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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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diesem Augenblick fiel Croakers Blick auf Heitor, der wie ein Geist aus der Menge auftauchte. Seine zweimal gebrochene Nase war verbunden, aber die Wunde in seiner Wange, die Croaker ihm zugefügt hatte, lag offen - die Farbe erinnerte an ein rohes Steak. Eine Salbe glänzte darauf.
    Croaker brüllte und zeigte auf Heitor. Majeur begriff nicht. Er winkte zurück. Dann war Heitor neben ihm.
    »Ich hab dich, maricone!« Croaker konnte die Worte von Heitors Lippen ablesen. Majeur fuhr herum und Heitor bewegte den rechten Arm. Aus der Entfernung schien es eine unschuldige Geste zu sein, als würde er die Hand eines anderen Mannes schütteln. Aber dann sah Croaker das kurze metallische Blitzen, als Heitor Majeur die Klinge des Skalpells in die Seite stieß. Croaker rannte auf das ausgebombte Restaurant zu. Majeur riß die Augen auf und entblößte seine Zähne, als hätte er etwas sehr Süßes gegessen. Er taumelte, aber Heitor, immer hilfsbereit, hielt ihn auf den Füßen. Croaker erreichte die Menschenmenge und kam jetzt nur noch langsam voran. Keiner der neugierigen Zuschauer schien geneigt zu sein, ihn durchzulassen. Um weiterzukommen, war er gezwungen, die Leute gewaltsam zur Seite zu drängen und ihre Flüche, wilden Hiebe und Tritte zu ignorieren.«
    Vor ihm stieß Heitor, der sich wie ein guter Samariter aufführte, Majeur von den Rettungsmannschaften weg. Sie rannten an ihm vorbei und stürzten in das Innere des Restaurants, während die Schläuche herangeschafft wurden. Heitor brachte Majeur an den Rand des Geschehens und legte ihn sanft, fast liebevoll, auf den Bürgersteig.
    Croaker beobachtete hilflos, wie er das Skalpell bewegte. Offenbar versuchte er den Knorpel zwischen Majeurs Rippen zu durchstoßen und sein Herz zu finden. Croaker war nahe genug, um einen besseren Blick auf Heitor zu werfen, aber immer noch viel zu weit weg um einschreiten zu können. Während er weiterhin versuchte sich durch die Menge zu kämpfen, beobachtete er, daß sich Heitors Kopf wie der eines Hundes bewegte, der Witterung aufgenommen hatte. Er stand auf und schlängelte sich wie unsichtbar durch die Verwundeten. Niemand merkte ihn oder fragte, was er dort zu suchen habe. Entweder waren alle zu beschäftigt, oder er hatte irgendeinen
Hetá I
-Zauberspruch benutzt.
    Er bewegte sich langsam und methodisch und schien es nicht eilig zu haben. Schließlich erreichte er die Stelle, an der Jenny ein junges Mädchen mit schweren Brandwunden verarztete. Er stand hinter ihr und blickte nachdenklich auf sie herab. Dann wandte er sich um und sah Croaker an, als verfügte er über ein unheimliches Wissen. Die ganze Welt schien für einen Sekundenbruchteil stehenzubleiben. Ein rätselhaftes Lächeln verzog Heitors Lippen, dann wandte er sich wieder seinem Vorhaben zu.
    Verzweifelt versuchte Croaker die Leute aus dem Weg zu drängen, aber er war in der Menschenmenge gefangen. Die dichtgedrängte und schwitzende Masse war von dem aufregenden Ereignis gefesselt und zu einem soliden Wall verschmolzen, der hin- und herwogte, aber nicht brach.
    Croaker sah Heitor hinter Jenny stehen. Aufgrund des Rauches und des Feuers hinter ihm schien sein lockiges kupferfarbenes Haar aus Flammen zu bestehen. Croaker brüllte, aber es war sinnlos. Mit geballten Fäusten stieß er die Menschen vor sich mit den Ellbogen zur Seite. Er sah gerade noch, wie Heitors Hände sich um Jennys Hals legten. Bemerkte es denn niemand? Konnten die Leute nicht erkennen, was da vor sich ging? Das war Heitors Rache: Er wollte Jenny vor Croakers Augen umbringen.
    Heitors rechte Hand lag um Jennys Hals, und seine linke schien ihr Haar zu streicheln. Jenny wandte den Kopf, um aufzublicken, und sah Heitors ramponiertes Gesicht. Genau das wollte er. Er blickte auf sie herab, und sie erstarrte, während er seinen Griff verstärkte. Croaker kämpfte in seiner quälenden Falle. Sie würde sterben, und es gab nichts, was er tun konnte.
    »Neinl« schrie er. »Nein!«
    Da tauchte plötzlich Antonio neben Heitor auf und packte die Handgelenke seines Bruders. Wie Heitor war auch er wie ein Geist aus dem Nichts erschienen. Heitors Kopf fuhr herum, und er schrie auf. Antonio schüttelte bestimmt den Kopf. Sein ganzer Körper spannte sich. Heitor ließ Jenny los.
    Endlich gelang es Croaker, den inneren Ring zu durchbrechen, und er raste an einem fetten Mann und ein paar Bodybuildern vorbei. Aber die Bonitas waren schon verschwunden. Das Durcheinander der wogenden Menge hatte sie

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