlanken Mannes preßte.
»
Ack!
« Heitors Kiefer zuckten spasmisch. »
Acckkkl
«
»Jetzt erzählen Sie, was ich wissen will«, sagte Croaker sanft. »Erzählen sie mir von Rosa Milagros.«
Einen Augenblick lang geschah nichts, dann schien es, als würde die bernsteinartige Farbe aus Heitors Augen weichen. Sie schienen so durchsichtig wie Fensterscheiben zu sein.
»Ich spucke auf diese Frau«‚ zischte Heitor. »Ich verfluche sie, in welcher Hölle sie auch sein mag.«
»Warum?« fragte Croaker. »Was hat sie Ihnen angetan?«
»Bevor sie auftauchte, waren Antonio und ich
mokoi
.«
»
Mokoi
«, wiederholte Croaker. »Was bedeutet das?«
»Es ist das Band zwischen Zwillingen. Ein besonderes und heiliges Band. Diese Hure Rosa hat uns auseinandergerissen wie ein Arzt, der einen Fötus vor der Zeit aus dem Mutterleib zieht.« Sein Gesicht war wutverzerrt, und er zuckte wie wahnsinnig, so daß Croakers Knie beinahe abgerutscht wäre. »Das war eine Entehrung! Ein Verbrechen! Ich konnte es nicht zulassen.«
Plötzlich verstand Croaker. Antonio hatte ihm die Wahrheit über seine Liebe zu Rosa erzählt. Die Offenbarung war so erstaunlich, daß Croaker für einen Augenblick nicht wußte, wie er damit umgehen sollte. »Sie haben Rosa umgebracht«‚ flüsterte
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