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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Er warf wieder einen Blick durch das Swarsky-Zielfernrohr, nahm ein paar geringfügige Neueinstellungen vor und gewöhnte sich daran, die Umgebung in der flachen Zweidimensionalität des Blickfeldes des Zielfernrohrs zu beobachten. Er legte das Gewehr befriedigt zur Seite und entspannte sich. Was auch kommen mochte, er war darauf vorbereitet.
    Er ergriff die ›Nachteule‹ von Zeiss und suchte damit die unter ihm liegende Straße ab. Der Gebrauch eines Fernglases lehrte einen sehr schnell die Bedeutung von Geduld. Bei einem so begrenzten Blickfeld entging dem Beobachter mit Sicherheit etwas Wichtiges, wenn er das Fernglas zu schnell bewegte. Es gab einen Rhythmus. Man beobachtete dreißig Sekunden lang und hielt nach dem Ziel Ausschau. Dann entspannte man sich für zehn Sekunden. Sonst ermüdeten die Augen und man riskierte es, ein wichtiges Detail zu verpassen.
    Croaker beobachtete die Gesichter der kommenden und gehenden jungen Leute. Ein paar Gläser Bier oder ein paar Joints und die Vorfreude auf Sex hatten sie in Schwung gebracht. Er erinnerte sich an die Zeiten, als die Sommer endlos zu sein schienen und das Wort ›Zukunft‹ keinerlei Bedeutung gehabt hatte. Der Sommer ließ ihn ans Angeln denken, und dies wiederum an Bennie. Wer war dieser Bennie Milagros? Ein Freund oder ein Agent der Regierung, der ein geheimes Leben führte? Es ist komisch, dachte Croaker. Was auch immer er ist - ich vermisse ihn.
    Instinktiv ergriff er das Fernrohr und beobachtete die Washington Avenue vor dem Restaurant An Chay. Es war wie mit allen Straßenszenen - sie änderten sich, blieben aber insgesamt gleich. Man sah andere Menschen, doch das grundsätzliche Schema blieb dasselbe. Wenn man davon absah ….
    Wenn man von dem jungen Mann absah, der am Kotflügel eines schwarzen Mercedes-Cabrios lehnte. Es handelte sich um das plumpe, kastenförmige neue Modell, das so häßlich wie die Sünde war. Der Mann trug einen leichten Armani-Anzug und italienische Schuhe. Er hatte langes Haar, das aus der breiten Stirn zurückgekämmt war. Als er seine Arme vor der Brust verschränkte, sah Croaker, das sich der Stoff über seinen Muskeln spannte.
    Der junge Mann diente Croaker als Anhaltspunkt. Langsam suchte er dessen Umgebung ab. Direkt links neben ihm sah er zwei weitere junge Muskelmänner, auf der rechten Seite drei. Sie waren gerade aus einem ebenfalls schwarzen Mercedes ausgestiegen. Ein weiterer schwarzer Mercedes parkte um die Ecke an der Neunten Straße. Croaker hielt nach dem grauen Rolls-Royce Ausschau.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich ein leises Geräusch, das nicht lauter war als das einer alten Tür, die einen Spalt weit aufgestoßen wird. Trotzdem nahm er es sehr deutlich wahr - die Nerven. Eine größere Anspannung bewirkte eine größere Wachsamkeit der Sinne. Ein Instinkt, ein Bestandteil des primitiven tierischen Verteidigungsmechanismus, der Jahrhunderte zunehmender Zivilisation überlebt hatte.
    Er wirbelte mit dem Steyr-Gewehr herum, in der Annahme, einem von Barbacenas Leibwächtern gegenüberzustehen. Statt dessen sah er Majeur, der in gebückter Haltung auf ihn zukam. Irgend jemand war bei ihm. Croakers Herzschlag hätte fast ausgesetzt. Es war Jenny.
    »Was zum Teufel soll das, Majeur?« Croaker war wütend. »In ein paar Minuten ist dies eine absolute Gefahrenzone. Bringen sie sie hier weg.«
    »Hör mich an, Lew«, bat Jenny eindringlich.
    »Was ist mit Rachel, Jenny? Wie konntest du sie jetzt allein lassen?«
    »Glaub mir, sie befindet sich in guten Händen, Lew. Ich habe ein zuverlässiges Team ausgesucht, das bei ihr ist.«
    »Aber du bist nicht bei ihr.« Croaker war von seinem scharfen Tonfall überrascht. Er fürchtete um Rachels Leben und um Jennys Sicherheit. Schnell wandte er sich um und blickte auf die Washington Avenue hinunter. Er sah den grauen Rolls-Royce. Mein Gott, dachte er. Jetzt sitzen wir alle in der Scheiße. »Du hast versprochen, du würdest bei ihr sein, wenn die Niere eintrifft.«
    Majeur kam etwas näher. »Ich hätte sie nicht hierher gebracht, Sir, wenn nicht ….«
    »Um Himmels willen, Lew ….«
    »Seid still! Beide!« Das Steyr-Gewehr auf dem Harris-Stativ, das er mit seiner Brust ausbalancierte, kam ihm bereits wie ein alter und vertrauter Freund vor. »Ich muß einen Job erledigen. Trotz allem, was hier vor sich geht. Rachel muß gerettet werden.«
    »Begreifst du denn nicht, daß ich deshalb hier bin?«
    Jenny stand direkt hinter ihm. Er fühlte die Wärme ihres

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