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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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ungewöhnliche Weise abgestorben. Eines Tages hatte ihn ein junger Mann mit Krebs im Endstadium aufgesucht, und Stone Tree hatte ihn geheilt. Dabei war er selbst von dem Krebs infiziert worden, der jetzt wie eine Zyste in ihm eingeschlossen war.
    Ich sah meine Hand verdorren, während der Heilungsprozeß Fortschritte machte, hatte Stone Tree Croaker erzählt. Man erleidet jede nur erdenkliche Art von Schmerz. Viele finden das überraschend. Aber warum sollte es anders sein? Gibt es nicht auch viele Formen der Liebe? Natürlich! Es war ein guter Schmerz und ein Privileg, diese Erfahrung machen zu dürfen.
    Stone Tree brach mit seiner rechten Hand ein großes Stück Salbei ab und gab es in eine Schale, in der einige Kohlen glühten. Der Salbei begann sofort zu glimmen‚ und es entstand ein kreidiger graugrüner Rauch. Er rührte mit den Händen den Rauch um, als handelte es sich um eine Flüssigkeit, und verteilte ihn so über Bennies ganzen Körper, wobei er mit dem Kopf begann und mit den Füßen endete, bis der Salbei zu Asche verbrannt war. Dann ergriff er mit zwei langen, schlanken Fingern die unterste Kohle und legte sie auf den behelfsmäßigen Verband, den Croaker um die Stichwunde geschlungen hatte.
    Croaker sah nicht zum erstenmal, daß Stone Tree Kohlen mit nackten Händen anfaßte, und deshalb war er nicht überrascht. Es war so heiß, daß Croaker zu schwitzen begann. Stone Tree lächelte, als er es bemerkte.
    »Du kennst diese Hitze ja schon.«
    Croaker erinnerte sich an den Schlangenbiß‚ den Stone Tree behandelt hatte. Wie die Wärme, die die Zaubersteine der Guarani ausstrahlten, hatte auch diese Hitze eine heilende Wirkung, die schwer zu erklären war.
    Die Kohle versengte die Schichten der blutigen Baumwolle, bis sie direkt auf der offenen Wunde lag. Aber Bennie schlug nicht um sich und schrie auch nicht auf, öffnet nicht einmal die Augen. Die Hitze nahm weiter zu, bis Croaker den Eindruck hatte, er befände sich im Inneren eines Ofens.
    In der Zwischenzeit hatte Stone Tree drei Pantherklauen ergriffen. Sie waren groß, gefährlich gebogen und so schwarz wie Obsidian, als hätte der jahrelange Gebrauch sie verfärbt. Er steckte sie nacheinander in Bennies Fleisch - je eine in die Wangen, die dritte neben die Stelle, wo die glühende Kohle lag.
    Stone Tree war gerade fertig, als aus den Einschnitten eine schwarze Flüssigkeit zu sickern begann. Er fing sie mit der kleinen Schüssel auf, in der sich die Kohlen befanden. Als diese ganz benetzt und abgekühlt waren, hörte die Flüssigkeit auf zu strömen. Stone Tree reichte Croaker die Schüssel.
    »Geh nach draußen und such einen freien Platz. Du darfst nur mit deinen Händen graben. Dann Vergräbst du das hier. Paß auf, daß nichts von dem Inhalt auf deine Haut tropft.«
    Croaker tat, was Stone Tree ihm befohlen hatte. Als er zurückkehrte, blutete Bennie nicht mehr. Er hatte einen friedlichen Gesichtsausdruck und atmete tief und gleichmäßig. Stone Tree rührte in einem Eisentopf, der über einer Grube mit glühenden Kohlen hing. Eine aromatische Suppe aus Wurzeln und Kräutern erfüllte die Hütte mit scharfen Düften.
    »Dein Freund schläft«, sagte Stone Tree. »Wir können uns jetzt um uns kümmern.«
    Sie setzten sich neben die Kohlen und aßen gegrillten Fisch, vermischtes Gemüse und getrocknete Früchte. Stone Tree aß wenig, und Croaker vermutete, daß er bereits zu Abend gegessen hatte, es aber als unhöflich empfunden hätte, Croaker allein speisen zu lassen. Sie lauschten schweigend den Geräuschen der Everglades. Die Frösche quakten, Insekten schwirrten umher, kleine Raubtiere brachen durchs Unterholz. Direkt nebenan hörte man das Wasser ans Ufer schlagen. Der Wind rauschte in den Platanen und dem jamaikanischen Hartriegel, die hin und wieder von sintflutartigen Regengüssen unter Wasser gesetzt wurden.
    Croaker aß gemächlich. Mahlzeiten waren ein Ritual der Konzentration, unterbrochen von einem belebenden Gespräch. Diesmal hatte Stone Tree allerdings keine amüsanten Geschichten zu erzählen.
    »Du hast mich heute nacht in meiner Hütte aufgesucht und einen verwundeten Freund mitgebracht, Walking Ibis. Der Tod verfolgt dich. Und doch gibt es etwas jenseits dieser Umstände, das anders ist. In dir vollzieht sich ein Wandel.« Er streckte seine abgestorbene Hand aus und preßte sie gegen Croakers Stirn, wie er es vorhin bei Bennie getan hatte. Die Hand war trocken und kühl wie altes Holz.
    »Weißt du, was gemeint ist, wenn

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