Schwarze Heimkehr
bewußt, daß er Sonias Hand wie einen Rettungsring auf hoher See festhielt. Sein Herz pochte so laut, daß er das Gespräch kaum hören konnte. »Wann war das, vor zwölf Jahren?«
»Vor vierzehn Jahren«‚ sagte Matty. »Vor vierzehn Jahren, einem Monat und siebzehn Tagen.« Sie versuchte zu lächeln, aber es mißlang ihr völlig. Sie atmete tief durch. »Bei Rachels Taufe.«
»Wie konnte ich das nur vergessen«, antwortete er freudlos.
»Sie ist jetzt fünfzehn.«
»Ich habe während der ganzen Zeit nichts von euch gehört.«
»Ich glaube nicht, daß du je versucht hast, Kontakt mit uns aufzunehmen.«
»Nach allem, was du mir gesagt hast, hatte ich keinen Grund, davon auszugehen, daß du mich sehen wolltest.«
»Okay. Ich hatte es verdient.«
Er starrte sie mit versteinertem Blick an.
»Lew ….«
»Was ist? Du hast dich ins gemachte Bett gelegt und Donald Duke geheiratet. Du wolltest doch nichts anderes als so ein Leben, zumindest hast du mir das wieder und wieder erzählt.«
Matty weinte. »Das ist lange her.«
»Lew«, sagte Sonia. »Was ist hier los?«
»Es hat sich alles geändert.« Matty fuhr fort, ohne auf Sonias Worte einzugehen. »Donald hat mich verlassen.«
Croaker beobachtete ihren Gesichtsausdruck. »Was willst du von mir, Matty? Sollte ich überrascht sein oder Mitgefühl zeigen?« Er war sich schmerzhaft der Tatsache bewußt, daß ihn seine Gefühle übermannten, während die Erinnerungen zurückkamen. Er mußte sie verdrängen. »Ach, wie gedankenlos ich bin. Ich habe euch noch nicht vorgestellt. Sonia Villalobos. Matty Duke, meine Schwester.«
In dem erstaunten Schweigen ließ Croaker Sonias Hand los. »Vor achtzehn Jahren hat sie einen Mann namens Donald Duke kennengelernt ….«
»Lew, nicht ….« bat Matty.
»Er war ein Untemehmensplünderer, ein Hai, der sich am Unglück anderer Menschen bereicherte. Er schlachtete eine Firma nach der anderen aus, verkaufte ganze Geschäftsbereiche und feuerte die Angestellten.«
»Jesus«‚ sagte Matty. »Du redest über ihn, als wäre er ein Krimineller gewesen.«
Croaker konzentrierte sich auf Sonias Gesicht, während der Zorn erneut in ihm hochstieg. »Er hat Leute, die ihm nicht paßten, aus den Führungsetagen gejagt und sie aus New York vertrieben. Vielleicht hat es ihm sogar Spaß gemacht.«
»Hast du Beweise dafür?« fragte Matty. »Es gab keine.«
Sein Blick flackerte. »Und trotzdem hat meine Schwester ihn geheiratet. Sie hat sich von seinem Lebensstil blenden lassen. Oder, Matty?« Matty biß sich auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus. »Natürlich war es so. Sie wollte nicht auf meine Warnungen hören, die sie nur wütend gemacht haben. Ich habe ihr gesagt, was für einen Kerl sie da heiraten wollte. Aber sie hat den Sachverhalt auf den Kopf gestellt und mich beschuldigt, daß ich auf Donalds Reichtum und auf seine Stellung neidisch sei. Sie hat sich über mich lustig gemacht, weil ich ein Cop war und die Welt aus der kleinkarierten Sicht eines Polizisten sah.« Er senkte den Kopf. »Hast du dich nicht so ausgedrückt, Matty? Und was hast du noch gesagt? ›Du bist so armselig, Lew. Du wirst genau wie unser Daddy mit dem Gesicht nach unten in der Gosse enden.‹« Er schüttelte den Kopf. »Der Luxus, das Geld und die Macht waren ihr mehr wert als ihre Familie. Sie traf Duke, und plötzlich störte die Familie, die sie großgezogen hatte.«
»Das ist nicht wahr«, protestierte Matty.
»Was ist nicht wahr? Erzähl es mir.« Er beobachtete ihren Gesichtsausdruck. »Während der Hochzeit hast du dich nur mit Donalds reichen Freunden beschäftigt, während wir allein und isoliert dasaßen. Du hast ihn nie zu uns nach Hause mitgebracht. Unsere Mutter wollte ihn zum Essen einladen, aber du hast ihr nie eine Chance gegeben.«
»Hör auf!« rief Matty verletzt. »Du verstehst nichts!«
Aber Croaker war nicht aufzuhalten. »Und noch schlimmer war, daß du uns bestrafen wolltest, indem du Rachel von uns fernhieltst. Unsere Mutter starb, ohne daß sie die Möglichkeit gehabt hätte, ihre Enkelin kennenzulernen. Du hast uns ausgeschlossen, und das hat ihr das Herz gebrochen. Von mir ganz zu schweigen.«
Er wandte sich Sonia zu. »Als Rachel getauft wurde, hatte ich endgültig die Schnauze voll. Ich habe Matty gesagt, was ich von ihrem Ehemann und ihrem neuen Leben hielt.«
»Verdammt‚ Lew, du hast Donald bedroht. In der Kirche!« Matty zitterte. »Vor allen anderen.«
»Und ich habe jedes Wort ernst gemeint.«
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