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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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die Leute sagen, daß ich mit den Geistern in Verbindung stehe?«
    »Du weißt bestimmte Dinge«‚ sagte Croaker. »Aus welcher Richtung der Wind wehen, wann der Sturm kommen, wie schlimm er werden wird. Du wußtest, daß ich kommen würde, und kanntest den Grund. Du sprichst mit den Tieren und hast dich dem Kreislauf der Natur geöffnet.«
    Stone Tree nickte, aber er hatte einen verzerrten Gesichtsausdruck. »All das ist bis zu einem gewissen Grad wahr. Aber tatsächlich geht es darum, daß ich mit denen rede, die sich jenseits der Welt befinden, die du und ich kennen.« Er stellte seine Essensschüssel nieder. »Ich habe dich heute nacht vor dem Eingang meiner Hütte gesehen. Aus dem Blut erkenne ich die Art des Sturms, der dir hierher gefolgt ist. Aber in deinen Augen sehe ich den Wandel, der sich in dir vollzieht. Ich sehe die Spur des Heilkundigen auf dir, als wäre sie von der Nadel eines Tätowierers in deine Haut geritzt.«
    Croaker fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Der Großvater meines Freundes war ein großer Heilkundiger der Guarani. Ein
sukia

    »Ja«, sagte Stone Tree. »Ich habe von ihnen gehört. Sie benutzen Steine, um Macht zu sammeln und zu speichern.«
    »Zaubersteine.« Croaker dachte an
Humaitás
Stein, der sich in Heitors Besitz befand, und wurde von einer plötzlichen Angst erfüllt. Er erinnerte sich an Estrellas Furcht, als er ihr
Humait
á
s
Dunklen Stein gezeigt hatte. »Weißt du irgend etwas über diese Zaubersteine?«
    Stone Tree schüttelte den Kopf. »Sehr wenig. Und was ich weiß, ist eine Legende oder ein Gerücht, nenn es, wie du willst. Man sagt, daß die
sukia
die Steine verschluckt hätten. Dann seien sie wie Götter geworden.«
    »Was bedeutet das?«
    Stone Tree zuckte die Achseln. »Sie konnten durch eine einzige Berührung ihrer Hand die Kranken und Gebrechlichen heilen oder auch ihre Feinde vernichten. Das ist die schlimmste der Verwandlungen der
sukia
, denn sie währt ewig. Der Stein bleibt im Körper. Aber weil so große Macht angehäuft wird, muß etwas von gleichem Wert verlorengehen. Das entspricht der Natur des Universums.«
    »Bei diesem
sukia
war das nicht der Fall«, sagte Croaker. »Er wurde vor vielen Jahren umgebracht. Die Brüder, die uns auf dem Weg hierher verfolgt haben, haben ihn ermordet. Bevor er starb, hat er meinem Freund erzählt, daß er als Hai zurückkommen werde. Vor fünf Tagen hatten wir eine Auseinandersetzung mit einem Tigerhai, der sehr groß und wild war. Mein Freund war sicher ….«
    ».…daß es sich um
Humaitá
handelte.«
    Croaker starrte ihn sprachlos an. »Woher kennst du seinen Namen?«
    Stone Tree lächelte und tippte mit seiner abgestorbenen Hand sachte gegen Croakers Stirn. »Er hat es mir erzählt, Walking Ibis.« Er beschrieb einen Kreis auf Croakers Stirn. »Er ist hier. In deinem Inneren. Heute nacht stehst auch du mit den Geistern in Verbindung.«
    Croaker spürte ein plötzliches Frösteln. »Das kann nicht sein, Stone Tree. Ich glaube nicht daran.«
    Stone Tree malte mit einem kleinen Scheit aus Platanen-Holzkohle etwas auf den Fußboden zwischen ihnen, und Croaker starrte darauf. Er sah ein Auge mit einer doppelten Pupille.
    »Da ist er«, sagte Stone Tree. »Stimmt’s, Walking Ibis?«
    Croaker nickte. »Das ist
Humaitás
Symbol.«
    »Dein Freund wacht auf.« Stone Tree wandte sich um und löffelte Suppe in eine Kürbisschüssel. »Füttere ihn.« Er reichte Croaker das Gefäß. »Bring ihn ins Leben zurück.«
    Schweigend ging er nach draußen.
    Croaker legte Bennies Kopf in seinen Schoß und fütterte ihn langsam und mühevoll mit der Suppe aus Wurzeln und Kräutern. Bennie aß ohne Protest. Seine Augen waren rot gerändert, und er schien völlig benommen zu sein. Croaker wußte, weshalb. Er sah sich die Wunde an. Sie war rot und roh und mit getrocknetem Blut überzogen. Aber sie war geschlossen.
    Draußen frischte der Wind auf, die Mangrovenzweige kratzten an den dünnen Wänden der Hütte, und der Regen trommelte auf das Blechdach. Die Frösche quakten immer noch unaufhörlich, aber die umherschwirrenden Insekten waren verschwunden. Croaker fütterte Bennie weiter, während Joe auf seiner Schulter döste.
    Als die Kürbisschüssel leer war, stellte Croaker sie zur Seite und blickte auf Bennie hinab. Er dachte über
Humaitá
und die Verbindung zu den Geistern nach. Frostschauer krachen wie Würmer durch sein Inneres und verschwanden dann. Er glaubte nicht an eine innere Verbindung zu Geistern. Sie

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