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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Strebebalken hochzuklettern. Vielleicht nutzte Rafes Voraussicht auch Croaker. Am unteren Ende des Oberbaus des Katamarans schlang er seine Beine um den Strebebalken und griff mit der Hand nach einem der Aluminiumbalken, die unter dem Bootshaus verliefen. Er atmete tief durch und löste den Klammergriff seiner Beine.
    Für einen Augenblick hing er unter dem Bootshaus. Unter ihm glitten die Pontons über das dunkle Wasser, das von dem starken Wind gekräuselt wurde. Wenn er jetzt fiel, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit zerschmettert werden. Er schlang seinen linken Arm um den Balken und bewegte sich mühsam weiter auf die Mitte des Bootshauses zu. Er kam nur mit quälender Langsamkeit heran, verlagerte sein Gewicht von einer Armbeuge zur anderen. Jedesmal, wenn der Druck auf seiner linken Schulter lastete, mußte er wegen des Schmerzes, der ihn durchfuhr‚ die Zähne zusammenbeißen. Er spürte eine Hitze und dann einen brennenden Schmerz unter dem provisorischen Verband. Er blutete wieder, und das war kein gutes Zeichen. Trotzdem fühlte er sich nicht geschwächt. Auch das war bedenklich und konnte nur zu einer Katastrophe führen. Die riesigen Mengen an Adrenalin, die sein Körper ausgepumpt hatte, würden seine Schwäche übertünchen, bis es zu spät war. Er mußte Antonio angreifen, aber er würde zu langsam oder kraftlos sein, so daß Antonio ihn ohne Anstrengung niederstrecken würde.
    Seine Zähne begannen zu klappern, während der Katamaran immer schneller wurde und inzwischen auf hohen Wellen dahinschoß. Unter dem Bootshaus hängend, hielt Croaker Ausschau. Sie waren in südöstlicher Richtung gefahren und befanden sich jetzt auf dem offenen, tieferen Wasser des Whipray Basins. Direkt vor ihnen lag die kleine Kette der Buttonwood Keys.
    Croaker erreichte die Mitte des Bootshauses und blickte auf. Er sah den Gummiring, der die Luke einfaßte und wie ein dunkler Heiligenschein wirkte, der ihm zuzuwinken schien. Er streckte den rechten Arm aus, während er sich mit dem linken weiter an dem Aluminiumbalken festhielt. Der Regen und der Wind verschlugen ihm den Atem, und einmal mußte er für einen Augenblick die Augen schließen, weil ihn der Schwindel überkam.
    Er tastete in der Dunkelheit herum, fühlte aber nur eine glatte Fiberglas-Oberfläche. Wo war der Mechanismus, durch den sich die Luke öffnen ließ? War es vielleicht von dieser Seite aus gar nicht möglich? Er ließ den Kopf hängen. Wenn es von der Außenseite keinen Zugang zur Luke gab, war er Verloren.
    Er atmete ein paarmal tief durch und versuchte es erneut. Wieder erfolglos. Dann, beim dritten Versuch, ertasteten seine Fingerspitzen eine Fuge. Weil das Boot so heftig über die Wellen ratterte, hatte er sie erst nicht wahrgenommen. Seine Hoffnung stieg.
    Croaker vergrub die Fingernägel in der Fuge und versuchter die Luke hochzustemmen. Ein heftiger Schmerz schoß durch seine linke Schulter, und er schrie auf.
    Der Deckel aus Fiberglas öffnete sich mit einem Geräusch, das vom Wind halb erstickt wurde. Dahinter befand sich ein niedriger Schacht, in dem er ein kleines Rad sah. Croaker gestattete sich einen Augenblick der Erleichterung, während er das Rad nach links drehte. Als er den Anschlag erreicht hatte, öffnete er die Luke und kletterte, auf die Ellbogen gestützt, hindurch.
    Oben lehnte er sich gegen ein Schott. Zitternd griff er nach dem Teppich und hüllte sich darin ein. Er schmeckte Blut und spürte, daß es warm und zähflüssig an seiner Seite hinabrann. Am liebsten hätte er den Kopf zurückgelegt und wäre eingeschlafen.
    Er riß sich zusammen, Panik ergriff ihn. Beinahe hätte er das Bewußtsein verloren. Während er aufstand, streifte er den Teppich von seinen Schultern. Als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, merkte er, daß er etwas unsicher auf den Beinen stand. Außerdem wurde er weiterhin von leichten Ohnmachtsanfällen bedrängt. Um sich wach zu halten, begann er, die Stunden bis zu dem Zeitpunkt rückwärts zu zählen, da er zuletzt geschlafen hatte.
    Das war ein Fehler.
    Er fuhr erneut auf und merkte, daß er mit hängendem Kopf an der Tür lehnte. Er schlug sich hart auf die Wange. Dann drehte er den Knopf und öffnete langsam und leise die Tür.
    In Rafes Privatraum war niemand, aber Croaker hörte durch die halbgeöffnete Tür Stimmen aus dem großen Salon. Das mußten Rafe und Antonio sein; die Besatzungsmitglieder waren mit Sicherheit alle an Deck, um den Katamaran durch das rauhe Wetter zu

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