Schwarze Heimkehr
rannte an ihm vorbei und kümmerte sich um einen anderen Verletzten. Das Sirenengeräusch war jetzt sehr nahe.
Majeur hatte sich an ihnen vorbeigeschlängelt und stand jetzt in der Nähe des klaffenden Lochs, das einst der Eingang des ausgebrannten Restaurants gewesen war.
»Was zum Teufel tun sie hier, Majeur?« rief Croaker. »Hauen sie ab!«
»Noch nicht, Seňor. Ich muß herausfinden, was hier passiert ist.«
Die Flammen züngelten hoch, und der schmierige Geruch hatte sich verdichtet. Ein fürchterlicher, süßlicher Gestank hing in der Luft, der nur von verbranntem menschlichem Fleisch herrühren konnte.
»Was passiert ist?« brüllte Croaker. »Ich sage Ihnen, was passiert ist! Barbacena und sein Anhang sind tot! Schauen sie rein, Majeur! Das Ganze sieht wie ein explodierter Hochofen aus. Niemand kann das überlebt haben.«
Majeur beschirmte mit einer Hand seine Augen, ging näher an den Eingang heran und spähte in den verrauchten, brennenden Innenraum. »Es gibt einen Hinterausgang. Vielleicht sind sie vorher gewarnt worden. Vielleicht sind einige von ihnen entkommen.«
»Sie sind verrückt.« Croaker setzte sich in Bewegung, um Majeur zu folgen. Man hörte jetzt immer mehr Sirenen durch die Nacht heulen. Für Croaker klang das Geräusch wie das Heulen von Jagdhunden, die den Geruch ihrer Beute gewittert hatten.
Majeur hielt am Rand des ausgebombten Innenraums inne und blickte sich nach Croaker um. »
Madre de Dios, Seňor, Vamos!
Die Polizei wird in ein paar Sekunden hier sein.«
»Ich werde es nicht zulassen, daß die sie hier drin schnappen«, sagte Croaker.
»In Ordnung.« Majeur nickte. »Warten sie im Auto, damit wenigstens sie in Sicherheit sind. Geben sie mir drei Minuten. Ich bitte Sie, Seňor. Ich muß es tun.« Majeur blickte sich um, als der erste Streifenwagen mit kreischenden Bremsen am Rande der wachsenden Menschenmenge anhielt. »
Por favor, Seňor. La pelota esta auin en el tejado
.« Das Spiel ist noch nicht vorbei.
Croaker beobachtete, wie Jenny mit den verwundeten und benommenen Opfern sprach, während sie sich zärtlich und mit schnellen, effizienten Handgriffen um sie kümmerte. Sie besaß die Gabe einer Heilkundigen. Sie schien von einer Aura umgeben zu sein, die die Schmerzen der Menschen linderte und ihre Angst besänftigte. Croaker bahnte sich durch die weiter anwachsende Menschenmenge einen Weg zum Mustang. Er mußte wie ein Lachs kämpfen, der stromaufwärts schwamm, denn alle anderen drängten unbarmherzig zum Ort der Bombenexplosion.
Als er im Mustang saß, ließ er die Zündung an. Um sicherzustellen, daß er nicht vom Verkehr eingekeilt wurde, mußte er auf den Bürgersteig fahren, der gegenüber vom Ort der Katastrophe lag.
Er wandte sich um und starrte durch die Heckscheibe auf das Chaos. Weitere Streifenwagen mit flackernden Lichtern waren eingetroffen. Uniformierte Polizisten kämpften sich zum Unfallort durch, andere bemühten sich, die Schaulustigen unter Kontrolle zu bringen. Wieder andere standen den Notärzten bei, die in ihren Krankenwagen eingetroffen waren. Croaker sah, daß Jenny sich alle Mühe gab. Neben ihr kniete ein Notarzt. Sie sprach mit ihm und gestikulierte, und er nickte. Sie standen auf, und Jenny zeigte ihm kurz, welche Leute am dringendsten auf medizinische Hilfe angewiesen waren. Der Mann rief nach den aufklappbaren Bahren, um die Schwerverletzten wegzubringen.
Die Feuerwehr traf mit kreischenden Sirenen ein, und jetzt waren noch mehr Polizisten erforderlich, um einen Weg für die Löschschläuche zu bahnen. Sie wurden an Hydranten angeschlossen, dann wurde das Wasser angestellt. Bald würden die Sprengstoffexperten eintreffen.
Wo zum Teufel ist Majeur? fragte sich Croaker. Es blieb ihm höchstens noch eine Minute, um aus dem Innenraum des Restaurants zu kommen, bevor er von dem ersten Kontingent der Feuerwehrleute in Schutzkleidung und der Vorhut der Polizei gefunden werden würde. Die Schaulustigen reagierten auf die hektischen Aktivitäten, indem sie immer weiter vorrückten.
Da sah Croaker Majeur am Rande der geschwärzten Vorderwand des An Chay auftauchen. Er blickte über die eintreffenden Notarztwagen hinweg, um den türkisfarbenen Mustang auszumachen. Croaker öffnete den Verschlag, stellte sich auf den Türrahmen und hob seine künstliche Hand. Sie reflektierte die flackernden Lichter auf Majeur.
Majeurs Gesicht leuchtete auf, als er Croaker sah, und er begann, sich einen Weg aus dem Inneren des Restaurants zu bahnen. In
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