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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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absieht, daß Antonio nicht länger damit leben kann, was sie angerichtet haben.« Croaker drehte seine Hand langsam im Dreck auf die Seite, so daß der Daumen nach oben zeigte. »Eigentlich konnte er es nie.
Humaitá
hat den Funken Menschlichkeit in Antonio erkannt und versucht, diesen Trumpf gegen sie auszuspielen. Ich habe recht, oder, Heitor?«
    »
Humaitá.
« Heitor biß die Zähne zusammen, während er das Wort wie einen Fluch ausstieß. »Er hat von Anfang an darauf bestanden, uns auseinanderzubringen. Er hat behauptet, daß wir unterschiedliche Individuen wären und das Band zwischen uns ignoriert. Nein, nein. Die Dunklen Steine wissen, daß das nicht stimmt. Er hat sich bemüht, das Band zwischen uns zu durchschneiden.
Hijo de putana!
Warum? Hatte er nicht begriffen, daß wir beide getrennt nicht überleben konnten?«
    Croaker begann zu verstehen. »Sie wollen sagen, daß sie allein nicht überlebt hätten, oder, Heitor?«
    »Nein!« Heitors Gesichtsausdruck hatte sich durch die Wut und die Erinnerung verfinstert. »Wir beide! Es geht immer um uns beide.«
    »Nicht immer.« Ein Versuchsballon. Croaker wußte, daß ihm nichts anderes übrigblieb. Leben oder Tod hing von der Wahrheit seiner Annahme ab. »Sie haben
Humaitá
nicht gemeinsam umgebracht, oder?«
    Schweigen. Der Wind, der durch die Mangroven tauschte, verursachte ein klagendes Geräusch.
    »Doch. Wir haben es gemeinsam getan.« Heitor klammerte sich wie ein Kind an einen liebgewordenen Glauben, der ihn vor der schrecklichen Wahrheit gerettet hatte.
    »Nein«, sagte Croaker. »Sie waren es. Sie waren immer der Jäger mit der unersättlichen Blutgier. Sie haben
Humaitá
allein ermordet.«
    Heitor war jetzt in Gedanken wieder in Asunción in jener dunklen Nacht auf dem Paraguay River. »Die Nacht, als ich ihn getötet habe, war wie diese. Es war stürmisch und regnete in Strömen. Ich habe ihn ertränkt. Ich erinnere mich an die Luftblasen, die aus seinem Mund aufstiegen, während die Luft aus seinen Lungen wich. Wunderbar. Und er war so ruhig’, als hätte er die ganze Zeit über gewußt, was passieren würde. Das hat mich zum Zittern gebracht.« Heitor benetzte seine Lippen. »Danach hat Antonio gesagt, ich hätte mich von der Hundeleine losgerissen. Er hat das Wort absichtlich benutzt, um mir klarzumachen, was für ein Tier ich sein konnte. Ich habe mir soviel Mühe mit dir gegeben, hat er gesagt. Und es stimmte. Er hatte mir wieder und wieder gesagt, wie wichtig
Humaitá
für uns wäre, aber ich kannte die Wahrheit. Ich hatte erkannt, daß der alte Mann versuchte uns zu vernichten und das besondere Band zwischen uns zu zertrennen. Und obwohl es mich schmerzte, habe ich diese Wahrheit selbst vor Antonio verborgen. Die Dunklen Steine wissen, daß er es nicht verstanden hätte. Ich wußte es auch. Er hätte versucht, mir Einhalt zu gebieten. Er hätte die Hundeleine angezogen, und ich hätte neben ihm kauern müssen. Ich hätte gekeucht und wäre vor Wut atemlos geworden. O ja. Wie viele Male hatte er es vorher schon getan?«
    »In dieser Nacht konnte Antonio nicht Ihren Aufpasser spielen«‚ sagte Croaker. »Rosa hatte recht. Indem sie
Humaitá
ermordet haben, haben sie Antonio verdammt. Er wurde vor Ihrem schlechten Gewissen zu Ihrem Helfershelfer. Und das ist es, was an ihm nagt.«
    Heitor stieß das Skalpell mit einem stummen Schrei auf Croakers Kehle zu, doch im gleichen Moment riß Croaker seine Kunsthand mit aller Kraft hoch. Sie zersplitterte den dicken Holzstab, und die Klinge des Skalpells glitt an dem Polykarbonat ab. Doch Heitors Entschlossenheit verlieh ihm so viel Kraft, daß das Messer das Fleisch an Croakers rechter Schulter durchbohrte.
    Heitor schrie. Das Blut aus Croakers Körper schien ihn noch mehr zu entflammen. Er drehte das Skalpell in der Wunde herum, und der Schmerz jagte durch Croakers Körper. Er stand kurz davor, das Bewußtsein zu verlieren, und spürte, wie er in eine andere Welt glitt, zuerst erstaunt und dann verängstigt darüber, mit welcher Leichtigkeit er alles loslassen und in den unermeßlichen Abgrund zurückfallen könnte.
    Dann erblickte er den dunklen Umriß seiner künstlichen Hand und erinnerte sich. Der kleine Funke der Erinnerung verstärkte sein Entsetzen, und das Adrenalin schoß in seinen Blutkreislauf. Wertvolle Momente verstrichen, während sich die Fetzen seines Bewußtseins wieder zusammenfügten.
    Croaker ballte die Faust, und der Druck zermalmte die kleine Kugel, die er in der Hand hielt. Er

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