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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Nacht hing. Über ihnen glänzten die Sterne. Man hörte nur das sanfte Geräusch der Brandung, und die geräuschvolle Szenerie der Bar schien eine Million Meilen entfernt zu sein. Man mußte nicht einmal die Augen schließen, um daran zu glauben, daß man sich am äußersten Rand des Universums befand.
    Sie blickten auf. Die Sterne am samtfarbenen Himmel schienen heller als sonst zu leuchten. Weit weg schimmerten die Lichter der Florida Keys wie eine Perlenkette, die um einen wundervollen Hals geschlungen war.
    »Werden sie mich fragen, ob ich heute nacht mit Ihnen ins Bett gehe?« fragte Sonia.
    Croaker lachte überrascht. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken.«
    »Sehr beruhigend«, sagte sie. »Ich lasse mich auf solche Geschichten nicht ein, nicht einmal für Bennie.«
    »Das wird ihm wohl auch klar sein«‚ sagte Croaker, der sich an die Geschichte von der Perle in der Auster erinnerte.
    Ihre Augen blitzten amüsiert. »Sie sollten mich nicht falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Sex. Aber ich ziehe es vor, mir meine Liebhaber selbst auszusuchen. Und außerdem ich meine, heutzutage hat es auch seine schlechten Seiten, und ich mache mir Sorgen über gewisse Dinge.« Sie atmete tief durch.
    »Zum Beispiel Aids«‚ antwortete Croaker.
    Sie blickte aufs Meer, und in ihren Augen glänzten Tränen. »Einer meiner Freunde ist sehr krank.«
    Sie mußte nicht mehr sagen. Plötzlich schien es für sie wichtig zu sein, daß Croaker an ihrer Seite war.
    »Ich war achtzehn Jahre alt, als mein Vater starb«, sagte er. »Er war ein Cop, und deshalb wurde ich auch Polizist. Ich fand es nur konsequent, seinem Beispiel zu folgen, weil er eine hohe Moral besaß. Er schien all das Teuflische in dieser Welt anzuziehen, aber er hat immer Widerstand geleistet. Er wußte, was es hieß, das Gesetz zu verteidigen.« Croaker hielt ihre Hand und stellte sich vor, daß sein Vater neben ihm saß. Sein Vater lächelte und schob seinen Hut zurück.
    Croaker blickte in Sonias wundervolle Augen. »Man hat ihn kaltblütig ermordet. Keine drei Blocks von unserer Wohnung entfernt hat man ihm in einer Seitengasse ein paar Kugeln in den Rücken gejagt. Er muß den Mörder gekannt und ihm vertraut haben. Das war die einzige Möglichkeit, um an ihn heranzukommen. Sie haben jemanden korrumpiert, der ihm nahestand.«
    Croaker berührte sanft ihr Kinn mit seiner Hand. »Er war ein guter Mann und hatte es nicht verdient, vor der Zeit zu sterben. Diesen Tod hatte er nicht verdient.« Sein Blick suchte ihren. »Vielleicht verhält es sich mit ihrem Freund ähnlich?«
    Sie nickte und begann zu weinen. Als er ihre Tränen weggewischt hatte, lächelte sie, und die Musik verdrängte die düstere Atmosphäre, die sich über sie gelegt hatte. Sie stand nah vor ihm, und ihre Augen und Lippen glänzten durch das gebrochene Licht, das aus dem Club ins Freie strömte.
    »Ich weiß nicht, was ich von diesem Abend erwartet habe, aber ich glaube, ich habe nicht erwartet, jemanden wie sie zu treffen.« Sie stellte ihren Drink auf dem hölzernen Geländer ab, ergriff seine linke Hand und hielt das bläuliche Metall ins Licht. »Erzählen sie mir etwas darüber.«
    »Das ist ein komischer biomechanischer Apparat«, antwortete Croaker. Er dachte schon lange nicht mehr darüber nach. »Ich habe meine Hand bei einer Auseinandersetzung in Japan verloren, und ein Team von Mikroingenieuren hat diesen Prototyp entwickelt. Er wird von zwei Lithium-Batterien mit Energie versorgt, aber sie können mir glauben, daß auch jede Menge von mir da drin ist. Da gibt es Knochen aus Bor, Titaniumgelenke und Nägel aus rostfreiem Stahl, aber auch künstlich regenerierte echte Nerven und Sehnen von mir. Sie sind aber so gut abgeschirmt, daß ich meine Hand ins Feuer legen könnte, ohne mehr als eine angenehme Wärme zu spüren.«
    Ihre Finger glitten mit ungewohnter Zärtlichkeit über die mattschwarze Handfläche aus Polykarbonat und die Finger aus Titanium. »Muß sie manchmal repariert werden wie ein Auto?«
    »Eigentlich sollte ich gelegentlich nach Tokio zurückkehren, damit das Chirurgenteam Anpassungsmaßnahmen vornehmen kann, aber ich habe keine Lust dazu. Ich wechsle nur alle sechs Monate die Batterien aus.« Er blickte auf ihr fasziniertes Gesicht und hoffte, daß sie nicht zu den Frauen gehörte, die sich davon abschrecken ließen. Auch das war schon vorgekommen. »Das ist jetzt sieben Jahre her, und ich habe den Verdacht, daß sie mir ein neues Modell

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