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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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faßte sich mit der Hand an den Kopf. Er war benommen und spürte ein dumpfes Pochen, das er nicht stoppen konnte. Nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, blickte er sich um. Er befand sich auf dem Boot, das Bennie und er benutzt hatten, als sie zu Stone Trees Hütte gefahren waren.
    Croaker steckte die rechte Hand in die Tasche, und sein Mut sank.
Humaitás
Zauberstein war fort. Jetzt hatte Antonio alle Trümpfe in der Hand.
    Er rappelte sich hoch und geriet auf dem Weg nach hinten fast ins Taumeln. Er konnte sich gerade noch fangen. Er hatte sich an das Gewicht seiner Kunsthand gewöhnt und kam sich ohne sie wie ein Schiff ohne Ruder vor. Er starrte ins Wasser, wo reglos wie der Tod ein Alligator lag und ihn leidenschaftslos anblickte.
    Er ging weiter und suchte mit den Augen das Deck ab. War Bennies 22er nicht auf dem Deck liegengeblieben? Keine Spur von der Waffe.
    »Die Pistole ist fort«‚ sagte Antonio hinter ihm und trat aus dem Dunkel am Bug des Bootes. Er richtete eine Mack10-Maschinenpistole auf Croaker, eine kompakte, automatische Waffe, die ihre Kugeln mit furchtbarer Geschwindigkeit ausspucken konnte.
    »Ist das nicht etwas übertrieben? Ich bin allein.«
    »Aber sie sind ein besonderer Mann«, sagte Antonio ernst. »Heitor hatte
Humaitás
Zauberstein, und doch haben sie ihn umgebracht.« Antonios Gesicht wirkte wie eine Maske, unter der die Muskeln zuckten, als wären sie Gefühle, die lange zurückgehalten worden waren. »Ich frage mich, was für eine verborgene Waffe sie benutzt haben.«
    Croaker hob seinen Stumpf. »Was für eine Waffe? Sie haben es geschafft, meine Hand abzumontieren, obwohl sie korrekt angebracht war.«
    Antonio schien ihn nicht zu hören. Seine bernsteinfarbenen Augen waren durch den Wirbel der Gefühle getrübt. »Ich habe um ihn geweint, Seňor. Verdad. Ich habe geschworen, ihn zu beschützen, und das habe ich getan, so gut ich konnte. Aber Heitor hatte letztendlich seinen eigenen Willen.«
    »Und dem ist er gefolgt, egal, was geschah«‚ sagte Croaker. »Es war immer so.«
    »Sie wissen alles, Schnüffler.« Antonio bemühte sich um einen verächtlichen Tonfall, brachte ihn aber nicht zustande. Sein Kopf fuhr herum. »Haben sie sich nicht gefragt, warum ich sie am Leben ließ? Ich brauche Sie, damit sie das Boot durch diesen verdammten Sturm steuern.«
    »Wohin?«
    Antonio berührte ihn mit der häßlichen, stumpfen Mündung der Mack-10 und bedeutete Croaker, nach achtern zu gehen. »Was glauben Sie, wohin?«
    Natürlich. Jetzt war es klar. Es hätte Croaker von Anfang an klar sein sollen.
    »Wollen sie es mir nicht sagen? Denken Sie, daß ich nicht Bescheid weiß?« Antonio lachte ihm ins Gesicht. »Wir gehen zu Bennies Rendezvous, und ich werde endlich
Humaitás
Gebeine bekommen.«
    »Ich kann mir denken, wie sehr es sie nach diesen Knochen gelüstet«, sagte Croaker, während er sich nach achtern dirigieren ließ. »Die in ihnen eingeschlossene Kraft macht den Zauberstein bedeutungslos.«
    »Nicht bedeutungslos, nein.« Antonio zuckte die Achseln. »Aber wenn ich beides besitze, ist es fast so, als wäre
Humaitá
auferstanden.« Er ballte eine Hand zur Faust und preßte sie gegen seine Brust. »Sein ganzes Wissen und seine ganze Macht werden sich dann hier befinden, in meinem Inneren.«
    Diese Möglichkeit war für Croaker ein beängstigender Gedanke. Er mußte um jedem Preis verhindern, daß Antonio in den Besitz von
Humaitás
sterblichen Überresten gelangte. »Ich kann mir keinen Reim darauf machen, warum sie es Heitor tun ließen.«, sagte er, während er das Steuer übernahm. »
Humaitá
hatte sie alles gelehrt und an sie geglaubt. Wenn er weitergelebt hätte, wäre Ihr Leben vollkommen gewesen. Und trotzdem haben sie sich entschlossen, all das auf dem Scheiterhaufen seiner Beisetzung zu verbrennen. Sie haben Heitor geholfen und ihm sogar verziehen. Gemeinsam haben sie die Wahrheit verschleiert und weitergemacht.«
    »Ich hatte keine andere Wahl, Seňor.«
    »Unsinn.« Croaker ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. »Letztlich sind unsere Entscheidungen alles, was wir unser eigen nennen können. Wir werden durch sie geprägt, Antonio, und bei Ihnen war das mit Sicherheit auch so.«
    Antonio grunzte. »
Madre de mentiras
, das Leben ist süß, wenn man alle Antworten kennt.«
    Croaker manövrierte das Boot langsam rückwärts durch den Kanal, den Stone Tree als Abzweigung vom Hauptwasserweg eigenhändig ausgehoben hatte. Er fand, daß Antonios

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