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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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annahmen. Die Mikrowelle piepte, und sie öffnete automatisch die Tür. Die Küche duftete nach Zimt, Walnüssen und Kaffee. Mit leerem Blick starrte Matty in das Innere der Mikrowelle. »Was in Gottes Namen tut sie sich nur an, Lew?«
    »Ich weiß es nicht‚« Croaker beobachtete, wie sie das Kaffeegebäck auf zwei Teller legte. Sie leckte sich die Fingerspitzen ab und schenkte den Kaffee in blaßgrüne Tassen ein, aber ihre blankliegenden Nerven spielten ihr einen Streich, und sie verschüttete etwas Kaffee. Schnell war Croaker hinter ihr und stützte ihre Hand.
    »Mein Gott ….« Zitternd lehnte sie sich an seinen starken Körper. »Meine Tochter und ich hatten keine besonders ausgeprägte Beziehung zueinander. Die bittere Wahrheit ist, daß ich nicht weiß, wer sie eigentlich ist.«
    Croaker hielt sie zärtlich fest, während sie sich zu sammeln versuchte.
    »Ich werde das Gebäck und den Kaffee rüberbringen«, sagte er.
    Aber sie schüttelte den Kopf und löste sich langsam von ihm. »Nein, das muß ich selbst tun, und ich werde es schaffen.«
    Sie schenkte die Kaffeetassen voll, und Croaker sah, daß ihre Hände nicht mehr zitterten. Dann stellte sie die Teller und Tassen auf ein Tablett und führte Croaker ins Eßzimmer. Sie setzte sich und strich sich seufzend die Haare aus dem Gesicht. »Mein Gott, ich fühle mich, als hätte ich einen Fremden geheiratet.«
    Er biß von dem Kaffeegebäck ab. »Es ist noch gar nicht lange her, daß ich eine Beziehung mit einer verheirateten Frau hatte. Einer unglücklich verheirateten Frau«‚ fügte er hinzu, als Matty die Augenbrauen hochzog. »Aber es war trotzdem nicht okay.« Er knabberte an dem Tortengebäck und spülte es mit dem starken Kaffee hinunter. »Wie dem auch sei«, fuhr er fort, »diese Frau hatte eine Tochter. Sie war ein wunderschönes und kluges Mädchen, aber krank. Bulimie. Sie ist wegen ihrer Eltern krank geworden. Sie hatten eine fürchterliche, fast feindliche Beziehung, und das Mädchen war sich dessen nur zu bewußt.«
    Matty rührte die Milch in ihrem Kaffee um und schwieg eine Weile. »Siehst du da eine Parallele?« fragte sie dann.
    »Das Mädchen glaubte, daß es nicht geliebt wurde.«
    Er sah, wie seine Schwester erstarrte. Sie errötete und begann zu zittern. »Ich liebe meine Tochter«, flüsterte sie.
    »Ich weiß. Ich habe auch nur gesagt, daß das Mädchen glaubte, daß es nicht geliebt wurde. Das ist nicht dasselbe, wie wenn man tatsächlich nicht geliebt wird. Ihre Mutter hat sie sogar verzweifelt geliebt.«
    »Bei mir ist es nicht anders.« Matty blickte ihn flehend an. »Neben dir ist sie der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet, Lew. Aber ich frage mich, was ist, wenn ich das zu spät erkannt habe?«
    »Ich brauche ein paar Informationen. Wo war Rachel, als du in England mit Donald auf der Jagd warst, in Argentinien Polo gespielt hast und in Newport gesegelt bist?« Er wartete einen Moment lang. »Sie hätte dich damals gebraucht. Es muß so gewesen sein. Kleine Mädchen brauchen ihre Mütter.«
    Matty kratzte mit einem Fingernagel langsam und methodisch die Walnüsse aus dem Tortengebäck. Sie tat es so lange, bis sie ein Loch durch den Kuchen gebohrt hatte.
    »Ich habe damals versucht, für sie dazusein. Aber Donald war so beharrlich. Auch er hat mich gebraucht. Er hatte mir so viel gegeben und mir so viele Türen geöffnet. Deshalb habe ich ihn begleitet und Rachel einem Kindermädchen überlassen.« Matty umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen, als versuchte sie, sich an einem Feuer zu wärmen. Ihre Knöchel waren weiß, und ihr Blick wirkte - trostlos und leblos. »Was ist nur geschehen?« fragte sie schließlich. »Was ist mit ihr geschehen, als ich nicht bei ihr war?« Sie zitterte vor Angst. »Glaubst du, daß Rachel es ernst meint, wenn sie sagt, daß sie mich haßt?«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle, ich bin in dieser Familie noch ein Neuling«‚ sagte Croaker. »Was denkst du ?«
    »Sie nimmt Drogen, Lew, und trifft sich mit Typen, von denen ich nichts weiß. Nachts geht sie…. Ich weiß nicht, wohin sie geht. Und als sie aus dem Koma aufwachte, wollte sie mit dir sprechen, nicht mit mir.« In ihren Zügen lag Betroffenheit. »Jetzt möchte ich einfach nur noch alles wiedergutmachen. Ich möchte sie fest in den Armen halten und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe - aber was, wenn es zu spät ist?«
    Sie stockte, und Croaker drückte ihre Hand. Er wollte ihr sagen, daß es nicht zu spät sei, aber das kam

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