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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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hatte das Maul aufgerissen und spuckte und zischte.
    Er wich zurück. Guter Gott! Ein Rotluchs!
    Croaker zwang sich, sich nicht zu bewegen. Er beobachtete die funkelnden bernsteinfarbenen Augen, die ihn anstarrten‚ während das Biest knurrte und mit einer Vordertatze durch die Luft fuhr. Er trat langsam den Rückzug an, ohne den Blick von dem Rotluchs abzuwenden.
    In diesem Augenblick griff Heitor an. Er schien durch den Wind und den Regen zu fliegen, als er aus seinem Versteck zwischen den schwarzen Mangroven sprang. Er landete auf Croakers Rücken und rammte ihm die Faust in die Seite. Sie fielen in ein Gewirr verflochtener Mangrovenwurzeln am Ufer.
    Heitor stieß einen gabelförmigen Stock über Croakers künstliche Hand und preßte sie gegen den Boden. Da die Hand in dem klebrigen schwarzen Dreck feststeckte, fehlte Croaker die Hebelkraft, um sie effektiv einzusetzen. Undeutlich sah er Heitors gekrümmten Körper, als er die Wunde an seiner Schulter, wo ihn der Schuß verletzt hatte, mit einer Hand bedeckte. Croaker wollte das ausnutzen, aber Heitor schien nicht geschwächt zu sein.
    Ganz im Gegenteil. Plötzlich saß Heitor rittlings auf ihm und knallte ihm die Faust ins Gesicht. »Das war für das erste Mal, daß sie mir die Nase gebrochen haben.« Er schlug erneut zu. »Und das für das zweite Mal. Und dieser Schlag ist für die Narbe, die sie verursacht haben.«
    Croaker schmeckte Blut. Er verlor das Bewußtsein für einen Moment, während Heitor ihn mit den Fäusten bearbeitete.
    Die Attacke endete so plötzlich wie sie begonnen hatte. Croaker öffnete seine mit Blut und Dreck verklebten Augen. Heitor hielt
Humaitás
Zauberstein in der einen Hand, das Skalpell in der anderen. Der Schnitt, den Croaker seiner rechten Wange zugefügt hatte‚ wirkte roh und wütend, als würde die Wunde durch Heitors Wut pulsieren.
    »Antonio hat gesagt, daß ich auf ihn warten und sie nicht auf eigene Faust angreifen soll.« Er lächelte höhnisch. »Er ist vorsichtig und töricht! Nicht heute nacht. Mira, Seňor, wie
Humaitás
Geheimnisse meine Schulter heilen. Diese Nacht gehört dem Jäger!« Er beugte sich dicht über Croaker. »Blicken sie in meine Augen. Ich will, daß sie Ihren bevorstehenden Tod dort sehen.«
    Tatsächlich erkannte Croaker etwas Dunkles und Verzerrtes in Heitors Blick, und in seinem Inneren bebte es. War das ein echtes Gefühl, oder lag es an der Kraft der Suggestion? Angesichts seiner augenblicklichen Situation hatte er bei einer körperlichen Auseinandersetzung keine Chance. Aber es mußte einen anderen Ausweg geben.
    »Heitor«, sagte er, »erzählen sie mir, wie es möglich ist, daß Antonio immer noch in Rosa verliebt ist.«
    »Was soll der Unsinn?« Heitors Skalpell schwebte regungslos über Croakers Gesicht. »Glauben Sie, daß sie mich mit Lügen beherrschen können?«
    Croaker gab nicht nach, um sich das zu verschaffen, was am wertvollsten war: Zeit. »Haben sie es nicht gewußt? Daher kommt seine Schwäche für mich. Es gibt eine Verbindung zwischen Rosa und Sonia. Antonio hat sie gespürt, als wir uns in Sonias Haus begegnet sind.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er dort war.« Heitors Blick flackerte unsicher. »Er hat es mir nicht erzählt.«
    »Natürlich nicht.« Croaker bewegte seine im Schlamm steckende Hand und schuf sich ein wenig Bewegungsfreiheit unter dem gegabelten Stock. »Wenn er es getan hätte, hätten sie wissen wollen, warum er dort war. Und er hätte sich nicht getraut, Ihnen die Wahrheit zu erzählen. Er war gekommen, um sich an den Mord an Sonia zu erinnern und mir alles zu gestehen.«
    Heitors Blick trübte sich. »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Weil sie recht hatten. Rosa hatte ihn verändert. Sie hat ihm gesagt, daß er verdammt ist. Und als sie sie ermordet hatten, war das der Beweis dafür. Ich glaube, damals hat er zum erstenmal das Wesen des Bösen verstanden, das sie beide geschaffen hatten.«
    Auf Heitors Gesicht zeichnete sich eine gewisse Erleichterung ab. »Jetzt weiß ich, daß sie lügen. Warum hätte er weitermachen sollen, wenn ihr Gerede wahr wäre?«
    »Ganz einfach. Er konnte sich nicht stoppen.« Croaker hatte mit seiner Kunsthand tief genug gegraben, um sie wieder etwas bewegen zu können. »Ihr Lebensstil war zum Selbstzweck geworden. Er hatte ein Eigenleben bekommen. Stimmt's etwa nicht, Heitor?«
    »Das Spiel. Ja, ja.« Heitors Stimmfall war abweisend. »
Madre de mentiras
, sie reden nur über das Offensichtliche.«
    »Wenn man davon

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