Schwarze Heimkehr
Körpers und nahm ihren Geruch wahr. Der Rolls-Royce hatte getönte Scheiben und drei kurze Antennen. Was gab es außer Mobiltelefonen im Wageninneren? Einen tragbaren Computer, der mit dem Internet und dem World Wide Web verbunden war? Die hintere Tür an der Straßenseite öffnete sich. Barbacenas Männer drängten sich wie die Leibwächter eines römischen Kaisers um das Auto. Es war soweit.
Croaker richtete das Gewehr aus, bis er den richtigen Winkel gefunden hatte. Das Steyr hatte zwei Abzüge, die sich hintereinander befanden. Der vordere erforderte den üblichen Druck von 2% Pfund. Der hintere war ein hochempfindlicher Abzug, bei dem man nur einen Druck von etwa 1% Pfund ausüben mußte, um den Schuß abzufeuern.
Da hörte Croaker, daß Jenny ihm etwas ins Ohr flüsterte. »Majeur ist gekommen, um Rachel zu sehen, und so … habe ich ihn kennengelernt. Ich habe ihm erzählt, was ich herausgefunden habe, weil ich vergeblich versucht hatte, dich telefonisch zu erreichen.«
Croaker krümmte den Zeigefinger um den vorderen Abzug. »Ich habe mein Handy abgestellt«, murmelte er. »Daß das Ding klingelt, ist das letzte, was ich jetzt brauche.« Eine orientalisch wirkende Frau stieg aus dem Rolls-Royce aus. Sie war groß und schlank und trug ein meergrünes Shantung-Seidenkostüm. Die thailändische Vorkosterin.
»Ich habe Majeur dazu veranlaßt, mich herzubringen.
Ich habe dir gesagt, daß ich nicht untätig zusehen würde. Ich hatte ein paar eigene Ideen. Als ich wußte, was für Beweise du gegen Stansky hattest, bin ich nachdenklich geworden. Was hatte Rachels akutes Nierenversagen ausgelöst? Stansky kannte ihre Krankengeschichte und hat sie vergiftet, indem er sie durch das Infusionsgerät immer wieder mit der Blutvergiftung infiziert hat. Dann habe ich mich gefragt: Was wäre, wenn sie Rachel schon von Anfang an vergiftet hätten?«
Die Straße wimmelte von Leibwächtern. Barbacenas Gangster waren ausgeschwärmt und untersuchten methodisch und systematisch die unmittelbare Umgebung. Aber Jenny hatte endlich Croakers Aufmerksamkeit geweckt.
»Vergiftet?« Es war, als enthüllte ein großer Lichtstrahl eine im Dunkel verborgene Form. Jetzt verstand er, welche Bedeutung es hatte, daß das Boneyard den Bonitas gehörte. Rachel hatte mit dem Drogencocktail nicht übertrieben. Die Bonitas hatten sie vergiftet. Aber was half’s? Er war nach wie vor in einem furchtbaren Schraubstock eingeklemmt und mußte Barbacena töten, um Rachels Leben zu retten.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sprach die thailändische Vorkosterin mit einem der Leibwächter. Dann beugte sie sich hinab und teilte jemandem, der noch im Rolls-Royce saß, etwas mit. Barbacena. Die Thailänderin sprach mit dem Bodyguard, und der befahl zwei Männern, in das Restaurant zu gehen.
Die Vorkosterin trat zurück, und ein Mann stieg aus dem Wagen. Er trug schwarze Schuhe aus Elefantenhaut, einen leichten schwarzen Leinenanzug und ein weißes Voile-Seidenhemd mit Stehkragen. Während er eine Hand auf das Dach des Rolls-Royce legte, sah man an seinem Handgelenk etwas Goldenes aufblitzen.
Croaker erkannte Juan Garcia Barbacena sofort. Das Ziel. Er drückte auf den vorderen Abzug und spannte den Gewehrhahn. Dann zog er seine Hand zurück und legte seinen Finger sanft an den hochsensiblen Abzug. Jetzt war das Opfer nur noch durch einen geringen Druck vom Reich des Vergessens entfernt.
Er spürte Jennys Hand auf seinem Rücken und versuchte nicht darauf zu reagieren. »Ich mußte kommen, um dich davon abzuhalten. Rachel ist vergiftet worden. Neben den Substanzen der Drogen, die zu erwarten waren, hat die Blutprobe Spuren von Ethylen-Glykol-Nebenprodukten ergeben.«, sagte sie hastig.
Croaker sah Barbacenas Kopf direkt durch das Zielfernrohr. Er erstarrte. »Ethylen-Glykol? Das ist ein Frostschutzmittel.«
»Genau«, sagte Jenny. »Und ein fast perfektes Gift. Es ist geruch- und geschmacklos, und man muß nur drei Unzen davon einnehmen. Wenn man es in ein Mineralwasser oder einen Kaffee gemischt hätte, hätte sie es nie erfahren. Wegen Rachels Drogenabhängigkeit und der zusätzlichen Tatsache, daß sie nur eine Niere hat, haben sie darauf gesetzt, daß es unentdeckt bleibt. Und sie hatten recht.«
Die thailändische Vorkosterin stand jetzt auf dem Bürgersteig, und Barbacena wandte sich von dem Gebäude ab, wo die drei kauerten. Noch einen Augenblick, und er wäre durch die Tür des An Chay verschwunden. Dann wäre die Gelegenheit für
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